Jihadisten zeigen Beute vor
Nach der Einnahme eines syrischen Militärflughafens in Syrien jubilieren IS-Kämpfer im Internet. Nützlicher dürfte für sie allerdings etwas anderes als die Flugzeuge sein.
Drei Tage nach der Einnahme des Militärflughafens von Tabqa in der nordsyrischen Provinz Raqqa halten die Gefechte zwischen Kämpfern des Islamischen Staats (IS) und syrischen Regierungstruppen an. Bei den heftigen Auseinandersetzungen, die nach Angaben der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte auf Feldern in der Nähe der Stadt Tabqa toben, ist es der syrischen Armee bislang offenbar nicht gelungen, wieder die Oberhand zu gewinnen.
Im Internet haben die Jihadisten inzwischen Aufnahmen von dem Militärflughafen veröffentlicht. Diese zeigen mehrere Jets des Typs MiG-21, Artillerie-Geschütze, Munitionslager, Luft-Luft-Raketen sowie Luftabwehrraketen. Nicht alle Fotos können verifiziert werden, einige wurden jedoch nach Angaben der Social-Media-Nachrichtenagentur Storyful eindeutig in Tabqa aufgenommen.
Einsatzfähigkeit unklar
Am meisten für Aufsehen sorgte bislang, dass die IS-Kämpfer nun erstmals Flugzeuge erbeutet haben. Die genaue Anzahl der erbeuteten Maschinen geht aus den Bildern nicht hervor, soweit aus einer auf Twitter veröffentlichten Aufnahme ersichtlich, scheint es sich aber um mindestens sechs oder sieben Jets zu handeln.
Ob die Flugzeuge flugtüchtig sind, ist allerdings unklar, zumal vermutet wird, dass ein Teil der insgesamt mehr als 600 syrischen Kampfjets nicht einsatzfähig ist. Anzunehmen ist zudem, dass die syrische Luftwaffe versuchte, zumindest ihre einsatzbereiten Maschinen rechtzeitig zu evakuieren. Jene Jets, die von näherem zu sehen sind, scheinen sich nicht in bestem Zustand zu befinden.
Auch wenn einige Jets startklar gemacht werden können, müssten die Jihadisten allerdings erst noch fähiges Personal finden, um die Flugzeuge zu fliegen. Experten sorgen sich denn auch viel mehr ob anderen Waffen, welche die Jihadisten erbeutet haben. Die Bedienung der tragbaren Luftabwehrraketenwerfer und der Artilleriegeschütze muss zwar ebenfalls erlernt werden, doch dürfte solche Ausbildung in Reichweite der Islamisten liegen, wie Experten vermuten.
Strategische Lage
Entscheidender als die einzelnen Waffen dürfte allerdings die zentrale Lage von Tabqa sein. Auf dem Militärflughafen betrieb die syrische Armee die wichtigste Radarstation zur Überwachung des Grenzgebiets zur Türkei. Zudem war der Stützpunkt die letzte Bastion der syrischen Armee im Norden. Mit deren Eroberung dürfte den Jihadisten ein zentrales Ziel leichter fallen: Nämlich einen Grenzübergang zur Türkei unter Kontrolle zu bringen, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf dem IS nahestehende Quellen berichtet. Dies würde sicherstellen, dass Kämpfer aus dem Westen weiterhin in die vom IS kontrollierten Gebiete einreisen können. Die Türkei versuchte dies zuletzt verstärkt zu verhindern.
Vishay Prashad, Professor für internationale Studien im amerikanischen Hartford, sagte gegenüber dem Magazin «Newsweek», die grösste Bedrohung sei, dass die Jihadisten nun womöglich «die Türe wieder öffnen und sich mit Kämpfern aus dem Ausland verstärken könnten». Als mögliches Ziel der Islamisten nennt Prashad eine Offensive in Richtung Libanon.
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