In Infantinos Welt ist alles grossartig
Der Fifa-Präsident bekommt eine neue Club-WM und strahlt. Aber Europas Top-Vereine rebellieren.

Eine Kunst beherrscht Gianni Infantino. Er kann Probleme weglächeln oder ganz einfach ignorieren. Das tut der Fifa-Präsident auch am Freitag, als er nach der Sitzung mit seinem Council in Miami Hof hält und die Welt über die neuesten Entwicklungen informiert.
Die neue Club-Weltmeisterschaft mit 24 statt nur 7 Mannschaften kommt ab 2021. «Grossartig», sagt er. Die WM wird womöglich schon 2022 in Katar von 32 auf 48 Mannschaften aufgeblasen. «Grossartig, wenn das kommt», sagt er, «auch grossartig, wenn nicht.»
Einfach grossartig scheint Infantinos Welt zu sein. Dass die Elite der europäischen Topclubs gegen seine Pläne rebelliert und den Boykott ausruft – ihm ist das zuerst ein Lächeln wert und dann die simple Bemerkung: «Wir werden sehen, was passiert. Ich hoffe, die grössten Mannschaften werden mitmachen.»
Dabei hat der 15-köpfige Vorstand der ECA, der Vereinigung von 232 europäischen Clubs, der Uefa und Infantino schriftlich mitgeteilt: Jedes neue Format der Club-WM sei «angesichts der bestehenden Wettbewerbe und des bis 2024 fixierten internationalen Spielkalenders nicht akzeptabel». Und: Keiner der Spitzenvereine werde «an so einem Wettbewerb teilnehmen». Das berichtet die «Süddeutsche Zeitung» und druckt dazu ein Faksimile ab, das die Unterschriften der kompletten ECA-Führung zeigt. Real Madrid, Barcelona, Juventus Turin, Bayern München, Manchester United, Paris St-Germain – alle sind sie vertreten.
Schon 2022 mit 48 Teams?
«Das ist ein Meilenstein», sagt derweil Infantino in Miami über den Beschluss einer neuen Club-WM. Sie ist eines seiner Prestigeprojekte, die er seit seiner Amtseinführung als Fifa-Präsident vor drei Jahren verfolgt. Um Geld geht es ihm dabei, da mag er noch lange vorgaukeln, dass der neue Wettbewerb einen «fantastischen Einfluss» auf den weltweiten Club-Fussball habe, wie das bei der Champions League auch der Fall sei. Die Club-WM ist in erster Linie Teil seiner Strategie, einem arabisch-asiatischen Konsortium für 25 Milliarden Dollar die Rechte an insgesamt zwei neuen Wettbewerben (inklusive globaler Nations League) und vor allem an der WM zu verkaufen.
Infantinos Council legte auch die Basis, damit die WM nicht erst 2026 in den USA, in Kanada und Mexiko mit 48 Mannschaften ausgetragen wird, sondern schon 2022 in Katar.
Eine Fifa-Studie zeigt, dass das selbst im Mini-Land am Persischen Golf möglich sein soll – wenn denn ein Nachbar mit Stadien aushilft. Aus politischen Gründen ist derzeit ein Bündnis mit Saudiarabien, den Emiraten und Bahrain undenkbar. Kuwait und Oman bieten sich als Einzige an.
«Wir werden das im Juni entscheiden», sagt Infantino. Dann findet in Paris der Fifa-Kongress statt, an dem der Walliser für vier weitere Jahre zum Präsidenten gewählt wird.
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