Jihadisten vertreiben Christen aus Mossul – Massaker in Syrien
Iraker christlichen Glaubens sind nach einem Ultimatum der Islamisten von IS aus der zweitgrössten Stadt des Landes geflohen. In Syrien sollen die Extremisten bei der Eroberung eines Ölfelds 270 Menschen getötet haben.

Nach einem Ultimatum der Jihadisten sind die christlichen Einwohner Mossuls aus der nordirakischen Stadt geflohen. «Christliche Familien sind auf dem Weg nach Dohuk und Erbil», sagte der christliche Patriarch Louis Sako der Nachrichtenagentur AFP. «Erstmals in der Geschichte des Irak gibt es keine Christen mehr in Mossul.» Augenzeugen berichteten, die Christen seien am Freitag über die Lautsprecher der Moscheen aufgefordert worden, die Stadt bis Samstag zu verlassen.
Sie waren bereits vergangene Woche in einer Erklärung der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS), die Mossul und die umliegenden Gebiete vor einem Monat in ihre Gewalt gebracht hatte, aufgerufen worden, zum Islam zu konvertieren und eine Sondersteuer zu zahlen. Andernfalls müssten sie ihre Häuser und die Stadt verlassen.
Häuser markiert
Weigerten sie sich, «wird es für sie nichts als das Schwert geben», hiess es in dem Flugblatt. Der Patriarch sagte, sie seien schockiert über den Aufruf gewesen. Laut der Erklärung würden die Häuser der Christen an den Islamischen Staat fallen.
Der Patriarch, der zu den höchsten christlichen Geistlichen des Landes zählt, und Augenzeugen berichteten, Rebellenkämpfer hätten in den vergangenen Tagen die Häuser von Christen mit einem N für Nassarah markiert. Dies ist der im Koran verwendete Begriff für Christen. Die kleine christliche Minderheit, die seit der Frühzeit des Christentums im Irak lebt, war in den vergangenen Jahren immer wieder Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt.
Sturm auf Luftwaffenstützpunkt
Unterdessen stürmten sunnitische IS-Extremisten einen Luftwaffenstützpunkt bei Tikrit. Die Kämpfer des Islamischen Staats seien in der Nacht zu Freitag in das Militärlager eingedrungen, sagte ein Geheimdienstoffizier.
Die Piloten hätten die Flugzeuge in Sicherheit gebracht und seien einen Angriff auf einen anrückenden Konvoi der Rebellen geflogen. Ein Helikopter sei jedoch am Boden zerstört worden, zudem seien drei Spezialkräfte getötet worden. Die Rebellen hätten dagegen 35 Mann verloren.
Die IS-Kämpfer teilten ihrerseits mit, mehrere Soldaten und Piloten getötet, zwei Helikopter in der Luft und mehrere Geräte, Treibstofftanks und Kommunikationsanlagen zerstört zu haben.
Die Armee hatte trotz mehrerer Angriffe bisher die Kontrolle über den Stützpunkt behalten. Eine Offensive zur Rückeroberung von Tikrit hat jedoch bisher kaum Fortschritte gemacht. Die Stadt war ebenso wie die umliegenden Gebiete bei der Blitzoffensive der Jihadisten am 9. Juni in ihre Hände gefallen.
IS-Kämpfer töten in Syrien 270 Menschen
Bei der Eroberung eines Gasfelds in der westsyrischen Provinz Homs haben Kämpfer des IS nach jüngsten Angaben von Menschenrechtsaktivisten etwa 270 Menschen getötet. Die neue Zahl teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mit. Die Menschen seien «im Gefecht getötet oder hingerichtet» worden.
Zuvor hatte die Beobachtungsstelle die Zahl der Toten nach dem am Donnerstag erfolgten Angriff auf das Schaar-Gasfeld mit 115 angegeben. Demnach handelte es sich bei den Opfern überwiegend um regierungstreue Milizionäre und zivile Sicherheitskräfte, aber auch um Mitarbeiter der Gasförderanlagen.
IS beherrscht ein Drittel Syriens
IS hat nach der Eroberung grosser Gebiete im Irak und in Syrien im vergangenen Monat ein «Kalifat» ausgerufen. Anwohner und Aktivisten berichteten von zahlreichen grausamen Verbrechen bis hin zu Kreuzigungen, mit denen die Islamisten unter ihren Gegnern Angst und Schrecken verbreiten.
Die Extremisten beherrschten jetzt mehr als 35 Prozent der Fläche Syriens, schätzt die Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Das Gebiet erstrecke sich über weite Teile im Norden und Osten des Landes.
sda/AFP/rub
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