Museum Kleines KlingentalKann das bleiben oder muss es weg?
Was tun mit den Wandbildern von Ernst Stückelberg? Eine Podiumsdiskussion zeigt Möglichkeiten, wie zukünftig damit umzugehen ist – oder auch nicht.

Um 1875 schmückte der Basler Maler Ernst Stückelberg den Salon des Erimanshofs, seines eigenen Wohnsitzes, am Petersgraben mit Wandbildern aus. In diesem halb öffentlichen Bereich zeigte er nicht nur sein Können, sondern auch seine Italiensehnsucht, die im 19. Jahrhundert weitverbreitet war und ihn ein Leben lang begleitete. 1937 wurde das Haus am Petersgraben abgerissen, grössere und kleinere Fragmente der Salonmalereien wurden demontiert und werden derzeit in einer repräsentativen Ausstellung zu Leben und Werk Ernst Stückelbergs im Museum Kleines Klingental gezeigt.
Neu kontextualisieren
Wie mit solchen erhaltenen Fragmenten in Zukunft umgegangen werden soll und ob für die Wandbilder Ernst Stückelbergs eine reelle Überlebenschance besteht, darüber diskutierten unter der Leitung von Daniel Schneller, Leiter der Kantonalen Denkmalpflege, Katrin Grögel, Leiterin Abteilung Kultur des Präsidialdepartements, Pierre de Meuron, Architekt, und Dieter Schnell, Leiter MAS Denkmalpflege und Umnutzung der Berner Fachhochschule.

Daniel Schneller fragt einleitend nach dem Stellenwert dieser Werke. Katrin Grögel versucht eine Kontextualisierung: Geschaffen für einen halb öffentlichen Bereich, dienten sie auch immer der Akquise und der Präsentation des eigenen Schaffens. Ob sie im Kunstmuseum am richtigen Ort seien, bestimme das Museum selbst, überdies sei es nur ein geringer Prozentsatz der vorgeschlagenen Werke, der dann auch tatsächlich aufgenommen würde. Dieter Schnell stellt die Frage, ob die Werke künstlerisch oder kulturhistorisch wertvoll seien. Zudem wünschte er sich, dass die Vorgehensweise des Erhalts der Fragmente in eine Neupräsentation einfliesst, da sie Teil dieser spezifischen «Bildgeschichte» seien. Pierre de Meuron verweist auf die Bedeutung von Spolien, also der Wiederverwendung ursprünglicher Materialien, und nennt als Beispiel Herzog & de Meurons Haus in Tavole, das Ende der 1980er-Jahre entstand und wo die Steine des alten Gebäudes im Neubau wiederverwendet wurden. Zudem präsentierte er Hans Rudolf Schiess’ Glasscheiben, die einst für die Handwerkerbank geschaffen, in Richard Meiers White Plaza neben der Markthalle neu inszeniert wurden.
Wohin damit?
Katrin Grögel ergänzt die Beispiele mit den Wandgemälden von Rudolf Maeglin im Sandgrubenschulhaus, die aus dem Altbau entfernt und im Neubau wiederum installiert wurden, wobei eine neue Arbeit von Claudia und Julia Müller auf die Arbeiten von Maeglin korrespondierend eingeht. Die Podiumsteilnehmer sind sich einig, dass die Arbeiten von Stückelberg nicht eingelagert, sondern wiederverwendet werden sollen. Wie und wo dies geschehen solle, darüber waren sich die Anwesenden allerdings uneinig.
Dieter Schnell schlug einen Wettbewerb vor, wobei eine Jury die Auswahl treffen sollte; ob sich für die Wandbilder überhaupt Bewerber finden würden, vermochte er nicht zu sagen. Pierre de Meuron konterte mit dem Vorschlag einer Neuordnung der Erdgeschossräume des Museums Kleines Klingental und einer Platzierung der erhaltenen Wandfragmente zwischen den Münsterfiguren. Daniel Schneller schloss die Diskussion mit dem sibyllinischen Hinweis, die Fragmente befänden sich nach wie vor in Privatbesitz. Prompter Kommentar aus dem Publikum: Dann erübrigt sich ja die ganze Diskussion.
Stückelbergs wiederentdeckte Wandbilder. Fragmente aus einem Basler Künstlersalon.
Museum Kleines Klingental. Bis 10. März 2024. www.mkk.ch
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