In welchen Kantonen die Menschen häufiger in den Notfall gehen
Seit 2007 stieg die Zahl der Konsultationen in Schweizer Notfallstationen um 26 Prozent. Dies zeigt eine Studie des Gesundheitsobervatoriums (Obsan). Dabei gibt es starke Schwankungen zwischen den Kantonen.
Die Behandlungen in Schweizer Notfallstationen haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Zwischen 2007 und 2011 stieg die Zahl der Konsultationen um 26 Prozent an. Das sind rund 930 Fälle mehr pro Tag. Alle Altersklassen sind vom Anstieg betroffen.
Insgesamt mussten die Notfallstationen der Schweizer Spitäler im Jahr 2011 rund 1,62 Millionen Einlieferungen bewältigen, das entspricht etwa 4400 Konsultationen pro Tag, wie eine Studie des Schweizerischen Gesundheitsobervatoriums (Obsan) zeigt. Die Zahlen entsprächen dem Trend in anderen westlichen Ländern, wo die Zahl der Notfälle in den vergangenen Jahren ebenfalls stetig angestiegen sind.
Vor allem bei den über 86-Jährigen ist die Zunahme der Notfälle gegenüber 2007 mit 33 Prozent markant. Diese Altersgruppe sowie diejenige der unter 6-Jährigen liessen sich doppelt so häufig notfallmässig behandeln wie der schweizerische Durchschnitt. 2011 gab es durchschnittlich 204 Konsultationen pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Vielzahl an Ursachen
Der Anstieg der Notfälle hat unterschiedliche Gründe. Ausländische Studien zeigen, dass beispielsweise der Hausärztemangel eine mögliche Ursache für die vermehrten Konsultationen ist. Darüber hinaus werden die in Notfallstationen aufgenommen Personen immer älter und die fragilen Patientinnen und Patienten immer zahlreicher.
Auch trägt der Bettenmangel in Akutspitälern dazu bei, dass die Notfallstationen immer mehr zu tun bekommen. Zudem schätzt die Bevölkerung die Zugänglichkeit und Funktionalität der Notfalldienste. Sie sind an sieben Tagen die Woche geöffnet und befinden sich meist in den städtischen Zentren.
«Wir gehen davon aus, dass diese Ursachen auch für die Schweiz gelten», sagte Obsan-Leiterin Monika Diebold auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Schweizer Untersuchungen dazu fehlten aber.
Weniger «Bagatellfälle»
Die absolute Zahl der Hospitalisierungen nach einer Konsultation in einer Notfallstation stieg zwischen 2007 und 2011 um 16 Prozent an. Im selben Zeitraum nahmen die ambulanten Behandlungen um 32 Prozent zu.
Konstant geblieben ist gemäss der Untersuchung der Anteil der Patientinnen und Patienten, die nach der Behandlung in einer Notfallstation hospitalisiert werden mussten. Dieser Wert nahm zwischen 2007 und 2011 um 2 Prozent auf 32 Prozent ab.
Dies könne ein Hinweis dafür sein, dass so genannte «Bagatellfälle» nicht zugenommen haben, schliessen die Studienleiter. Die Zahlen zeigten aber, dass die Notfälle starken, auf Epidemien oder Umweltfaktoren zurückzuführenden Schwankungen unterliegen. Deshalb müssten die Notfallstationen ihre Infrastruktur sowie die personellen und finanziellen Mittel je nach Nachfrage anpassen.
Zwischen den Kantonen gibt es grosse Unterschiede. Die Zahl der Notfälle im Tessin liegt beispielsweise 2,6-mal höher als diejenige im Kanton Nidwalden. Gemäss der Studie hat sich diese Differenz zwischen 2007 und 2011 kaum verändert. Sie habe ihren Ursprung möglicherweise in den unterschiedlichen Infrastrukturen im Gesundheitswesen.
Weitere Studien notwendig
Obsan ist eine von Bund und Kantonen getragene Institution. Sie analysiert die vorhandenen Gesundheitsinformationen in der Schweiz und unterstützt die Behörden und Institutionen bei ihrer Planung und ihrem Handeln.
Zu den ambulanten Behandlungen in privaten Institutionen wie beispielsweise Arztpraxen liegen laut Obsan keine Daten vor. Deshalb fordert das Observatorium von den Behörden weitere Untersuchungen zum Patientenstrom in Notfallstationen. Nur so könne verhindert werden, dass das schweizerische Gesundheitswesen den demografischen Entwicklungen hinterherhinke.
SDA
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch