Jugend forsch
Der FCB wird nach einer turbulenten Woche zur jüngsten Elf der Saison gezwungen. Dabei zeigen die Spieler gegen den FCZ, dass mehr in ihnen steckt, als in letzter Zeit behauptet wurde.
Am Ende einer turbulenten Woche steht ein 2:0. Ein wichtiger Heimsieg des FC Basel im Klassiker gegen den FC Zürich, der die Rückkehr auf den zweiten Tabellenplatz bedeutet. Und es steht der klare Eindruck, dass sich der FCB diesen Sieg – trotz später Schreckmomente – mit einer seiner besten Saisonleistungen verdient hat.
Weniger Fragezeichen stehen deswegen aber nicht. Obwohl es durchaus verlockend wäre, das Gezeigte als Votum für den Chefcoach zu deuten. Zwar sagte Marcel Koller nach dem Spiel, er habe im Zuge der Gespräche mit der Mannschaft in den Übungseinheiten gespürt, dass da im Hinblick auf das Wochenende etwas Gutes geschehe. Doch bedeuten die guten 90 Minuten ja nicht, dass nun alles wieder gut ist.
Die Fragen bleiben
Oder anders gesagt: Es bleibt Tatsache, dass sich die Spieler zu Wochenbeginn bei Sportdirektor Marco Streller und Präsident Bernhard Burgener über ihren Trainer beschwerten. Und es ist auch Tatsache, dass die Zwischenbilanz von Kollers Wirken mager ausfällt. Dies, während man hinter den Kulissen strategische Entscheidungen fällen muss, die weit über die Winterpause hinausgehen und eine Art kraftvollen Neustart im Sommer zum Ziel haben müssen.
Strategische Entscheidungen, bei denen die Trainerfrage genauso ein zentraler, klar zu beantwortender Punkt sein sollte wie jene nach den Kompetenzen innerhalb der Clubführung. Jedenfalls dann, wenn man weitsichtig und konsequent auf eine Mannschaft hinarbeiten will, mit der man Meister werden kann. Denn dass es dazu in Anbetracht der bisherigen Stärke des BSC Young Boys und 19 Punkten Rückstand auf die Berner in dieser Saison zu spät ist, darin sind sich die sonst nicht allzu homogen wirkenden rotblauen Entscheidungsträger wohl so einig wie alle Beobachter.
Durchaus von Interesse ist dabei, was es in den 90 Minuten gegen den FCZ zu sehen gibt. Marcel Koller, der seit seiner Ankunft in Basel mehrmals fehlende Erfahrung im Kader bemängelte, geht mit der jüngsten FCB-Startelf der bisherigen Meisterschaft in die Partie. 24,2 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt – 24,6 war die nächstältere Elf gewesen, die Alex Frei Ende Juli beim 1:1 in Neuenburg auf den Platz schickte. Also jener Verwaltungsrat, dessen Name wieder vermehrt zu hören ist, wenn es um Kollers Zukunft geht – und darum, was beim FCB folgen könnte, falls diese nicht rotblau ist.
Anders als dem damaligen Interimstrainer wird Koller die Jugend gegen den FCZ praktisch aufgezwungen, weil viele erfahrene Kräfte fehlen. Es führt dazu, dass Yves Kaiser trotz Rekrutenschule in der Innenverteidigung debütiert. Oder dass das defensive Mittelfeld mehr Kreativität als Kampfkraft beinhaltet, da es in Abwesenheit des gesperrten Taulant Xhaka und des angeschlagenen Geoffroy Serey Die von Fabian Frei und Luca Zuffi gebildet wird.
Und auch, dass beide Flügel mit Aldo Kalulu und Noah Okafor durchschlagskräftig daherkommen, da Koller für Ricky van Wolfswinkel eine neue Aufgabe definiert: Der holländische Stürmer spielt auf der Zehnerposition.
Der Mix passt
Was aus der Not entsteht, entpuppt sich gegen die Zürcher als Ursprung dessen, was man in diesem Halbjahr zu selten gesehen hat: einer starken Vorstellung, bei der die jüngeren Basler Spieler forsch markieren, dass mehr in ihnen steckt, als man im Zuge der vergangenen Wochen gerne behauptete.
In der ersten Halbzeit wird der FC Zürich durchwegs dominiert. Dass der FCB nur mit 1:0 in die Pause geht, ist einzig fehlender Effizienz geschuldet. Torschütze Albian Ajeti allein könnte die Partie mit zwei weiteren Grosschancen entscheiden. Und auch in der zweiten Hälfte kontrollieren die Basler den Gegner meist, könnten mehr als nur den zweiten Treffer durch Raoul Petretta (48.) erzielen.
Dass sie den Gästen gegen Ende noch zwei gute Gelegenheiten zugestehen, die Goalie Jonas Omlin zunichtemacht, und dass sie Glück haben, dass nach einem Handspiel Kalulus (81.) nur auf Freistoss und nicht Elfmeter entschieden wird, ändert nichts an der guten Darbietung. Und auch der Einwand, dem FCZ hätten viele Spieler verletzt gefehlt, kann in Anbetracht der Absenzenliste der Basler (Suchy, Bua, Campo, Xhaka, Balanta, Stocker, Riveros) nicht gelten, sondern ist bestenfalls Hinweis darauf, dass der FCB bei aller Kritik der vergangenen Wochen noch immer klar das zweitstärkste Kader der Schweiz hat.
Entsprechend ist der FC Basel nun wieder auf jenem Tabellenplatz, auf den er hingehört. Diesen zu halten und punktemässig zu unterstreichen, wird seine Aufgabe vor und nach der Winterpause sein. Dazwischen gilt es, die Weichen für eine Zukunft zu stellen, in der man wieder mehr sein kann als die nationale Nummer 2.
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