«Karl war ein Kämpfer»
Karl Slym, der die problembeladene Autosparte des indischen Mischkonzerns Tata führte, hat sich offenbar das Leben genommen. Geschäftlich ging es eben gerade erst wieder bergauf.
Der 51-jährige Karl Slym war am Sonntag aus dem 22. Stock des Shangri-La-Hotels in Bangkok gestürzt. Die Polizei geht von einem Selbstmord aus. Es gab keine Anzeichen eines Kampfes. Auch einen Unfall schliessen die Behörden aus. Slyms Frau, die mit ihm das Hotelzimmer teilte, reagierte überrascht, als man sie weckte, um ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes zu übermitteln.
Möglicherweise wird der Abschiedsbrief Aufschluss über die Motive des Chefs der Autosparte von Tata geben. Der Brite Slym kümmerte sich direkt um die Autogeschäfte des grössten indischen Konzerns in Indien selber, aber auch in weiteren Ländern wie Südkorea, Thailand und Südafrika. Nach Bangkok war er für ein Vorstandstreffen der thailändischen Tochter gekommen. Nicht in Slyms Aufgabenbereich fielen die Marken Jaguar, Range Rover und Land Rover, die auch zu Tata gehören.
Der Chef des Tata-Konglomerats, Cyrus Mistry, lobte Slym als geschätzten Kollegen, der «grosse Führungsstärke in einer schwierigen Phase für die indische Autoindustrie» gezeigt habe. Weitere Informationen gab der Konzern nicht bekannt, eine Autopsie der Leiche Slyms sollte heute noch in Bangkok beginnen.
Slym war ein angesehener Manager in der Branche. Bevor er im Oktober 2012 zu Tata stiess, war er Vizepräsident des China-Joint-Ventures von General Motors. Davor hatte er das Indien-Geschäft von General Motors geleitet.
«Karl war ein Kämpfer»
Analysten schätzten Slyms Arbeit laut der «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) positiv ein. «Die letzten paar Jahre waren schlecht für die Unternehmensgruppe, besonders das Geschäft mit Personenwagen in Indien», zitiert das Blatt den Chef eines Beraterunternehmens für die Autoindustrie in Schwellenländern, Deepesh Rathore. «Karl war ein Kämpfer. Der Weg zurück zum Erfolg wäre lang gewesen, aber Karl schien auf der richtigen Spur zu sein.» Denn er habe die Industrie gekannt und «er hatte bereits den halben Weg eines Turnaround-Plans hinter sich», sagt Rathore.
Im letzten Berichtsquartal, das im September 2013 endete, verbuchte Slyms Autosparte einen Verlust von umgerechnet 115 Millionen Franken. Gute Geschäfte bei Jaguar und Land Rover konnten die Scharte aber auswetzen. Die gesamte Autosparte von Tata verzeichnete im letzten Berichtsquartal einen Gewinn von rund 50 Millionen Franken. Auch andere Unternehmensbereiche der Tata-Gruppe, zu der unter anderem auch Stahl- und IT-Geschäfte zählen, waren profitabel.
Inder akzeptieren Nano nicht
Tata Motors hatte insbesondere unter dem Flop seines gross angekündigten Billigwagens Nano zu leiden. Er konnte sich auf dem indischen Markt, für den er hauptsächlich gedacht war, nie durchsetzen. Slym wollte den Nano mit neuen Modellen der Mittelschicht schmackhaft machen. Ausserdem wollte er die Landesgesellschaften unter einem Holdingdach zusammenfassen.
Es sei nun unklar, wie es weitergeht mit der Autosparte, schreibt die «Financial Times». Die Investoren reagierten verunsichert. Die Aktien von Tata Motors gaben um satte 6 Prozent nach. In zwei Wochen, zum Start des Autosalons in Delhi, wurden ohnehin weitere Informationen zu den Unternehmensplänen erwartet. Bis im Oktober sehen die Marktbeobachter laut «Financial Times» den indischen Markt für Personenwagen aber noch im Rückwärtsgang.
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