Internationaler Strafgerichtshof verfolgt Farc-Mitttelsmänner in der Schweiz
Dient die Schweiz als Unterschlupf für Farc-Rebellen? Der internationale Strafgerichtshof fordert die Schweiz auf, gegen Mittelsmänner der Guerilla zu ermitteln.
Luis Moreno Ocampo, Chefankläger des internationalen Strafgerichtshofs erklärte am Mittwoch in Bogotá, dass er eine Untersuchung gegen eine «in der Schweiz wohnhafte Person» anstrebe, die der Farc Geld überwiesen habe. Er habe die Schweiz vergangene Woche in einem Brief dazu aufgefordert, ihm Angaben über die Aktivitäten von Mittelsmännern zur Unterstützung von bewaffneten Gruppen in Kolumbien auszuhändigen. Bislang habe die Schweiz keine entsprechenden Ermittlungen aufgenommen.
Begehren in der Schweiz nicht angekommen
Das Bundesamt für Justiz hat indessen noch keine Kenntnis vom Begehren Ocampos: «Bei uns ist bisher kein Ersuchen vom internationalen Strafgerichtshof eingegangen», erklärt Folco Galli, Sprecher des Bundesamt für Justiz auf Anfrage von Redaktion Tamedia.
Im Zentrum der Ermittlungen des Chefanklägers steht Omar Arturo Zabala Padilla, alias «Lucas Gualdrón». Ihm sagt die kolumbianische Regierung nach, als Europachef der kriminellen Organisation zu fungieren. Der 39-Jährige kam 1992 als politischer Flüchtling in die Schweiz und verfügt heute über eine C-Bewilligung. Er soll über sieben verschiedene Pässe verfügen und wird von Kolumbien als der wichtigste Auslandsvertreter der Farc überhaupt betrachtet. Auch werden Gualdrón Verbindungen zur spanischen Terrororganisation Eta nachgesagt. Dabei operiert er in der Schweiz nicht alleine: In den Städten Zürich, Genf und Lausanne sollen nach Angaben der kolumbianischen Behörden mindestens fünf weitere Vertreter der Farc aktiv sein.
«Asylgewährung nicht mehr gerechtfertigt»
Dass die Schweiz Mitglieder der Rebellenorganisation beherbergt, ist der kolumbianischen Regierung ein Dorn im Auge: «Wir glauben, dass der Status des politischen Flüchtlings in einigen Fällen kolumbianischer Bürger missbraucht worden ist. Die Asylgewährung ist heute nicht mehr gerechtfertigt», erklärte Claudia Jiménez, die das Land in Bern vertritt, unlängst gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Sie hat die Schweiz über die mutmasslich kriminellen Aktivitäten Gualdrón ins Bild gesetzt: «Jedes Mal, wenn Kolumbien besorgt war, weil sich Sympathisanten einer kolumbianischen Guerilla hier aufhalten, haben wir das dem Bundesrat mitgeteilt», so Jiménez.
Die kolumbianische Regierung fordert nicht nur die Schweiz, sondern auch eine ganze Reihe europäische Regierungen auf, gegen die in ihren Ländern ansässigen Farc-Vertreter vorzugehen. Sie vermutet, dass die Rebellen auch in Deutschland, Schweden, Dänemark, Belgien, Spanien und Italien Netze unterhalten.
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