Janet Yellen ist aus dem Rennen
Laut US-Medien soll sich Donald Trump für die Nachfolge an der Spitze der US-Notenbank festgelegt haben. Seine Wahl werde alle sehr beeindrucken, erklärte der US-Präsident.

Die Entscheidung, wer die US-Notenbank (Fed) ab dem nächsten Februar führen wird, ist offenbar gefallen. Etwas pathetisch hat Präsident Donald Trump in einem Instagram-Video Ende letzter Woche verkündet, dass er in der angelaufenen Woche mitteilen werde, wen er auserwählt hat. Die Leute würden seine Entscheidung schon «besorgt erwarten», erklärte er wörtlich. Es werde sich um jemanden handeln, der «hoffentlich einen fantastischen Job machen» werde, und er denke an «jemanden ganz spezifisch», von dem «alle sehr beeindruckt sein werden».
Deutlich wird damit vor allem, dass Janet Yellen kaum mehr eine Chance hat, vom Präsidenten erneut nominiert zu werden. Eine Nichtverlängerung des Mandats an der Spitze des Fed, der für die Weltwirtschaft wichtigsten Institution, hat es in der neueren Geschichte der Notenbank noch nie gegeben. In einem Interview hat Trump dieses Vorgehen damit begründet, dass er seine eigene Marke setzen wolle.
Yellens Politik ohne Yellen
Nachfolger von Yellen soll laut mehreren US-Zeitungen, die sich auf nicht genannte Quellen aus dem Weissen Haus stützen, Jerome Powell werden. Powell sitzt bereits seit dem Jahr 2012 im Gouverneursrat des Fed, dem obersten Gremium der Bank. Bisher hat er alle Entscheidungen von Präsidentin Janet Yellen mitgetragen. Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass Donald Trump an Powell Gefallen findet. Denn der US-Präsident will auf keinen Fall die Börsen erschrecken. Und dort hat man an Janet Yellen grosse Freude.

Unter der Fed-Präsidentschaft von Yellen kannten die Kurse mehr oder weniger nur eine Richtung: nach oben. Eine Umkehr in der Geldpolitik würde deshalb erwartungsgemäss für Unruhe sorgen und könnte zu Kursverlusten führen. Dafür will Trump auf keinen Fall verantwortlich sein.
Mit Powell an der Fed-Spitze hofft Trump auf einen Fortbestand der Geldpolitik von Yellen – nur einfach ohne Yellen. Laut Finanzmedien kann man deshalb auch an den Kapitalmärkten gut mit Powell leben. Während Yellen und schon ihr Vorgänger Ben Bernanke als Ökonomen zu den am besten ausgewiesenen Experten zur Geldpolitik zählen, ist Jerome Powell überhaupt kein Ökonom, sondern Jurist. Auch das ist ein Bruch mit einer jahrzehntealten Tradition beim Fed. Das hat umso mehr Bedeutung, als die Entscheide des Fed für den Gang der Wirtschaft in den USA, aber auch weltweit, eine weit grössere Bedeutung haben als die jeder anderen Institution. Aber auch deshalb, weil die Geldpolitik seit der Finanzkrise sehr viel komplexer geworden ist als zuvor, als es einzig darum ging, den Leitzins anzuheben oder zu senken.
Bilder: Die Fed-Chefin Yanet Jellen (2014)
Gemäss US-Medien steht für Donald Trump ohnehin nicht die Geldpolitik im Zentrum seiner Wahl für den Fed-Chefposten. Viel wichtiger ist ihm gemäss diesen Berichten eine Person, die seinen Plänen nicht im Wege steht, die Regulierungen für die Finanzbranche wieder zu lockern. Janet Yellen war dafür nicht zu haben, wie sie schon öffentlich gemacht hat. Powell, der selbst aus der Finanzbranche kommt, gilt solchen Plänen gegenüber als aufgeschlossener. Vor seiner Zeit beim Fed war er lange Partner des Private-Equity-Hauses Carlyle Group, das der Bush-Familie nahe steht. Mit George Bush und George W. Bush waren bereits zwei Abkömmlinge der Familie US-Präsidenten der republikanischen Partei. Unmittelbar nach seinem Rechtsstudium arbeitete Powell als Investmentbanker bei Dillon Read.
Taylor war die zweite Wahl
Weil er an Deregulierungen der Finanzbranche nicht sonderlich interessiert war, scheint auch John Taylor wieder aus dem Rennen um die Nachfolge des Fed-Präsidiums gefallen zu sein. Der «Erfinder» der «Taylor-Regel», die für die Notenbank bei der Festlegung der Geldpolitik von Bedeutung ist, hat es neben Powell am Schluss in die engste Wahl für das Amt geschafft. Viele Republikaner würden ihn Powell sogar vorziehen. Da von Taylor aber eine deutliche Straffung der Geldpolitik erwartet würde, hätte seine Wahl die Märkte erschreckt.
Gänzlich sicher ist die Wahl von Powell allerdings nicht. Wie die Quellen aus dem Weissen Haus die US-Medien wissen liessen, könne es sich der Präsident auch noch einmal anders überlegen. Das würde dann vor allem die Chancen von Taylor wieder erhöhen. Für seinen Entscheid soll Trump unter republikanischen Senatoren bereits eine Umfrage durchgeführt haben. Der Senat ist es schliesslich, der Trumps Nomination erst absegnen muss, damit sie Erfolg hat.
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