Neues BVB-Tram für TennisstarJetzt begegnen sich Federer und FCB im Tramdepot
Weder die St.-Jakobs-Halle noch eine Brücke über den Rhein und auch keine Strasse wurde dem Tennis-Weltstar gewidmet. Dafür fährt jetzt ein Federer-Tram durch die Stadt.

Roger Federer steht nie neben sich – nur heute. «Noch eins neben dir selbst», ruft ihm jemand aus dem Publikum zu. Der fünffache Weltsportler des Jahres lacht und stellt sich neben die überlebensgrosse Aufnahme auf dem neuen «Federer-Express», die ihn beim Service zeigt. Lynette Federer macht auch ein paar Schnappschüsse von ihrem Sohn.
Endlich erhält der weltberühmte Tenniskönig in seiner Heimat ein Denkmal – und zwar ein fahrendes. Nach fast drei Jahren Vorbereitung ehrten ihn die BVB mit seinem eigenen Tram. Die Umgestaltung des Flexity-Trams liessen sich die BVB insgesamt 100’000 Franken kosten. Federer selbst habe für das Werbetram kein Geld erhalten, sagt BVB-Sprecherin Sonja Körkel gegenüber der BaZ. Bei der Jungfernfahrt durch die Stadt ist neben Regierungspräsident Beat Jans auch ein Teil der Familie Federer mit von der Partie. Nach einem kurzen Halt auf dem Marktplatz geht die Fahrt weiter zum Joggeli, wo der FCB-Fan von FCB-Legende Marco Streller, Trainer Patrick Rahmen und dem aktuellen FCB-Mittelfeldspieler Fabian Frei überrascht wird.
BVB-Direktor Bruno Stehrenberger kann sich keinen besseren «Botschafter für Basel» vorstellen. Der 20-fache Grand-Slam-Champion habe Basel stets in positivem Sinne in die Welt hinausgetragen. Wegen «Federers Liebe zum FCB» freut sich Stehrenberger umso mehr über die Einweihung des zweiten Sportler-Trams: «Jetzt begegnen sich Federer und FCB im Tramdepot.»
Quereinsteiger als Tramchauffeur?
Bei der Ansprache erklärten die BVB die Fahrzeugnummer 5040 des «Federer-Expresses» und sprachen dabei ein – insbesondere für Profisportler – heikles Thema an: das Alter. Die 5 stehe für die fünf Titel als Weltsportler des Jahres und die 0 dafür, dass bisher kein Federer-Tram durch Basel fuhr, witzelte Stehrenberger. Und die 40 eben für Federers Alter. Der 40-jährige Federer steht nicht mehr am Anfang seiner Karriere.

Auf der Einweihungsfahrt in seinem Tram begrüsst Federer die Fahrgäste mit einer Lautsprecherdurchsage und sitzt als Co-Chauffeur im Cockpit. Selber fahren darf er aber nicht, sondern muss sich mit dem Läuten der Trämli-Glocke zufriedengeben. Federer ist bekannt für seine lockere, unkomplizierte Art, weshalb er bestimmt in zahlreichen Funktionen ein gutes Bild abgeben würde. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass er nach seiner Zeit auf dem Tennisplatz als Tramchauffeur in Basel unterwegs sein wird.
Langes Hin und Her
Wie Federer in Basel geehrt werden soll, hat am Rheinknie schon für viele Diskussionen gesorgt. Bereits im Jahr 2009 stand zur Debatte, ob die St.-Jakobs-Halle zu seinen Ehren umbenannt werden soll. Drei Jahre später wurde daraus mit einem Vorstoss des ehemaligen GLP-Landrats Hans Furer eine politische Debatte im Parlament.
Furer argumentierte mit den Swiss-Indoors-Turnieren, die in der Jakobshalle seit Jahrzehnten stattfinden und damit in direktem Zusammenhang mit Federer stehen würden. «Es ist mir keine Sportlerpersönlichkeit oder andere Persönlichkeit aus der Schweiz bekannt, die eine dermassen globale Ausstrahlung hatte und hat wie Roger Federer», hielt er in seinem Postulat fest. Denselben Vorstoss reichte die damalige GLP-Parlamentarierin Marina Bernasconi auch im Grossen Rat ein. Ihr Vorschlag für die Umbenennung: «Roger-Federer-Arena».
Nachdem auch weitere parlamentarische Vorstösse scheiterten, lancierten Furer und Bernasconi im Frühjahr 2019 eine Volksinitiative. Weil das Sammeln der Unterschriften nur sehr zäh voranging, brachen sie die Initiative ab und kämpften mit einer Petition weiter. Der Erfolg blieb aber erneut aus. Aus der Federer-Arena wurde nichts.
Im deutschen Halle heisst die Strasse zum Stadion seit neun Jahren Roger-Federer-Allee. Denselben Namen trägt seit April 2016 auch die Strasse am Hauptsitz von Swiss Tennis in Biel. Während andere Städte die Idee einer Ehrung in die Tat umsetzten, hielt sich die Heimat des Tennisprofis mit langwierigen Diskussionen über Vor- und Nachteile einer Umbenennung auf. Jetzt konnte sich auch Basel dazu überwinden, seiner Wertschätzung für den Ausnahmesportler aus Münchenstein Ausdruck zu verleihen.
«Los emol» – der Podcast der «Basler Zeitung»
«Los emol» beleuchtet Themen, die Basel bewegen. Moderiert von René Häfliger. Abonnieren Sie den Podcast über Apple Podcasts, Google Podcasts, Spotify oder jede gängige Podcast-App.
Fehler gefunden?Jetzt melden.