Jetzt ist die Museumsleitung gefordert
Es erstaunt, wie völlig unvorbereitet die Direktion auf die Schliessung des Kunstmuseums reagierte. Doch es gibt Vorschläge, was während der Schliessung geschehen soll.

Wie die Öffentlichkeit über die Schliessung des Basler Kunstmuseums informiert worden ist, war wahrlich keine Meisterleistung in Sachen Kommunikation. Fast schien es, als würden die Verantwortlichen einfach darauf hoffen, dass der Schliessungsentscheid weitgehend unbemerkt bleibt oder zumindest ohne Murren geschluckt wird. Doch die Öffentliche Kunstsammlung ist eine der wichtigsten Institutionen in Basel und gehört nicht nur nach Meinung der englischen «Times» zu den bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Angesichts dieser Tragweite erstaunte es deshalb schon sehr, wie naiv und völlig unvorbereitet die Museumsdirektion auf die Schliessung reagierte.
Dabei muss eigentlich jeder Bauherr auf Komplikationen gefasst sein. Dass eine grosse Sanierung ansteht, zeichnete sich denn auch schon früher ab. In ersten Stellungnahmen liessen die Verantwortlichen allerdings durchblicken, dass ihnen eine einjährige Pause vor der Eröffnung des Neubaus gar nicht so ungelegen kommt. Für zusätzliche Projekte würden die Ressourcen fehlen, hiess es. Erst als sich das allgemeine Unverständnis und die Enttäuschung artikulierten, bequemte sich die Direktion, zumindest ein Alternativprogramm in Aussicht zu stellen.
Einmal mehr reagieren Private jedoch schneller als die trägen Angestellten in den öffentlichen Betrieben. Die mit dem Kunstmuseum eng verbundenen Sammlungen Rudolf Staechelin und Im Obersteg mochten ihre Kunstwerke verständlicherweise nicht einfach in den Depots verschwinden lassen. Als Leihgeber wollen sie die international renommierten Spitzenwerke an den Wänden hängen sehen, wie das auch die entsprechenden Verträge vorsehen. Da das Kunstmuseum diese Vorgabe während eines ganzen Jahres nicht erfüllen kann, planen die Verantwortlichen beider Sammlungen nun, ausgesuchte Werke in einem anderen Museum ausserhalb der Schweiz zu zeigen. Gespräche dazu laufen bereits.
Das mag für all diejenigen, die diese Bilder weiterhin in Basel sehen möchten, ein schwacher Trost sein. Doch angesichts der Umstände ist das Projekt für Basel ein Glücksfall. Wo immer die Bilder auch ausgestellt werden, sie werden eine Attraktion und ein Publikumsmagnet sein, die ein strahlendes Licht auf Basel abwerfen. Für die Kulturstadt ist eine solche Präsentation die beste Visitenkarte.
In diesem Scheinwerferlicht darf dann auch die Direktion des Kunstmuseums glänzen. Allerdings wird sie das Feld nicht ganz den privaten Kunstsammlungen überlassen können. Ein grossartiger Auftritt im Ausland tröstet die Baslerinnen und Basler nämlich nicht über die Schliessung ihres Museums hinweg. Deshalb sind Bernhard Mendes Bürgi und seine Crew noch immer in der Pflicht, dem hiesigen Publikum, und damit denjenigen, die sie mit ihren Steuergeldern bezahlen, ein attraktives Alternativprogramm zu bieten.
Der Kunsthändler und Sammler Georges B. Ségal schlug diese Woche in der BaZ vor, die Sammlungen Amerbach und Faesch, die den Grundstein zur bedeutenden öffentlichen Kunstsammlung in Basel gelegt haben, während der Museumsschliessung im Historischen Museum zu zeigen. Einen Vorschlag in diese Richtung hat bereits auch Regierungspräsident Guy Morin gemacht. Das wäre eine wirkliche Attraktion und ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit unter den Basler Museen. Die Leitung des Kunstmuseums will sich ungern vorschreiben lassen, wie sie sich aus dem Dilemma retten kann. Doch bloss einige Werke im Museum für Gegenwartskunst zu zeigen, ist die weniger originelle Lösung. Sie wäre einfach nur das minimale Pflichtprogramm, welches die Bevölkerung während der Schliessung des Kunstmuseums erwarten darf.
Bernhard Mendes Bürgi hat sich die Eröffnung des Neubaus als Krönung und Abschluss seiner Karriere als Direktor der Öffentlichen Kunstsammlung vorgestellt. Dafür schiebt er seine Pensionierung noch etwas hinaus. Jetzt sieht er sich jedoch plötzlich in einer Debatte, in der es nicht um den unbestrittenen Neubau und die wohl auch notwendige Sanierung des Hauptbaus geht, sondern um seine Fähigkeiten, auf eine Krisensituation zu reagieren. Die unvorhergesehene Schliessung zwingt ihn dazu, nicht bloss als Kunsthistoriker und Verwalter, sondern vor allem als Manager aufzutreten. Mit grossartigen Ausstellungen hat er den Ruf des Basler Kunstmuseums international etabliert. Es wäre sehr schade, wenn er jetzt am Schluss als Direktor in Erinnerung bleibt, der unbeholfen auf den Schliessungsentscheid seines Museums reagiert. Wie er diese Situation meistert, wird das Urteil über die Ära von Bürgi in der Basler Bevölkerung prägen.
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