Jetzt beginnt der Kampf um die Boni
Investmentbanking: Die Königsklasse der Schweizer Grossbanken macht kaum mehr Gewinn. Und die Finma kann erstmals entscheidend Einfluss auf die Boni nehmen.

In der Schweizer Finanzbranche fliegen mal wieder die Fetzen. Der Grund: Die nächste Bonusrunde bei den Grossbanken steht an. Und die hat es in sich, denn diesmal kann die Finanzmarktaufsicht (Finma) entscheidend Einfluss darauf nehmen, was in der dicken Lohntüte der Investmentbanker hängen bleibt: Es wird viel weniger sein als in den goldenen Jahren vor der Finanzkrise.
Die ersten Rückschläge
Allein schon die Tatsache, dass Berner Beamte in der Lohnfrage mitbestimmen, zeigt den Niedergang der einstigen Könige der Bankenbranche. Früher war es der Traum eines jeden talentierten Uni-Absolventen: der Einstieg ins Investmentbanking bei den Grossbanken. Ein hoher Lohn, hohes Prestige und mitmischen bei den grossen Fusionen, die das Wirtschaftsgefüge verändern. Noch vor fünf Jahren schien das Wachstum in diesem Bereich grenzenlos.
Dann kamen die ersten Rückschläge. In der Schweiz trat der Wendepunkt bereits 2007 ein, als die ZKB nach der Sulzer-Übernahme durch das Trio Viktor Vekselberg, Georg Stumpf und Ronny Pecik in die Kritik geriet. Danach war für die Zürcher Staatsbank Schluss mit dem Spiel im grossen Casino. Es folgte die Finanzkrise, und die UBS verlor 50 Milliarden Franken, die CS 20 Milliarden.
Dann ging es ganz schnell. Ende 2008 beschloss die Nationalbank zusammen mit der Finma, die sogenannte Legal Quote, das heisst, dass die Banken mindestens 3 Prozent Eigenkapital brauchen. Das war die entscheidende Bremse für das Investmentbanking der Grossbanken, denn damit war es vorbei mit dem vielen Spielgeld für den Eigenhandel im Investmentbanking und damit auch mit den exorbitanten Gewinnen, die dadurch in guten Zeiten möglich wurden. Allein damit reduzierten sich die Spitzenlöhne.
Geschäft wird schwieriger
Die letzten Quartalsabschlüsse haben deutlich gezeigt: Das Geschäft wird schwieriger. Die CS machte zwar noch Gewinn bei ihrer Investmentbank, die UBS hingegen verlor bereits wieder viel Geld. Und das wird nun zu einem ernsthaften Problem bei der Lohnpolitik, denn Boni zahlen bei Verlust, das ist nicht mehr so einfach, dazu braucht es das Plazet der Aufsichtsbehörde.
Der Grund für den wachsenden Einfluss der Finma ist das letztes Jahr verschickte Rundschreiben zur Neuregelung der Bonusstruktur der grössten Finanzinstitute. Die variablen Lohnteile von Topmanagern und Investmentbankern, die hohe Risiken eingehen oder hohe Verluste auslösen können, landen für mindestens 3 Jahre auf einem Sperrkonto. Das Geld wird portionenweise ausbezahlt – sofern die Bank weiter Erfolg hat. Oft erfolgt die Bonuszahlung in Aktien; auch die bleiben dann gesperrt.
Streit mit der Aufsicht
Eine weitere Regel betrifft das Auszahlen von Boni bei Verlusten: Zwar können die betroffenen sieben Banken und fünf Versicherer Boni zahlen, wenn sie Verluste machen. Doch die Finma will, dass im Falle eines Verlusts die variablen Vergütungen, «die nicht aufgeschoben sind, auf ein Mindestmass zu reduzieren» sind. Damit nicht genug: «Variable Vergütungen müssen langfristig und nachhaltig am wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet sein», sagten die Aufseher vor einem Jahr.
«Wir müssen die Leute honorieren, teilweise auch unabhängig von der Leistung der Bank» sagte UBS-Finanzchef John Cryan letzte Woche. Doch genau dies geht laut den neuen Regeln nicht mehr. Heute sagt Finma-Sprecher Alain Bichsel, man sei in ernsthaften Diskussionen mit den Grossbanken über die Umsetzung der neuen Regeln. Man darf gespannt sein, wer sich durchsetzt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch