Jubel bei den «Volta Nord»-Anhängern
Die Basler Stimmberechtigten schaffen Platz für eine Überbauung mit bis zu 2000 Wohnungen auf Lysbüchel-Areal

Freudenrufe auf der linken Seite des Foyers im Basler Rathaus, betretenes Schweigen auf der rechten. Die SP, das Grüne Bündnis und die LDP hatten Gewichtiges zu feiern: Das Basler Stimmvolk hat gestern mit über 60 Prozent klar Ja zum Bebauungsplan Volta Nord gesagt. Damit ist der Weg frei, um auf diesem Areal, auch Lysbüchel genannt, bis zu 2000 Wohnungen zu erstellen. Rund ein Drittel davon sollen Genossenschaftswohnungen werden. FDP, SVP und die Gewerbevertreter hatten sich dagegengestellt.
«Für mich ist das die wichtigste Abstimmung in dieser Legislatur», sagt Baudirektor Hans-Peter Wessels. Das Stimmvolk habe sich ganz klar gegen Stillstand und für Weiterentwicklung der Stadt ausgesprochen. «Das freut mich vor allem für diejenigen, die günstigen Wohnraum benötigen, jedoch auch für das Gewerbe.»
SBB als eierlegende Wollmilchsau
Dass der Entscheid ein Gewinn für das Gewerbe wird, bezweifelt Gewerbeverbandsdirektor Gabriel Barell, der dafür gekämpft hat, dass dieses Areal dem Gewerbe erhalten bleibt und nicht mit Wohnen vermischt wird. «Ich bin enttäuscht, definitiv», sagt er. Doch es sei von Beginn weg ein Kampf von David gegen Goliath gewesen. Schliesslich seien die SBB der «zweitgrösste Immobilien-Titan» der Schweiz.
Sie hätten mit Versprechungen nicht gespart. So etwa, mehr Platz für die Bevölkerung wie für das Gewerbe zu schaffen. «Quasi die eierlegende Wollmilchsau.» Jetzt gehe es darum, die SBB beim Wort zu nehmen, sodass auch im nördlichen Teil des Volta Nord emissionsintensiveres Gewerbe seinen Platz finde. Ausserdem müsse jetzt endlich eine Gesamtplanung für die ganze Stadt erstellt und dürfe nicht einfach planlos drauflosgebaut werden.
Auch Luca Urgese, Präsident der FDP, zeigt sich enttäuscht. «Das Lysbüchel-Areal kennen nicht viele Leute», sagt er. Da habe man eher Ja stimmen können. Doch er räumt ein: «Es ist uns nicht gelungen, die Not des Gewerbes nach einem zusammenhängenden Areal aufzuzeigen.»
Befürworter hatten LDP im Boot
Wie ein Maikäfer strahlte René Brigger (SP), Vize-Präsident der Wohnbaugenossenschaften Nordwestschweiz. Er hatte an vorderster Front für ein Ja zur Überbauung gekämpft. «Dieses klare Resultat ist ein wichtiges Zeichen für Basel», sagt er. Das Stimmvolk habe ein klares Zeichen für mehr bezahlbare Wohnungen gesetzt. Die Linken hatten im Kampf um das Lysbüchel einen wichtigen Mann an ihrer Seite, und zwar Jeremy Stephenson (LDP), Präsident der grossrätlichen Bau- und Raumplanungskommission. Das war schon die halbe Miete, denn dass SVP und FDP die Liberalen nicht auf ihre Seite ziehen konnten, war ein entscheidender Schwachpunkt.
«Es ist wichtig, dass die Genossenschaften einen Teil des Wohnraums abdecken. Immerhin ist die Leerstandsquote mit 0,7 Prozent historisch tief», begründet Stephenson sein Engagement im Einklang mit den Linken. Erst wenn rund 1,5 Prozent der auf dem Markt angebotenen Mietwohnungen leer stehen, spricht man von einem ausgewogenen Nutzer-Anbieter-Verhältnis.
Doch wird es tatsächlich, wie versprochen, günstige Wohnungen geben? «Selbstverständlich! Mindestens ein Drittel ist für den gemeinnützigen Wohnungsbau reserviert», sagt Wessels. Jetzt könne man vorwärtsmachen. Der Umbau eines bestehenden Gebäudes zu einem Schulhaus sei schon im Gange, nebenan würde nun noch ein Park geschaffen. Auch die Habitat sei im Süden am Bauen und die SBB seien am Sanieren des Bodens.
Die SBB sind eigentlich der wichtigste Player im ganzen Spiel. Immerhin gehört ihnen der grösste Teil des Landes, um das es bei dieser Abstimmung ging. Anja Krasselt, SBB-Projektleiterin Volta Nord, liess es sich gestern denn auch nicht nehmen, um 12 Uhr ins Rathaus zu kommen, um die Resultate aus erster Hand zu erfahren. «Wir sind erfreut», sagt sie. Nun könne man gemeinsam mit Basel-Stadt und der Bevölkerung die Projekte vorantreiben.
Die SBB argumentieren auch, dass man so das Potenzial des Lysbüchel-Areals besser ausschöpfen könne. Der Bebauungsplan mit Grünräumen und Parkanlagen erhöhe die Aufenthaltsqualität deutlich.
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