Junge US-Kubaner geben möglicher Annäherung Rückenwind
Noch rätseln die Politauguren über den Handschlag zwischen Barack Obama und Raúl Castro. Eine Annäherung könnte aber in den USA auf positives Echo stossen – die Anti-Castro-Front bröckelt.

Es war erst der zweite Handschlag zwischen Präsidenten der USA und Kubas seit der Revolution Ende der 1950er Jahre: Barack Obama und Raúl Castro begrüssten sich an der Abdankungsfeier für Nelson Mandela im Stadion von Soweto und wechselten ein paar Worte. Zuletzt hatte Bill Clinton Fidel Castro bei einer Begegnung bei der Uno in New York im Jahr 2000 die Hand gereicht. Zahlreiche Kommentatoren sahen im neuerlichen «Handshake» ein möglicherweise historisches Ereignis und werteten die Geste als Zeichen eines Frühlings in den Beziehungen der beiden verfeindeten Staaten.
Hohe Beamte in Washington wiegelten jedoch ab. Ausser seiner Rede sei nichts am Auftritt von Barack Obama im Stadion geplant gewesen, sagte der stellvertretende Sicherheitsberater Ben Rhodes. Aussenminister John Kerry schlug in die selbe Kerbe. Eine besorgte Ileana Ros-Lehtinen, die führende Anti-Castro-Hardlinerin im Repräsentantenhaus, fragte, ob Obamas «Griff nach der blutigen Hand» eine Aufweichung der US-Politik bedeute. Kerry antwortete: «Nein, tut es nicht.»
Zeichen der Entspannung
Dabei hatte Barack Obama erst vor einem Monat einen möglichen Kurswechsel angedeutet. Es könnte nun die Zeit dafür gekommen sein, argumentierte der US-Präsident: «Wir müssen kreativ und umsichtig sein, und unsere Politik ständig anpassen», sagte er. Auch die Zurückhaltung der Administration Obama, als im Juli ein Waffentransport von Kuba nach Nordkorea aufflog, wurde als Zeichen eines neuen Pragmatismus gedeutet. Auf der anderen Seite bot Havanna dem NSA-Whistleblower Edward Snowden kein Asyl an, was in Washington mit Wohlwollen registriert wurde.
Das Kuba-Dossier ist in den USA stark ideologisch aufgeladen. Seit dem Sturz der Batista-Diktatur Ende der 1950er Jahre durch die kommunistischen Rebellen unter Führung der Castro-Brüder hegen die beiden Staaten eine innige Feindschaft. Eine treibende Kraft sind die damals und seither aus Kuba geflohenen Castro-Gegner. Mit zwei Senatoren und vier Vertreterinnen und Vertretern im Repräsentantenhaus bilden ihre Nachkommen eine effiziente Lobby, die sich gegen jegliche Annäherung zur Wehr setzt.
Jüngere Generation macht nicht mehr mit
Dreiviertel der rund 1,6 Millionen Kubaner und Kubastämmigen in den USA leben in Florida, wo sie 6,5 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Als sogenannter Swingstate, der einmal demokratisch, ein anderes Mal republikanisch wählt, kommt diesem Bundesstaat bei US-Präsidentschaftswahlen ein besonderes politisches Gewicht zu. Weder demokratische noch republikanische Präsidentschaftskandidaten wollten sich mit einer zu «weichen» Haltung gegenüber dem kommunistischen Regime in Havanna die Sympathien der Exilkubaner verscherzen. Traditionell neigen diese mehrheitlich den stramm antikommunistisch ausgerichteten Republikanern zu.
Das Blatt hat sich nun erstmals bei den Präsidentschaftswahlen 2012 gewendet. Gemäss einer Nachwahlbefragung des Pew Hispanic Center lag Barack Obama unter den kubanischstämmigen Wählern Floridas knapp mit 49 Prozent vor seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney, der 47 Prozent der Stimmen erhielt. Obamas Kampagnenmanager Jim Messina bezeichnete das Resultat als eine «dramatische Neuausrichtung in diesem Staat.» Der Grund dafür wird laut der «Los Angeles Times» in einem Generationenwechsel gesehen. Ältere Kubaner, die noch selber ihr Hab und Gut zurücklassen mussten, sterben langsam aus. Die jüngere Generation kann mit der unerbittlichen Rhetorik aus dem kalten Krieg immer weniger anfangen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch