Islamisten rufen in Kairo zum «Millionen-Protest»
Die USA rüsten sich für weitere Proteste nach dem Freitagsgebet. In den Botschaften in der islamischen Welt wurden die Sicherheitsmassnahmen verstärkt. In Kairo ist eine Grossdemonstration geplant.

Aufgrund des umstrittenen islamfeindlichen Films fürchten die USA weitere Gewalt in der arabischen Welt nach dem Freitagsgebet. «Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau, die zu weiteren Protesten führen könnten», sagte ein Sprecher des Weissen Hauses in Washington. Zuvor waren bei Protesten im Jemen vier Menschen getötet worden.
Der Film «Innocence of Muslims» («Die Unschuld der Muslime»), der den Propheten Mohammed verunglimpft, führt seit Tagen zu Ausschreitungen gegen diplomatische Einrichtungen der USA. Die Regierung in Washington rechne damit, dass sich die Proteste fortsetzten, sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama.
«Geschmacklos und verwerflich»
Der Freitag sei «traditionell ein Tag von Protesten in der muslimischen Welt». Die mächtige Muslimbruderschaft in Ägypten rief zu landesweiten Protesten nach dem Abendgebet am Freitag auf. Auch in Jordanien forderten salafistische Prediger die Gläubigen auf, vor die US-Botschaft zu ziehen.
US-Aussenministerin Hillary Clinton hob hervor, die Macher des Films hätten keinerlei Verbindungen zum Staat: «Lassen Sie mich sehr deutlich sagen - und ich hoffe, das ist klar -, dass die Regierung der Vereinigten Staaten absolut nichts mit diesem Video zu tun hat.» Der Film sei «geschmacklos und verwerflich». Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den «Hassfilm» erneut. Die Macher des Videos strebten offenbar an, «ein Blutbad zu provozieren».
Proteste in Nordafrika
Die Proteste hatten am Dienstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo begonnen, wo Islamisten die US-Botschaft stürmten. In der libyschen Küstenstadt Benghazi wurden am selben Tag bei einem Angriff auf das US-Konsulat der US-Botschafter Chris Stevens und drei Mitarbeiter getötet, auch libysche Sicherheitskräfte starben.
Im Jemen wurden am Donnerstag vier Menschen bei Protesten gegen den Film vor der US-Botschaft getötet. In Kairo wurden bei neuen Ausschreitungen am Donnerstag mehr als 200 Menschen verletzt. In der arabischen Welt dauern die durch ein islamfeindliches Video angestachelten Proteste aufgebrachter Muslime an. Weitere Proteste gab es unter anderem im Iran und Irak, in Israel, dem Gazastreifen, Jordanien, Sudan und Tunesien.
In Kairo protestierten noch heute am frühen Morgen Hunderte Menschen im Bezirk um die US-Botschaft. Islamisten haben einen «Millionen-Menschen-Protest» angekündigt. Sie fordern eine offizielle Entschuldigung der USA, da das Video, in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird, dort produziert wurde.
Hadi ordnet Untersuchung an
Der jemenitische Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi entschuldigte sich bei Obama für die Angriffe des «Mobs» und ordnete eine Untersuchung an. Der am Mittwoch gewählte libysche Regierungschef Abu Shagur sagte AFP zum Tod der US-Bürger in seinem Land, es habe Festnahmen gegeben und weitere würden folgen.
Angaben zur Zahl der Festnahmen und zum politischen Hintergrund wollte er nicht machen, «bis wir alle Fakten kennen». Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, die Ermittlungen seien «sehr kompliziert», weil in der Menge vor dem US-Konsulat sowohl Extremisten als auch gewöhnliche Bürger gewesen seien.
Polizeischutz für Filmemacher
Der mutmassliche Macher des islamfeindlichen Films steht in den USA derweil unter Polizeischutz. «Wir haben eine Bitte erhalten und wir antworten darauf. Wir sind die Garanten der öffentlichen Sicherheit», sagte der Sprecher des Sheriffs von Los Angeles am Donnerstag AFP. Er machte weder Angaben dazu, wer die Behörden um Hilfe gebeten habe, noch zur genauen Art des Polizeischutzes.
Das Haus von Nakoula Basseley Nakoula im Ort Cerritos südlich von Los Angeles stand am Donnerstag unter Bewachung der Polizei, wie ein AFP-Fotograf vor Ort berichtete. Der 55-Jährige leitet nach eigenen Angaben die Produktionsfirma des Films. Er bestritt, der Autor des Films zu sein, der unter dem Pseudonym «Sam Bacile» auftritt. Allerdings führte eine Handynummer, unter der «Sam Bacile» US-Medien ein Interview gab, zu ihm.
AFP/wid
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