Katholiken oder Rohingya? Der Papst setzt zum Drahtseilakt an
Papst Franziskus ist zu Besuch in Burma. Es wird erwartet, dass er sich für die Rechte der Rohingya einsetzt – doch seine eigene Kirche will nicht, dass er das Wort überhaupt gebraucht.
Im Schatten der Rohingya-Flüchtlingskrise ist Papst Franziskus am Montag in Burma eingetroffen, der ersten Station seiner Südostasien-Reise. Auf dem Flughafen von Rangun wurde er von örtlichen Kirchenvertretern willkommen geheissen.
Tausende Katholiken aus dem ganzen Land waren gekommen, um Franziskus zu begrüssen. Viele säumten die Strassen, um dem Papst bei seiner Fahrt in die Stadt zuzuwinken. Sie trugen traditionelle Kleidung, spielten Musik und schwenkten Fähnchen und Plakate.
Diplomatischer Drahtseilakt
Franziskus wird mit De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und der mächtigen Militärführung sprechen sowie buddhistische Mönche und katholische Jugendliche treffen. Anschliessend reist das Oberhaupt der katholischen Kirche nach Bangladesh weiter, das ebenso wie Burma von der Rohingya-Flüchtlingskrise erschüttert wird. Dort wird der Papst mit einer kleinen Gruppe Rohingya zusammentreffen und an einem interreligiösen Treffen teilnehmen. Die Reise geht am Samstag zu Ende.
Der Burma-Besuch ist besonders wegen der muslimischen Rohingya ein diplomatischer Drahtseilakt: Die katholische Kirche in Burma hat den Papst öffentlich gebeten, nicht die Bezeichnung Rohingya zu verwenden, weil diese in Burma von vielen nicht als Volksgruppe, sondern als illegale Zuwanderer betrachtet werden, obwohl einige schon seit Generationen dort leben.
Katholiken fürchten sich vor Repressalien
Der Papst hat bei früheren Gelegenheiten allerdings bereits für «unsere Rohingya-Brüder und -Schwestern» gebetet. Rohingya sei kein verbotenes Wort, sagte ein Vatikansprecher jetzt. Doch Kardinalstaatssekretär Petro Parolin vermied in einem Interview kurz vor Abflug den Begriff. Sollte Franziskus dies in Burma ebenso halten, würde ihm das als Einknicken vor dem Militär ausgelegt. Sollte er dagegen die Rohingya bei diesem Namen nennen, könnten dies viele in Burma als Einmischung betrachten.
Die kleine katholische Minderheit fürchtet, dass sie selbst unter Repressionen zu leiden haben könnte, falls sich Franziskus erneut für die Rechte der Rohingya starkmacht, von denen nach Aktionen der Sicherheitskräfte etwa 620'000 aus Burma nach Bangladesh geflohen sind. Die Vereinten Nationen und die USA haben Burma vorgeworfen, dass es sich bei der Verfolgung der Rohingya um eine systematische ethnische Säuberung handle.
AP/mch
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