Im Schnellschritt durch das Land der Dinge
Die Muba hat eine erfolgreiche Frischzellenkur hinter sich hat. Sie kommt dynamischer daher. Das konnten selbst Bundesrat Johann Schneider-Ammann und Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann nicht verhindern.

Nach ein paar Schritten an der gestrigen offiziellen Eröffnung der 101. Muba war klar, dass der diesjährige Fokus «Energie und Mobilität» sehr ernst gemeint ist. Der Tross aus den üblichen geladenen Gästen aus mehrheitlich regionaler Politik und Prominenz begab sich im Zustand sehr beschleunigter Mobilität und unter Aufwand doch beträchtlicher Energie auf den traditionellen Rundgang. Vorneweg rannten Bundesrat Johann Schneider- Ammann auf Gummisohlen-Schuhen. Neben ihm Elisabeth Ackermann in einem schwarzen Hosenanzug mit 7/8-Hosen, also Hochwasserhosen, was tztztztz ist, vor allem, wenn dann unter dem Hochwasser Ballerina-ähnliche Schuhe sind. Abgerundet wurde das Outfit durch einen türkisblauen Schal mit Monet-Motiven; meine Grossmutter hatte auch solche. Man fordert ja von ihr, dass sie endlich einen neuen Kulturchef anstellen soll und einen Stadtentwickler, aber vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob eine Stilberaterin nicht prioritär wäre.
Fotografen hatten Schweissausbrüche
In der Spitzengruppe rannte auch und selbstverständlich Susanne Leutenegger- Oberholzer, die ein klein wenig Absatz trug, aber trotzdem schnell war, weil sie sich so einen Bühnenauftritt natürlich nicht nehmen lässt, da kennt sie gar nichts. Zu Schneider-Ammann muss man noch anfügen, dass, wenn er so schnell reden würde, wie er laufen kann, er dem Land doch einen unaussprechlichen Dienst erweisen würde.
Um elf Uhr, zack das «Ribbon Cutting» und dann gings auf den Muba-Vita-Parcours, die Hälfte der vielleicht 200 Gäste schon abgehängt, die ersten Fotografen hatten die ersten Schweissausbrüche. Flott unterwegs war Philipp Schoch, BL-Landratspräsident. Schochs Schuhwerk sind Turnschuhe, was ja einst die Domäne von Morin war. Wahrscheinlich hat sich das im Baselbiet noch nicht herumgesprochen, aber weisse Turnschuhe gehen nur an der Art. Das ist die Kunstmesse in Basel, an deren Eröffnung es umsonst Ruinart- Champagner gibt. Diesbezüglich einfach Sabine Pegoraro fragen.
Der Tross raste lawinenmässig durch die Halle 2, atemlos nicht ganz, aber doch sprachlos, weil das Tempo zu hoch war für eine kleine Konversation in den Hallengängen, und hielt dann am Stand der Basler Handelskammer, an dem der Bundesrat einen weissen Chemiekittel angezogen bekam und mit Reagenzgläsern rumhantieren durfte, während Franz Saladin, der Direktor, ein unaufhörliches Elixier von sich im Hallenlärm auflösenden Worten in Schneider-Amman reinträufelte. Neben mir sprach Eugen Keller, der alt Regierungsrat, 92, top fit, der Mann, und nicht der einzige alt Regierungsrat. Christoph Eymann war auch da und war mental nicht so fit wie Keller, weil er, Eymann, sich noch nicht an den Ruhestand gewöhnen konnte und gerade ein wenig hadert. Ein Morgen mit Keller könnte da helfen vielleicht, und Kellers Tag beginnt mit «Boden- und Turnübungen», wie er sagt, dann folgen Laufen oder Ergometer, an ganz guten Tagen beides, und aktuell schwimmt er täglich 80 Längen zu je acht Metern in seinem Pool.
Weiter bei der Handelskammer. Schneider-Ammann nimmt jetzt einen Föhn in die Hand und bringt ein Windrädchen in Fahrt. Die Rektorin der Uni Basel ist inzwischen dazugestossen, Andrea Schenker. Sie konnte das Tempo nicht mitgehen, weil sie sich den Fuss verletzt hat, der geschient ist. Die Basler waren sich einig, dass ihr wohl ein oder mehrere Baselbieter auf den Fuss getreten sind.
Weiter, immer weiter bis zum Areal von Energy Challenge, auf dem spielerisch Energiesparpotenziale aufgezeigt und die Nutzung von erneuerbaren Energien geübt werden. Der Bundesrat drückt auf einen roten Button und dann fangen 20 Leute an mit Velofahren und erzeugen Strom, ja, das ist gelebte Energiestrategie 2050 und praktizierte Energiewende.
Ackermann ist jetzt auch angekommen
Weil Schneider-Ammann oben auf der Bühne steht, steht Leutenegger-Oberholzer unten, ein bisschen ungeduldig, wahrscheinlich, weil sie nicht oben steht und weil sie zu den Legos will. Der Tross beschleunigt erneut, läuft vorbei am BaZ-Schalter, wo die Messeobersten Ueli Vischer und René Kamm das Tempo nochmals forcieren, verlässt die Halle, läuft an einer Schottenmusik vorbei, die, als der Bundesrat die Iststeinerstrasse betritt, anfängt zu spielen, aber der erste Ton kommt raus, als der Kopf des Trosses schon wieder in der Halle ist, und, endlich bei den Legos. Bricklife nennt sich das, es sei die «weltweit grösste Show für Lego-Fans», zwei Millionen Legosteine. Wie Ueli Vischer später sagte: Männer ab einem gewissen Alter kommen in ihrem Leben dreimal mit Lego in Kontakt; zuerst als Kind, dann als Vater, dann als Grossvater.
Scheider-Ammann weiss nicht mehr, was er als Kind gebaut hat, Häuser vielleicht. Gerade aber baue er Baumschienen, was sonst, und zwar mit seinen Grosskindern. Ackermann ist jetzt auch angekommen, also im Legoland auf der Bühne, auf der man die Wahrzeichen Schweizer Städte nachbauen kann, also für Bern etwa das Bundeshaus, und erzählt, dass sie als Mädchen mit der Lego-Eisenbahn gespielt hat, und dass das sehr schön war, und vielleicht ist es so, dass Ackermann besser einen Zug fahren als anführen könnte. Joel Thüring, der Grossratspräsident, ist jetzt auch im Legoland, läuft über Sion und tritt auf den Schriftzug: «Nur im Fall, wegen des Cup-Finals.» Danach ergiesst sich der Tross in den Rundhof, verteilt sich und wartet auf den Muba-Dialog.
Es gibt keine Rede dieses Jahr, eine Neuerung, eine weitere, und man kann grosso modo sagen, dass die alte Tante der Publikumsmessen eine erfolgreiche Frischzellenkur hinter sich hat. Sie kommt dynamischer daher, vielfältiger, aktiver, zum Anfassen. Mehr aktiver Freizeitpark als Museum der Moderne. Die Reden, ja, sagt Messeleiter Daniel Nussbaumer, man wollte mal was Neues probieren. Das ist sehr diplomatisch ausgedrückt.
Es gibt jetzt ein Podiumsgespräch, das ist ja eine gute Alternative, wenn man keine guten Redner zur Hand hat. Thema: Zukunft der Schweiz. Da sassen also, links und rechts von Moderator Reto Brennwald, Elisabeth Ackermann, Johann Schneider-Ammann, und rechts Andrea Schenker, die Uni-Rektorin, und Rapper Stress.
Ganz vergessen, zuvor hielt der Bundesrat doch noch eine kleine Rede mit dem denkwürdigen Satz, Frühling ist dann, wenn der FCB Meister wird, und dann sagte er, dass wir bleiben wollen, was wir sind, nämlich unabhängig und beschäftigt, danach erwähnte er die Digitalisierung, und dass er daran glaube, seit er bei einem Fest unter 125 mit Kerzen besetzten Drohnen sass und keine abgestürzt ist. Nach dem Monolog, dann der Dialog:
Ackermann sagte, dass sie eine Anhängerin der Subsistenzwirtschaft sei, und das ist doch mal was Inhaltliches auch, wenigstens einiges mehr als an der Pressekonferenz am Anfang der Woche.
Schneider-Ammann sagte, Vollbeschäftigung sei wichtig und Versorgungssicherheit auch.
Schenker sagte, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit der Digitalisierung samt Anreizsystem ein taugliches Modell sei.
Stress sagte, dass man aufpassen müsse, dass nicht alles ein bisschen pervers wird. Weil er ja, als Beispiel, inzwischen fast mehr Freund sei mit seinem Telefon als mit seinem Freund.
Und das war sie dann, die offizielle Eröffnung, bei der, anders als in vielen vergangenen Jahren, weniger die geladenen Gäste der Star waren, sondern die Muba.
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