Kambodscha gewinnt Streit um Unesco-Tempel
Seit Jahrzehnten zanken sich Thailand und Kambodscha um einen wertvollen Tempel im Grenzgebiet. Der Internationale Gerichtshof hat nun ein Urteil gesprochen. Anwohner fürchten neue Ausschreitungen.
Kambodscha hat den Streit mit Thailand über einen im Grenzgebiet liegenden Tempelbezirk gewonnen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag sprach Kambodscha am Montag die Souveränität über das Gebiet, in dem sich der 1000 Jahre alte Tempel Preah Vihear befindet, einstimmig zu. Thailand sei dazu verpflichtet, Militär und Polizei aus dem Gebiet abzuziehen, hiess es.
Der Internationale Gerichtshof hatte bereits 1962 entschieden, der Tempel Preah Vihear, der zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, befinde sich in Kambodscha. Thailand jedoch hatte argumentiert, das Gericht habe keine endgültigen Grenzlinien rund um das Gelände des Tempels gezogen.
20 Tote, Tausende vertrieben
In der Vergangenheit kam es zwischen den Armeen beider Länder wegen des umstrittenen Gebiets regelmässig zu Auseinandersetzungen. Bei Kämpfen starben rund 20 Menschen, Tausende wurden vertrieben. Die Gespräche über einen Abzug der Truppen führten zu nichts. 2011 richtete der Internationale Gerichtshof rund um das Gebiet eine entmilitarisierte Zone ein.
Das Gericht zeichnete mit seinem Urteil die Landkarten nicht neu, sagte aber, das Vorgebirge sei zu fast allen Richtungen durch steile Böschungen begrenzt. Zum Norden hin gelte die Grenzlinie, die 1907 von französischen Offiziellen gezogen worden sei.
«Ein Geschenk für Kambodscha»
Der Aussenminister Kambodschas, Hor Namhong, sagte, er sei glücklich über die Entscheidung, auch wenn Kambodscha nicht so viel Land zugesprochen bekommen habe wie erhofft. Im kambodschanischen Staatsfernsehen sagte er, die Entscheidung sei «ein Geschenk des Internationalen Gerichtshofes für unser Königreich Kambodscha».
Der thailändische Aussenminister Surapong Tovichakchaikul sagte, das Urteil beinhalte für beide Seiten zufriedenstellende Ergebnisse. Die beiden Nachbarn würden zusammen daran arbeiten, es umzusetzen. In einer Fernsehansprache sagte Regierungschefin Yingluck Shinawatra, ihre Regierung werde prüfen, wie die Entscheidung befolgt werden könne, aber sie betonte auch die Wichtigkeit, mit Kambodscha zusammenzuarbeiten. «Thailand und Kambodscha trennt eine 800 Kilometer lange Grenze», sagte sie und fügte hinzu, die südostasiatischen Nachbarn seien aufeinander angewiesen, um Wohlstand zu erhalten.
Neue Gefechte werden befürchtet
Am Wochenende waren Soldaten beider Seiten in der Nähe der Tempelanlage präsent. Dorfbewohner, die in der Nähe des Tempels wohnen, fürchteten, dass die Gerichtsentscheidung neue Militäraktionen auslösen könnte. So haben einige Familien das kambodschanische Dorf Srah Kdol, das rund 20 Kilometer vom Tempel entfernt ist, bereits verlassen, andere schachteten Löcher für Bunker aus.
Die Unesco hatte den Tempel, der auf einer felsigen Hochebene mit Blick über beide Länder liegt, 2008 in ihre Weltkulturerbe-Liste aufgenommen. Er stelle in Bezug auf Planung, Verzierungen und die Beziehung zur spektakulären Landschaft ein «ausserordentliches Meisterwerk» der Khmer-Architektur dar, hiess es zur Begründung. Eigentlich soll die Aufnahme in die Erbeliste Schutz bieten. In diesem Fall führte sie zu einer Eskalation der lange köchelnden Spannungen zwischen Kambodscha und Thailand.
SDA/mrs
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