Ju-Air-Chef Kurt Waldmeier hört auf
Die Ju-Air in Dübendorf organisiert sich neu: Sie schliesst den eigenen Wartungsbetrieb und sucht für den 69-jährigen Mitgründer Kurt Waldmeier einen neuen Chef.

Nein, mit dem tragischen Unfall vom vergangenen 4. August habe die Verjüngung in der Leitung nichts zu tun, heisst es im Communiqué der Ju-Air. Mit der Umorganisation im Management sei schon vor dem Absturz am Piz Segnas begonnen worden.
Waldmeier war das Gesicht der Ju-Air, der knorrige und häufig auch polarisierende Kopf an der Spitze des Oldtimer-Vereins. Er war die Triebfeder, er löste aber auch Unverständnis aus, als er schon zwei Wochen nach dem Absturz mit 20 Toten oberhalb von Flims mit den verbleibenden zwei «Tante Ju» schon wieder fliegen wollte. Und schon allzu früh stand für ihn fest, dass der Absturz nichts mit einem technischen Problem zu tun hatte.
Gesucht: ein Flieger
Wann Kapitän Waldmeier abtritt, steht noch nicht fest – und ist auch nicht sehr relevant, weil die erste Ju-52 frühestens im Frühling 2021 wieder abheben wird. «Wir stehen nicht unter Zeitdruck», sagt Mediensprecher Christian Gartmann. Die Ju-Air suche einen neuen Chef, der «viel Erfahrung im fliegerischen Bereich hat, vor allem auch im Sichtflug». Diese Person werde von Waldmeier noch eingearbeitet. Waldmeier, der die Tante Ju auch selber flog, stehe der Ju-Air für strategische Fragen auch in Zukunft zur Verfügung.
Parallel zur Erneuerung im Management stellt sich die Ju-Air auch technisch neu auf. Die Firma konzentriert sich künftig auf den Flugbetrieb ihrer drei historischen JU-52 als Kerngeschäft. Der Wartungsbetrieb werde geschlossen, heisst es in der Medienmitteilung. Der Unterhalt der Flugzeuge und Motoren wird an die Junkers Flugzeugwerke und einen externen Motorenpartner übergeben.
Viele neue Teile
Im Mai hatte der Bund die Totalrevision der Ju-52 blockiert und den Unterhaltsbetrieben ihre Zulassung entzogen. Die Ju-Air jedoch muss zahlreiche tragende Teile an ihren Flugzeugen vorsorglich durch neue Teile ersetzen, etwa an Flügeln, Rumpf oder Leitwerken. Da solche Teile nicht mehr erhältlich sind, müssen sie in aufwändiger Einzelfertigung neu hergestellt werden. Die Ju-Air unterzieht sich deshalb einer kompletten Erneuerung. Die Fluggesellschaft wird sich künftig auf den Flugbetrieb als Kerngeschäft konzentrieren. Die neue Organisation wird aus den Bereichen Operation (Piloten und Kabinenpersonal), Ausbildung und Sicherheit, Bodendienste (Passagiere, Einsatzplanung, Handling) und Administration bestehen.
Der eigene Wartungsbetrieb, der bisher für laufenden Unterhalt, Reparaturen und Überholungen zuständig war, werde aufgelöst, heisst es im Communiqué. Die technische Betreuung der historischen Flugzeuge wird an die ebenfalls in Dübendorf ansässige Junkers Flugzeugwerke AG übergeben, welche auch die bereits laufende Grundüberholung der drei JU-52 verantwortet. Diese Firma hat sich mit dem Neubau einer Junkers F13 schon viel Erfahrung angeeignet. Die F13 hatte ihren Jungfernflug vor 100 Jahren.
Neu mit Pratt-&-Whitney-Motoren
Die Flugzeugwerke werden laut Communiqué die Ingenieure und Mitarbeitenden des Wartungsbetriebs der Ju-Air in ihre neue Wartungsorganisation übernehmen und so sicherstellen, dass das jahrzehntelange Know-how zu den historischen Flugzeugen erhalten bleibt.
Auch die laufende Motorenwartung wird künftig durch die Junkers Flugzeugwerke durchgeführt. Für Grundüberholungen werden die Motoren an einen externen Spezialbetrieb übergeben. Dieser wird im Rahmen der Beschaffung der für die Ju-Air neuen Motoren des Herstellers Pratt & Whitney bestimmt. Die bisherigen drei Ju-52 wurden von BMW-Sternmotoren angetrieben. Für die Wartung war bisher die Firma Naef Flugmotoren AG zuständig, hinter der ebenfalls Ju-Air-Chef Kurt Waldmeier steht.
Gespanntes Warten auf Unfallbericht
«Nicht nur die Flugzeuge, sondern auch die Ju-Air selbst wird komplett erneuert. Die Ju-Air, die ab 2021 wieder fliegt, wird eine neue Ju-Air sein», sagt Kurt Waldmeier in der Medienmitteilung. «Die Erkenntnisse der noch ausstehenden Unfalluntersuchung durch die Sust werden in die neue Organisation und ihre Reglemente mit einfliessen», zum Beispiel im Bereich Sicherheit und Operation. «Wir werden aus dem Unfall weiter lernen.» Auf den Untersuchungsbericht der Unfalluntersuchungsstelle warte man mit grösster Spannung, sagt Mediensprecher Gartmann. «Wir erhoffen ihn noch dieses Jahr»
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