Jemens Präsident verliert einen Top-Militär nach dem anderen
Jemen steht kurz vor einem Militärputsch: General al-Ahmar, bislang einer der wichtigsten Verbündeten von Präsident Saleh, hat sich den Aufständischen angeschlossen. Dem General folgten weitere Top-Militärs.
Im Jemen haben sich heute drei Kommandeure des Heeres von Präsident Ali Abdullah Saleh abgewandt. Die drei sind zur Opposition übergelaufen. Unter den Überläufern ist der Befehlshaber der Ersten Panzerdivision des Heeres, Generalmajor Ali Mohsen al Ahmar, der ein enger Berater von Präsident Ali Abdullah Saleh ist. Während in der Hauptstadt Sanaa Panzer auffuhren, diskutierte Saleh einem ranghohen Oppositionsführer zufolge über einen möglichen Rücktritt.
Der Oppositionsführer, der anonym bleiben wollte, sagte, es sei Kontakt zu Saleh aufgenommen worden, um einen friedlichen Ausweg aus der andauernden Krise im Land zu finden. Eine Option, über die diskutiert werde, sei der Rücktritt Salehs und die Machtübergabe an einen Militärrat, der das Land bis zu Präsidentschafts- und Parlamentswahlen führen könnte, erklärte der Oppositionelle. Wie viel Fortschritt bei den Verhandlungen bislang erzielt wurde, sagte er nicht. Allerdings nannte er einen Zeitrahmen von 48 Stunden für einen wahrscheinlichen Durchbruch.
Saleh entsandte seinen Aussenminister
Wie weiter bekannt wurde, entsandte Saleh am Montag seinen Aussenminister nach Saudiarabien, um König Abdullah eine Botschaft zu überbringen. Deren Inhalt war unbekannt. Abdullah hatte Saleh in der Vergangenheit immer mal wieder den Rücken gestärkt.
Unterdessen wurden auf den Strassen von Sanaa mehrere Panzer stationiert, einige davon auf dem zentralen Platz, auf dem Demonstranten ausharren, die den Rücktritt Salehs fordern. Mindestens ein Dutzend Panzer und Panzerfahrzeuge der Republikanischen Garde - einer von Salehs Sohn angeführten Eliteeinheit - fuhren vor dem Präsidentenpalast am Südrand der Hauptstadt auf, wie Augenzeugen berichteten. Offenbar sollte die Stationierung der Panzer der Anwesenheit von Elementen der Ersten Panzerdivision des Heers an anderen Orten in der Stadt entgegen gewirkt werden.
Saleh gerät zunehmend unter Druck
Saleh hatte inmitten der immer lautender werdenden Rücktrittsforderungen gegen ihn am Sonntag sein gesamtes Kabinett entlassen. Offenbar wollte der langjährige Präsident damit einem geplanten Massenrücktritt von Kabinettsmitgliedern zuvorkommen, die gegen sein blutiges Vorgehen gegen regierungskritische Demonstranten protestieren wollten. Scharfschützen hatten am Freitag das Feuer auf Tausende Demonstranten eröffnet und mehr als 40 von ihnen getötet.
Vor der Bekanntgabe der Kabinettsentlassung am Sonntag hatten die Ministerin für Menschenrechte und auch der UN-Botschafter des Jemens ihren Rücktritt erklärt. Ausserdem schlossen sich Mitglieder von Salehs eigenem Stamm und mehrere religiöse Führer den Forderungen nach seinem Rücktritt an, wodurch der Präsident entscheidend an Rückhalt verlor. Auch die drei übergelaufenen Kommandeure gehören Salehs Haschid-Stamm an.
«Forderungen der Demonstranten sind die Forderungen des Volks»
Der übergelaufene Generalmajor al Ahmar sagte dem arabischen Fernsehsender al-Jazeera , der Tod von Dutzenden Demonstranten durch Sicherheitskräfte nach wochenlangen Vermittlungsversuchen zwischen Saleh und den Demonstranten habe ihn dazu gebracht, die Opposition zu unterstützen. «Die Forderungen der Demonstranten sind die Forderungen des jemenitischen Volks», sagte er. «Ich kann mir nicht mehr länger etwas vormachen, es ist für Männer oder Stämme nicht üblich, das zu tun.» Ein ranghoher Führer des Haschid-Stamms sagte, der Stamm werde sich hinter al Ahmar als möglicher Ersatz für Präsident Saleh stellen. Der Chef des Haschid-Stamms, Sadek al Ahmar, kündigte an, sich selbst der Opposition anzuschliessen.
Auch die jemenitischen Botschafter für Jordanien, Syrien und der stellvertretende Parlamentspräsident kündigten am Montag an, die Opposition zu unterstützen.
Bei den seit einem Monat herrschenden Unruhen im Jemen sind bislang rund 100 Menschen ums Leben gekommen. Die jemenitische Protestbewegung fordert ein Ende der Herrschaft Salehs, der das Land seit mehr als 30 Jahren regiert.
dapd/pbe/bru
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