Italien muss für neues Geld Rekordzinsen zahlen
Auch nach dem Regierungswechsel muss Italien für neues Geld tief in die Tasche greifen. Höhere Zinsen für Staatsanleihen musste das Land seit der Einführung des Euro noch nie zahlen.

Der hoch verschuldete Staat Italien konnte sich heute zwar am Kapitalmarkt wie geplant zehn Milliarden Euro leihen. Für Papiere mit sechsmonatiger Laufzeit muss er dafür aber einen durchschnittlichen Zins von 6,5 Prozent zahlen, für eine zweijährige Anleihe sogar einen Zins von 7,8 Prozent. Höhere Zinssätze wurden seit Einführung des Euro noch nie von Italien gezahlt, teilt die Notenbank mit.
Im Oktober lagen sie mit 3,5 und 4,6 Prozent noch deutlich tiefer. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte unmittelbar vor der Versteigerung versucht, durch den Kauf italienischer Staatsanleihen am Markt die Zinsen zu drücken, sagten Händler.
Riesiger Schuldenberg
Der langjährige Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte am 12. November seinen Rücktritt eingereicht. Sein Nachfolger, der frühere EU-Kommissar Mario Monti, will mit einer Übergangsregierung von Technokraten Reformen anstossen, um das Vertrauen der Finanzmärkte in den Sparwillen des Landes zurückzugewinnen.
Italien sitzt auf einem riesigen Schuldenberg, der 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht. Angesichts der Konjunkturflaute dürfte es der Regierung schwerfallen, die Neuverschuldung zu drücken.
Auch andere kämpfen mit hohen Zinsen
Auch die kürzlich in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuften Staaten Portugal und Ungarn mussten steigende Renditen auf ihre Anleihen hinnehmen. Die Rendite für zehnjährige Anleihen des ungarischen Staats, dessen Kreditwürdigkeit am Donnerstag von der Ratingagentur Moody's abgesenkt worden war, stieg bis Freitagnachmittag auf 9,9 Prozent. Dies ist der höchste Wert seit Anfang 2009.
Auch Portugal, das ebenfalls am Donnerstag von der Agentur Fitch herabgestuft worden war, sah das Vertrauen in seine Staatspapiere schwinden. Die Rendite stieg am Freitag auf 13,28 Prozent, nachdem sie am Vortag noch bei 12,25 Prozent gelegen hatte.
Vergleichsweise tief sind die Renditen für belgische Anleihen. Wegen der anhaltenden Regierungskrise erreichten sie mit 5,86 Prozent aber ebenfalls einen neuen Rekordwert.
SDA/bru
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