Mit dem Note 8 lanciert Samsung den Nachfolger des wortwörtlich in Flammen aufgegangenen Note 7. Zur Erinnerung: Die Note-Reihe ist Samsungs Vorzeigereihe. Mit den vielen Funktionen, technischen Spielereien, dem hohen Preis und vor allem dem Stift richtet sich das Note an ein deutlich kleineres Publikum als das Galaxy S8. Während das S8 das Handy für die Massen ist, ist das Note etwas zugespitzt das Handy für Smartphone-Arbeiter und -Fans.
Nach der Präsentation des Galaxy Note 8 blieben ein paar Fragen offen. Samsung hat uns ein Test-Handy schon vor dem Verkaufsstart für eine Woche ausgeborgt, um genau diese Fragen zu klären.
Geht das Note 8 nicht in Flammen auf wie sein Vorgänger?
Hier gilt dieselbe Weisheit wie beim Note 6, beim Note 7 und bei allen anderen Geräten und Lebenslagen: Wie sicher etwas war, weiss man immer erst hinterher. In der Woche mit dem Note 8 wurde das Handy gelegentlich etwas warm, aber nie so, dass man sich hätte Sorgen machen müssen. Genau so wie jedes andere Handy übrigens auch. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Samsung wieder einen Rückruf starten müsste. Doch das wird sich erst zeigen, wenn das Gerät am 15. September in den Handel und damit in mehr Hände kommt.
Der Akku ist kleiner und der Bildschirm grösser als beim Note 7, reicht das trotzdem für einen Tag?
Was auf dem Papier wie ein Akkuproblem aussieht, liess sich im Alltag nicht feststellen. Das Handy hielt bei normaler Verwendung einen Tag durch. Ein Akkuwunder darf man sich vom Note 8 nicht erwarten. Aber die Anfangsbedenken vermochte Samsung schon mal zu zerstreuen.
Wie gut ist Samsungs erste Doppelkamera?
Die spannendste Neuerung im Vergleich zu früheren Samsung-Handys ist die Doppelkamera. Ähnlich wie beim iPhone 7 Plus bietet das eine Objektiv die gewohnt weitwinklige Handyperspektive. Das zweite Objektiv ist ein Zweifach-Zoom. Per Knopfdruck kann man zwischen den zweien hin- und herwechseln. Interessantes Detail: Der Zoom-Knopf sieht bei Samsung genau so aus wie bei Apple. Allerdings ist die Beschriftung genau andersrum. Apple schreibt in der Weitwinkelansicht 1x. Bei Samsung steht 2x. Wenn man drauf drückt und die Kamera zoomt, steht bei Apple 2x und bei Samsung 1x. Welche Variante man praktischer findet, ist Geschmackssache. Gewöhnen kann man sich an beide. Insgesamt gefällt die Doppelkamera von Samsung sehr. Sie ist, wie man es sich vom Konzern gewohnt ist, rasend schnell und zuverlässig. Davon können sich andere Hersteller ein Stück abschneiden. Dank der Doppelkamera gibt es bei Samsung nun eine Funktion namens Live-Fokus. Damit kann man bei Fotos den Hintergrund unscharf setzen. Apple hat für dasselbe Feature mehrere Software-Updates gebraucht, bis die Illusion, eine Profikamera zu verwenden, ziemlich gut (aber noch nicht perfekt) wurde. Hier sieht man, dass Samsung noch nachbessern und dazulernen muss. Bei Porträts wirkte es häufig so, als hätte man den Hintergrund nachträglich mit Photoshop unscharf gestellt, und das Objekt im Vordergrund wirkte unrealistisch aufs Bild geklebt. Gelegenheitsfotografen dürften das aber kaum bemerken, und ich bin guter Dinge, dass Samsung (wie auch Apple) das mit Updates noch viel besser hinbekommen wird. Tipp: Bei Samsung kann man nachträglich einstellen, wie unscharf der Hintergrund sein soll. Damit lässt sich die Qualität der Porträtfotos verbessern, wenn man den Effekt etwas reduziert.
Fühlt sich die Software schnell an?
Beim Note 7 waren die Ruckeleien ein steter Ärger. Ich fragte mich damals, wie sich ein so hochgerüstetes Handy so langsam anfühlen kann. Beim Note 8 läuft die Software fix und gibt keinen Anlass zur Reklamation. Android-Profis würden sich die neuste Version 8 wünschen. Doch im Alltag merkt man kaum, dass erst Android 7 auf dem Handy läuft. Zu klein sind die Verbesserungen der aktuellen Version.
Nach Debakel: Samsung will mit dem Galaxy Note 8 zurück in die Erfolgsspur. (Video: AFP)
Funktioniert die Gesichtserkennung?
Mein grösster Kritikpunkt beim Galaxy S8 wiederholt sich leider auch beim Note 8. Die Gesichtserkennung macht keinen besonders durchdachten Eindruck. Man muss sich zwischen zwei Varianten entscheiden: Gesichtserkennung ist schnell, bequem, unsicher und klappt nicht immer. Iris-Erkennung ist sicher, zuverlässig, aber umständlich und langsam. Die Gesichtserkennung funktioniert mit meinem Gesicht zwar zuverlässiger als beim Galaxy S8 mit derselben Technologie, aber noch immer nicht mit annähernd 100 Prozent oder wenigstens 95 Prozent. Immer mal wieder geht es nicht. Bei der deutlich sicheren Iris-Scan-Methode muss man jedes Mal mühsam die Augen in zwei Kreisen platzieren. Das funktioniert zwar zuverlässig, aber ist so mühsam, dass ich es nach ein paar Tests – Sicherheit hin oder her – deaktiviert habe. Das Entsperren bleibt der Schwachpunkt bei Samsungs diesjährigen Top-Handys. Das Ganze erinnert an Samsungs erste Fingerabdrucksensoren. Auch die waren keine Freude – man musste den Finger über den Home-Knopf ziehen – und wurden erst in den Folgejahren richtig gut.
Kann Bixby mit Siri, Alexa, Cortana und dem Google-Assistenten mithalten?
Nein. So einfach ist die Antwort. Samsungs Assistenzsoftware spricht nur Englisch und Koreanisch und geht mit ganz viel Goodwill vielleicht als Beta-Software durch. Bixby zeigt deutlich, wie anspruchsvoll solche Assistenzprogramme sind, wenn es nicht mal Samsung mithilfe der Siri-Erfinder und fast grenzenloser Budgets schafft. Nerviges Detail: Im Test habe ich mehrfach aus Versehen den Bixby-Knopf an der rechten Kante unterhalb des Lautstärkereglers mit dem Power-Knopf an der linken Kante verwechselt. Nun, da Amazons Alexa und Microsofts Cortana künftig zusammenarbeiten werden, täte Samsung gut daran, sich dem Projekt anzuschliessen.
Ist der hohe Preis (1050 Franken) gerechtfertigt?
Preise sind immer Ansichtssache. Fest steht: Für das Geld bekommt man eines der aktuell schönsten und hochwertigsten Handys. Die Hardware dürfte auch in drei Jahren noch ziemlich gut sein (vorausgesetzt, Samsung liefert fleissig Software-Updates nach). Ein Grund für den hohen Preis ist der Stift. Wer den nicht braucht, sollte sich günstigere Geräte anschauen. Regelrecht knausrig muten bei dem Preis die knappen 64 GB Speicherplatz an. Natürlich kann man ihn mit Zusatzkarten erweitern. Aber bei dem Preis und der Kundschaft wären 128 GB sicher angebracht gewesen. Samsung begründet die Speicherwahl übrigens damit, dass kaum jemand über 64 GB brauchen würde, und verweist auf die optionalen SD-Karten. Doch gerade Note-Kunden, die bereit sind, solche Summen für ein Spitzenhandy auszugeben, dürfte das kaum gefallen.
Fazit:Wie zuvor schon das Galaxy S8 ist auch das Galaxy Note 8 ein tolles Handy mit noch tollerem Bildschirm und einem Gewirr an uneleganten Entsperrmethoden, die bei dem Preis nicht sein müssten. Besonders gut gefiel im Test Samsungs erste Doppelkamera, die Schnappschuss-Fans und Hobbyfotografen gleichermassen ansprechen wird.
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Ist dieses Handy wirklich 1000 Franken wert?
Das neue Galaxy Note 8 von Samsung kann viel und kostet viel. Redaktion Tamedia hat es eine Woche ausprobiert.