Immer wieder hörte sie den Spruch: «Bist du so dumm, oder tust du nur so?»
Sie lernte lesen und konnte es doch nicht – bis sie mit 48 erneut die Schule besuchte. Seither weiss sie, dass sie nicht dumm ist, sondern funktionale Analphabetin.

«Boxen – ich hatte keine Ahnung, wie ich das schreiben muss», sagt Helena Amrein in die Kamera. «Ich schrieb es dann mit zwei g: boggsen.» Die 54-Jährige ist eine von zehn Illettristinnen und Illettristen, die in Jürg Neuenschwanders Dokumentarfilm «Boggsen» Einblick in ihr Leben geben. Man nennt sie auch funktionale Analphabeten: Sie alle haben die obligatorische Schulzeit besucht und können doch nicht richtig lesen und schreiben. Wie ihnen geht es rund 800'000 Menschen in der Schweiz. Die meisten wagen den Schritt in die Öffentlichkeit nie.