Kaum Chancen für einen Behindertenlift in Zumikon
Der Blinde Walter Weber wünscht sich leichteren Zugang zur Forchbahn. Die beiden wählerstärksten Parteien, SVP und FDP, lehnen dies aber genauso ab wie der Gemeinderat. Zu teuer, sagen sie.
Von Frank Speidel Zumikon – Ein Lift würde Walter Weber das Leben erleichtern. Der Zumiker wohnt neben der Forchbahn-Haltestelle Waltikon und ist blind. Will er den Zug nach Zürich nehmen oder auf die andere Seite der Gleise gelangen, muss er 46 Treppenstufen meistern. «Dann habe ich jeweils gleich den Handlauf geputzt», scherzt er. Aber er hat ein Anliegen, das er ernst meint. Er möchte erreichen, dass an der Haltestelle in Waltikon ein Lift gebaut wird. Deshalb hat er eine Initiative eingereicht, die am kommenden Dienstag vor die Zumiker Gemeindeversammlung kommt. Der Lift solle eine «Ungleichbehandlung» ausmerzen, schreibt Weber im Initiativtext. Er denkt dabei nicht nur an sich, sondern auch an Mütter oder Väter mit Kinderwägen, an Rollstuhlfahrer oder an Gehbehinderte. Diese müssen derzeit einen Umweg über das Ende des Perrons in Kauf nehmen.Das war bereits an der Gemeindeversammlung vor drei Jahren ein Thema, als es um die Sanierung der Station ging. Eine Zumikerin wollte damals wissen, ob der Bau eines Lifts geprüft worden sei. Der Gemeinderat antwortete, dies sei der Fall, aber man sei zum Schluss gekommen, dass die Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen stünden. 580 000 Franken hätte der Einbau nach den damaligen Schätzungen gekostet. Kosten, welche die Gemeinde allein hätte tragen müssen. «Anmassend vom Gemeinderat» An der Haltung des Gemeinderats hat sich seither nichts geändert. Er lehnt den Bau des Lifts weither ab. Auch von der Forchbahn und vom Zürcher Verkehrsverbund darf sich Walter Weber keine Unterstützung erhoffen: Sie erachten die heutige Situation in Waltikon als behindertengerecht und schliessen deshalb eine finanzielle Beteiligung aus. Diese ablehnende Haltung ist für Weber unverständlich. Der Gemeinderat masse sich an, beurteilen zu können, was für Menschen mit einem Handicap zumutbar sei und was nicht. «Die Betroffenen selber sind aber letztendlich die einzigen Experten, die ihre individuellen Mühen und Nöte beurteilen können», sagt er.Bei den Parteien im Dorf herrscht Uneinigkeit über Webers Initiative. CVP und SP empfehlen ein Ja. «Das Anliegen, künftig keine Umwege mehr in Kauf nehmen zu müssen, ist berechtigt», begründet dies Uwe Koch, der Präsident der Zumiker Sozialdemokraten. Der Präsident der FDP dagegen lehnt die Initiative ab – aus dem gleichen Grund wie der Gemeinderat: «Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen», sagt Conrad Bruggisser. Ein Nein ist auch seitens der SVP zu erwarten. Die Parteiversammlung, an der die Parole gefasst wird, hat laut Präsident Hans U. Strek-eisen zwar noch nicht stattgefunden, der Vorstand habe sich aber bereits dagegen ausgesprochen. Für Walter Weber ist es mühevoll, an der Haltestelle Waltikon die Treppe zu benutzen. Foto: Frank Speidel
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