In Nepal bricht das Faustrecht aus
Der Frust der Bewohner ist aufgrund der unkoordinierten Hilfsaktionen gross: Als versprochene Rettungsbusse nicht auftauchten, kam es in Kathmandu zu Zusammenstössen zwischen Einwohnern und der Polizei.

Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal liegen die Nerven blank: In der Hauptstadt Kathmandu kam es zu Zusammenstössen zwischen frustrierten Einwohnern und der Polizei, als versprochene Busse nicht auftauchten. Kathmandus Flughafen war weiter überlastet und Hilfskräfte hatten Schwierigkeiten, in die entlegenen Dörfer rund um das Epizentrum zu gelangen. Die Regierung räumte Schwierigkeiten bei der Koordinierung des Hilfseinsatzes ein.
Am Busbahnhof versammelten sich vor dem Morgengrauen tausende Menschen, um mit kostenlosen Bussen in ihre Heimatregionen zurückzukehren. Als keine Busse erschienen, kam es zu Handgemengen mit der Polizei.
«Wir warten hier seit der Dämmerung, weil uns gesagt wurde, dass 250 Busse kommen würden, aber es kommen keine.»
Nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,8 am Samstag liegen zahlreiche Gebäude in Kathmandu in Trümmern, Nahrung und Trinkwasser sind knapp. In den Strassen schliefen in der Nacht wieder unzählige Menschen im Freien, weil ihre Häuser zerstört sind oder sie aus Angst vor weiteren Nachbeben im Freien bleiben wollten.
Die offiziell bestätigte Zahl der Todesopfer des Bebens liegt derzeit bei 5057 in Nepal und hundert weiteren in den Nachbarländern. Rund 10'000 Menschen wurden verletzt.
Menschenmenge stoppt Lastwagen mit Trinkwasser
In Kathmandu zwang eine Menschenmenge einen Lastwagen mit Trinkwasser zum Halten und verteilte die Kanister unter sich. Die Polizei brachte Stacheldraht aus, um mit Schlagstöcken bewaffnete Männer von Angriffen auf einen Bus abzuhalten. Einwohner klagten, dass sie nichts von den versprochenen Hilfslieferungen zu sehen bekämen.
Existenzängste: Die Polizei muss einschreiten, weil sich Bewohner um Trinkwasser streiten. Video: Youtube / AFP News Agency (19. April 2015).
Kommunikationsminister Minendra Rijal gab Schwierigkeiten bei der Koordinierung der Hilfe zu.
«Die Katastrophe ist derart gross und beispiellos, dass wir nicht in der Lage waren, den Erwartungen der Menschen zu entsprechen.»
Der einzige internationale Flughafen des Landes in Kathmandu ist für den derzeitigen Andrang nicht ausgelegt. Etliche Hilfsflüge mussten deshalb warten.
Zudem sassen viele Helfer in der Hauptstadt fest, weil sie wegen der zerstörten Strassen nicht in die entlegeneren Regionen rund ums Epizentrum gelangen konnten. Ein Armeehubschrauber gelangte zum Ort eines Erdrutschs an einer beliebten Trekking-Route, wo am Dienstag bis zu 250 Vermisste gemeldet worden waren. Ein Behördenvertreter sagte, es seien 18 Überlebende gerettet worden. Über Opfer war weiter nichts bekannt.
Deutsche Vermisste
Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin verlautete hinsichtlich deutscher Vermisster, es gebe noch eine zweistellige Zahl ungeklärter Fälle. Inzwischen könnten Hotels wieder genutzt werden, zudem kämen Reisende mit kommerziellen Flügen inzwischen wieder gut weg. Auf dem Botschaftsgelände seien nur noch wenige Menschen. Die Botschaft sei unter anderem durch die Bundespolizei sowie einen Regionalarzt des Auswärtigen Amts verstärkt worden.
Israel rief derweil seine Bürger zum Verlassen des Landes auf. Ein Aussenamtssprecher sagte, der Aufruf erfolge, nachdem ein Helikopter von Nepalesen bedrängt worden war, der in der Langtang-Region israelische Touristen abholen sollte. Israelische Medien berichteten, die Touristen seien mit Stöcken und Steinen angegriffen worden. Ein Nepalese sei ums Leben gekommen, als sein Kopf vom Rotor des Helikopters getroffen wurde.
AFP/pst
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