Jeder zweite Deutsche will den Grexit
Das deutsche Parlament billigt die Verhandlungen über weitere Griechenland-Hilfen. Die Stimmung in der Bevölkerung ist jedoch eine andere.

Der Bundestag hat den Gesprächen über ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland grünes Licht gegeben. Die Verhandlungen zwischen den Geldgebern und Athen werden bald beginnen. Das Volk ist davon allerdings wenig begeistert. Die Meinungsforscher von YouGov haben 1380 Deutsche befragt. Das repräsentative Ergebnis zeigt: Fast der Hälfte, nämlich 48 Prozent, wäre sogar ein Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone lieber.
Griechen-Deal fällt durch, Merkel aber ist beliebt
Lediglich ein Drittel spricht sich klar für den Verbleib Griechenlands in der Währungsunion aus, schreibt die «Welt am Sonntag». Der grosse Teil der deutschen Bevölkerung hat ein ungutes Gefühl, angesichts der rund 86 Milliarden Euro, die im Laufe von drei Jahren nach Athen transferiert werden sollen.
Mit 56 Prozent halten deutlich mehr als die Hälfte der Deutschen den geplanten Deal mit Griechenland für schlecht. 23 Prozent davon bewerten ihn sogar als sehr schlecht. Nur zwei Prozent sehen ihn sehr positiv, weitere 27 Prozent eher positiv.
Paradox ist allerdings: 46 Prozent der Befragten sind mit dem Vorgehen von Angela Merkel einverstanden. Nur 38 Prozent bewerten das Vorgehen der Bundeskanzlerin insgesamt als negativ, ergibt die YouGov-Umfrage, welche die «Welt am Sonntag» veröffentlichte.
Basler Professor fordert Austritt Deutschlands
Der Basler Wirtschaftsprofessor Rolf Weder plädiert für einen Austritt Deutschlands aus der Eurozone: «Mit einem Austritt würde Deutschland der Eurozone langfristig einen guten Dienst erweisen», sagt er gegenüber dem «SonntagsBlick». Trotz des jüngsten Hilfspakets hält Weder die Eurokrise nicht für ausgestanden. «Die Schuldenlast ist zu hoch», sagt Weder. Auch Länder wie Italien und sogar Frankreich seien in einem Masse verschuldet, das auf Dauer untragbar sei. «Das Grundproblem der Eurozone ist nicht gelöst. Was wir heute sehen, ist erst ein Vorgeschmack.»
Um die Zeitbombe zu entschärfen, macht sich Weder für eine radikale Umkehr stark: «Wenn man Europa retten will, wäre die Aufhebung der Währungsunion ein Fortschritt.» Dann würden die Ungleichgewichte zwischen den Ländern wieder über das Auf und Ab der nationalen Währungen geregelt. Den Austritt Deutschlands hält Weder für die bessere Variante als den Austritt Griechenlands. Denn während beim Grexit die Kluft zwischen dem Schwergewicht Deutschland und den anderen Ländern bestehen bleibt, wäre die Eurozone nach einem Austritt Deutschlands deutlich homogener.
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