«Jeder wusste, dass es die Sammlung gibt»
Die Aufregung um den Kunstfund in München sei aufgeblasen, sagt ein Kunstexperte. Anscheinend wurden einige der Bilder nach dem Krieg von den Alliierten beschlagnahmt und wieder zurückgegeben.
Der spektakuläre Kunstfund aus München ist für den österreichischen Kunstexperten Alfred Weidinger keine Überraschung. «Im Grunde genommen hat jeder wichtige Kunsthändler im süddeutschen Raum gewusst, dass es das gibt – auch in der Dimension», sagt er.
Die Aufregung darüber sei «aufgeblasen», sagte der Vizedirektor des Wiener Belvedere der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Versäumnisse sieht der Experte für die klassische Moderne bei den Restitutionsforschern: «Jetzt von einer grossen Entdeckung zu sprechen, ist geradezu lächerlich. Wenn ein Restitutionsforscher ordentlich arbeitet, ist es kein Geheimnis, den Spuren der Familie Gurlitt nachzugehen – in keiner Art und Weise.»
Genauere Nachforschungen hätten die zuständigen Experten schon viel früher zu der Sammlung führen müssen: «Wenn man im Jahr 2013 darauf kommt, dass es in München die Sammlung Gurlitt gibt, dann haben die ihren Job nicht richtig gemacht.»
Dass der Fund in der Wohnung des 79-jährigen Cornelius Gurlitt von den Behörden so lange geheim gehalten wurde, ist für Weidinger nicht verständlich: «Ich glaube, da wollen sich Leute wichtig machen.»
Von Alliierten konfisziert
Einige der in München aufgetauchten Kunstwerke wurden einem Bericht zufolge offenbar nach Kriegsende von den Alliierten beschlagnahmt und von diesen von 1945 bis 1950 verwahrt. Das schreibt die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente. Dabei handele es sich um Protokolle, die die Alliierten von Befragungen des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt zu dessen Rolle im Dritten Reich anfertigten.
Eine an diese Protokolle angehängte Liste gibt demnach Auskunft über Gurlitts mehr als hundert Einzelwerke umfassende Privatsammlung, die zu diesem Zeitpunkt in einer Wiesbadener US-Sammelstelle eingelagert war. Darauf eingetragen seien offenbar auch einige der am Dienstag in Augsburg präsentierten Werke, darunter das bislang unbekannte Selbstbildnis von Otto Dix und das Gemälde «Zwei Reiter am Strand» von Max Liebermann sowie die Gouache von Marc Chagall.
Laut dem Zeitungsbericht forderte Hildebrand Gurlitt die Werke mit Erfolg von den Alliierten zurück. Bis auf zwei Bilder sei ihm seine angebliche Privatsammlung 1950 zurückgegeben worden.
SDA
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