Reaktionen auf Herzogs Niederlage«Nächstes Mal weniger Basler Selbstverliebtheit» – Solands Hündin leidet mit
Nach 50 Jahren wäre Basel-Stadt beinahe wieder im Bundesrat vertreten gewesen. Die knappe Wahlniederlage von Eva Herzog bleibt im Netz nicht unkommentiert.

So gross die Überraschung über die Wahl der Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider in den Bundesrat ist, so gross ist die Enttäuschung in Basel-Stadt über das knappe Scheitern von Ständerätin Eva Herzog.
Fleur Weibel, Basler Grossrätin der Grünen, sieht ein Problem bei Daniel Jositsch. Der Zürcher SP-Ständerat konnte sich als Mann nicht für das Wahlticket seiner Partei qualifizieren und hatte sich im Vorfeld darüber beklagt (mehr dazu in diesem Artikel). Letztlich akzeptierte er den Entscheid, erhielt aber an diesem Mittwoch dennoch einige Stimmen. Diese fehlten dann den beiden offiziellen SP-Kandidatinnen – nicht zuletzt Eva Herzog. «Also Jositsch hätte sich jetzt zurückziehen sollen. Peinlich», befand Weibel auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Schweiz, zeigt sich auf Twitter ebenfalls wenig erfreut über die Stimmen für SP-Mann Jositsch. Er sieht darin einen «Mini-Macho-Aufstand von SVP, FDP und Mitte».
Grossrat Oliver Thommen (Grüne) versucht, der gescheiterten Bundesratskandidatin Mut zu machen. «Kopf hoch, Eva Herzog, du hast toll gekämpft und hättest es verdient.» Dem Zuspruch folgt eine Gratulation an die Gewinnerin aus dem Kanton Jura, Baume-Schneider. «Schön zu wissen, dass die Nordwestschweiz im Bundesrat vertreten sein wird», schreibt er.
Der SVP-Präsident von Basel-Stadt, Pascal Messerli, stimmt in den Chor der Gratulanten ein: «Scheint eine absolut freundliche und gmögige Frau zu sein, auch wenn politisch weit von mir entfernt!», meint er zur Person Baume-Schneider. Er fände ein Bundesratsmitglied aus Basel zwar auch «toll», wie er meint. Doch seines Erachtens ging der Rummel um Herzog zuletzt auf Kosten der «kantonalen Sachpolitik».
Sein Rat: «Beim nächsten Mal vielleicht zwei Gänge weniger Basler Selbstverliebtheit, mehr Bodenständigkeit und Gelassenheit, dann kommt es vielleicht auch für unsere Region gut (gilt nicht nur bei Wahlen).»
Marcel Colomb, Vize-Präsident der SP Basel-Stadt, zeigt sich als fairer Verlierer: «Wir stossen an auf Elisabeth und heben das Glas für unsere hervorragende Ständerätin Eva Herzog.»
SP-Politikerin Sarah Wyss, die den Stadtkanton im Nationalrat vertritt, meint, Eva Herzog hätte «den urbanen Regionen eine Stimme gegeben». Sie findet aber auch für Elisabeth Baume-Schneider wohlwollende Worte. Ähnlich kommentiert die Handelskammer beider Basel Herzogs Nicht-Wahl: «Damit wurde nicht nur die Chance vergeben, dass eine engagierte Persönlichkeit in den Bundesrat einzieht, sondern auch, dass die wirtschaftsstärkste Region in unserer Regierung vertreten ist.»
Mit Eva Herzog wäre der Kanton Basel-Stadt nach 50 Jahren erstmals wieder in der Landesregierung vertreten gewesen.
Die Ausmarchung zwischen Herzog und Elisabeth Baume-Schneider wollte sich der Regierungsrat von Basel-Stadt nicht entgehen lassen: Die siebenköpfige Regierung hatte den Wahlkrimi in corpore von der Tribüne des Ratssaals in Bern aus verfolgt.
Manche Basler Exekutivmitglieder hatten Eva Herzog noch als Regierungsratskollegin gekannt: Von 2005 bis 2020 leitete sie im Stadtkanton das Finanzdepartement, bevor sie in den Ständerat gewählt wurde. (Lesen Sie hier: «Ist Eva Herzog so gut, wie alle sagen?»)
Tanja Soland trat die Nachfolger von Herzog in der Basler Regierung an. Nach den knappen ersten Wahlgängen stieg die Spannung. Soland und ihrer Hündin Canela war bange zumute, wie ein Tweet der Finanzvorsteherin ahnen liess.
Der bekannte Basler Stadtführer Jean Rebmann alias Grabmacherjoggi tröstet sich derweil mit heissen Maroni vor dem Rathaus. Die Tüte teilt er mit Nationalrätin Sarah Wyss.
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