Johlendes Publikum feiert Newt Gingrich
Die republikanischen Präsidentschaftsbewerber lieferten sich vor der Vorwahl in South Carolina einen heftigen Schlagabtausch. Vor allem Newt Gingrich teilte aus – und bescherte Romneys Siegerimage einige Kratzer.
Bei der letzten Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber vor der Vorwahl am Samstag in South Carolina teilte Newt Gingrich nochmal richtig aus. Barack Obama nannte er den «gefährlichsten Präsidenten unserer Lebzeit», seinen innerparteilichen Rivalen Mitt Romney stellte er erneut als Jobvernichter dar. Auch auf die «liberalen Medien» drosch er ein, als der Moderator pikante Äusserungen einer Ex-Frau Gingrichs über das Eheende anzusprechen wagte. Das johlende Publikum hatte der frühere Chef des Repräsentantenhauses dabei auf seiner Seite.
Mit famosen Auftritten bei TV-Debatten wie gestern Abend hat Gingrich ein Rennen wieder spannend gemacht, das bereits zu Gunsten Romneys entschieden schien. In South Carolina könnte er die Hoffnung Romneys zunichte machen, mit einem Durchmarsch in den frühen Vorwahlen die Kandidatur schnell für sich zu entscheiden und sich im Wahlkampf auf Obama zu konzentrieren.
Romneys Sieg in Iowa ungewiss
Romney ist das Schwergewicht unter den republikanischen Bewerbern. Seit Jahren bereitet sich der Multimillionär auf das Ziel vor, in das Weisse Haus einzuziehen. Der Ex-Gouverneur von Massachusetts sammelte die meisten Spendengelder, seine Wahlkampftruppe ist professionell. Die Nominierung schien nur noch eine Frage der Zeit, als die Partei ihn zum knappen Sieger der Vorwahl in Iowa erklärte und Romney einen klaren Erfolg in New Hampshire einfuhr.
In den vergangenen beiden Wochen schickten die Ortsgruppen der Republikaner in Iowa aber nach und nach ihre endgültigen Ergebnisse ein. Die acht Stimmen Vorsprung auf den christlich-konservativen Ex-Senator Rick Santorum, mit denen Romney Anfang Januar in dem Staat im Mittleren Westen als Gewinner ausgerufen worden war, verkehrten sich in einen Rückstand von 34 Stimmen. Der genaue Ausgang dürfte wohl für immer ein Geheimnis bleiben, da die Resultate aus acht Stimmbezirken verschollen sind. Dennoch: Romneys Siegerimage ist angekratzt.
Romney will Steuerdaten offenlegen
Ein weiterer Rückschlag war die Entscheidung des texanischen Gouverneurs Rick Perry, sich am Donnerstag aus dem Rennen zurückzuziehen und auf die Seite von Gingrich zu schlagen. Perry lobte Gingrich dabei als «konservativen Visionär» - ein Seitenhieb auf Romney, der an der republikanischen Basis bei Fragen wie Abtreibungsverbot oder Homosexuellen-Rechten als Wendehals gilt.
Auch die Vergangenheit Romneys als Chef von Bain Capital geriet zunehmend in die Kritik. Die Investmentfirma kaufte sich unter anderem in angeschlagene Unternehmen ein, um diese oft ohne Rücksicht auf Arbeitsplätze zu sanieren und mit hohen Gewinnen wieder zu verkaufen. Das Bild von Romney als abgehobener Finanzhai verfestigte sich weiter, als der Multimillionär einräumte, nur 15 Prozent Steuern zu zahlen. Romney bekräftigte bei der Debatte, seine Steuern im April öffentlich zu machen. Seine ausweichende Antwort auf die Frage, wie viele Jahre dies umfassen werde, quittierte das Publikum mit Buh-Rufen.
Zerstörerische, bösartige Natur der Medien
Mit seinen drei Ehen ist allerdings auch Gingrich nicht unbedingt ein Wunschkandidat überzeugter Konservativer. Ausgerechnet zwei Tage vor der Wahl in South Carolina äusserte sich eine seiner beiden Ex-Frauen mit pikanten Details über das Scheitern der Beziehung. Marianne Gingrich berichtete im TV-Sender ABC, wie ihr damaliger Mann sie Ende der 90er Jahre um eine «offene Ehe» gebeten habe, bei der er seine damalige Geliebte hätte behalten können. Gingrich wies dies in der Debatte zornig zurück und wetterte gegen die «zerstörerische, bösartige Natur» der Nachrichtenmedien.
Meinungsforscher sagen in South Carolina ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Romney und Gingrich voraus. Der texanische Abgeordnete Ron Paul, dessen Vision eines Minimalstaates eine treue Anhängerschaft hat, folgt erst mit gebührendem Abstand. Auch Santorum werden am Samstag keine Chancen eingeräumt - daran dürfte auch sein nachträglicher Sieg in Iowa nichts ändern.
AFP/wid
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