Janukowitsch-Vertrauter angeschossen
Mysteriöser Vorfall in der Ukraine: Andrei Kljujew, der frühere Chef des Präsidialamts, wurde durch Schüsse verletzt. Wie es zu dem Angriff kam und in welcher Klinik er behandelt wird ist unklar.
Die Ukraine versucht den Übergang mit einer Regierungsbildung und den Vorbereitungen für Neuwahlen. Aber es geht langsamer als gedacht, und die wirtschaftliche Lage ist extrem schwierig.
Drei Tage nach dem Umsturz in der Ukraine ist die Regierungsbildung ins Stocken geraten. Die neue Führung werde erst am Donnerstag statt schon am Dienstag stehen, erklärte Übergangspräsident Alexander Turtschinow in Kiew. Internationale Geldgeber des finanziell angeschlagenen Landes warten allerdings dringend auf offizielle Ansprechpartner. Für Unruhe sorgte am Dienstag ein Angriff auf einen Vertrauten des abgesetzten Staatschefs Wiktor Janukowitsch.
Der frühere Chef des Präsidialamts, Andrei Kljujew, sei angeschossen und in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte dessen Sprecher Artem Petrenko der Nachrichtenagentur AP. Petrenko konnte aber nicht sagen, wie es zu dem Angriff kam und in welcher Klinik der Verletzte behandelt wird. Damit blieb der Zwischenfall mysteriös.
Dringende Finanzhilfen
Janukowitsch hatte angesichts massiver Proteste gegen ihn am Wochenende die Hauptstadt Kiew verlassen und war untergetaucht. Er soll zuletzt auf der Halbinsel Krim gesehen worden sein. Am Montag war berichtet worden, Kljujew sei bei ihm. Janukowitsch selbst wird inzwischen wegen des Tods von 82 Demonstranten per Haftbefehl gesucht.
In Kiew versuchen nun Janukowitschs Gegner, den Übergang zu gestalten. Die Wahlkommission leitete den Wahlkampf für die vorgezogene Präsidentenwahl am 25. Mai ein. Bewerber um das höchste Staatsamt können sich bis 4. April registrieren, wie die Kommission mitteilte. Der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko erklärte offiziell seine Kandidatur. Es wird zudem erwartet, dass die lange inhaftierte Oppositionspolitikerin Julija Timoschenko kandidieren könnte.
Bis der neue Präsident feststeht, leitet Timoschenkos Vertrauter Turtschinow die Amtsgeschäfte. Er hatte sich am Montag auch mit der EU-Aussenbeauftragten Catherine Ashton getroffen, da die Ukraine dringend Finanzhilfen benötigt. Der Bedarf wird auf umgerechnet gut 25 Milliarden Euro beziffert. Ashton rief die kommende Regierung am Dienstag auf, ein Reformprogramm auszuarbeiten, damit die EU über Hilfen entscheiden könne.
Auch der Internationale Währungsfonds erwägt ein Hilfspaket im Umfang von 15 Milliarden Dollar, wie das Weisse Haus in Washington erklärte. Die USA selbst prüften ebenfalls Hilfen für die Ukraine. Über Art und Umfang sagte Regierungssprecher Jay Carney jedoch nichts.
Spannungen auf der Krim
Die Opposition in der Ukraine hatte drei Monate lang gegen Janukowitsch protestiert, weil dieser sich von der EU abgewandt und stattdessen die Nähe zu Russland gesucht hatte. Nach einer blutigen Eskalation vergangene Woche hatten sich die Ereignisse am Wochenende überschlagen. Schliesslich wurde Janukowitsch für abgesetzt erklärt, das Parlament setzte die Neuwahl an und Timoschenko kam frei.
Die US-Regierung signalisierte, dass sie Janukowitsch nicht mehr als Präsidenten der Ukraine ansehe. Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew zweifelt hingegen an der Legitimität der neuen ukrainischen Führung. Auf der Krim, wo Russland seine Schwarzmeerflotte stationiert hat, wachsen die Spannungen. Pro-russische Kräfte demonstrieren, so dass Tendenzen zur Abspaltung der Halbinsel befürchtet werden.
Am Dienstag beriet der russische Präsident Wladimir Putin die Lage in der Ukraine mit wichtigen Sicherheitsberatern. Details zu dem Treffen im Kreml wurden aber nicht bekannt.
SDA/mrs
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