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Bedient: Die Schweizer Eishockeyaner nach der 2:3-Niederlage nach Penaltyschiessen gegen Erzrivale Deutschland.
Foto: Claudio Thoma (Freshfocus)
Es ist ein wenig wie in einem Horrorfilm. Wird die Musik schrill, ist der nächste Schaudermoment nicht weit. Alle wissen, was passieren wird – und fürchten sich trotzdem.
Die physisch starken Deutschen verstehen es, dem Gegner mittels rigorosen Defensivspiels den Wind aus den Segeln zu nehmen. Darauf haben die Schweizer im Vorfeld immer wieder hingewiesen – und trotzdem liessen sie sich davon aus dem Konzept bringen.
Die 2:3-Niederlage nach Penaltyschiessen ist für diese Mannschaft eine riesengrosse Enttäuschung. Weil am Ende der letzte Eindruck haften bleibt. Und der lautet: Die Schweizer sind an dieser WM am ersten grösseren Widerstand gescheitert. «Im Moment ist das ein Schock», sagt Nationaltrainer Patrick Fischer. «Wir haben hart gearbeitet, waren bereit für den Halbfinal. Dann kassieren wir wieder ein Tor in der letzten Minute.»
2019 waren es im Viertelfinal gegen Kanada 0,4 Sekunden, welche die Schweizer vom Einzug in die Vorschlussrunde trennten, gegen Deutschland sind es 43. Und dieses 2:2, das Leon Gawanke bei 6 gegen 5 Feldspieler erzielt, ist weder unverdient, noch fällt es überraschend. Weil die Schweizer im letzten Drittel kaum mehr ein Mittel finden, sich aus der Umklammerung der Deutschen zu befreien. Obwohl Romain Loeffel sagt: «Wir wussten, dass sie im letzten Drittel kommen werden. Und wir haben ihnen ja nicht viele Chancen gegeben. Aber sie fanden einen Weg zum Tor.»
Und so endet diese Partie mit dem grösstmöglichen Drama: Mit dem fünften und letzten Penalty düpiert Marcel Noebels Leonardo Genoni mit einer feinen Finte.
Ein Tor genügte, um die Schweizer aus der Balance zu bringen
«Vielleicht hatten wir Angst, zu gewinnen», sagt Fischer. Und vielleicht ist das gar keine so schlechte Erklärung. Weil das Spiel eigentlich für seine Mannschaft gelaufen ist. Obwohl sie sich bereits zu Beginn mit dem Spiel der Deutschen schwertat, gelang Ramon Untersander nach einem sehenswerten Angriff das 1:0. Im Mitteldrittel erhöhte Fabrice Herzog das Skore. Deutschland blieb zäh – aber ohne viele Torchancen. Doch dann gelang Tom Kühnhackl kurz vor der zweiten Pause der Anschlusstreffer. Und von diesem Moment an verfielen die Schweizer in Passivität. Oder, um es in den Worten Fischers zu sagen: «Das Anschlusstor war ein Killer.»
Nun verlassen die Schweizer Riga mit einem zwiespältigen Gefühl. Sie, die zum Kreis der Titelanwärter zählten. Umso mehr nach der Gruppenphase, die sie auf dem 2. Platz abschlossen. «Wir spielten ziemlich gutes Hockey, hatten einen guten Teamgeist, es machte Spass», sagt Captain Raphael Diaz. «Doch jetzt tut es einfach nur weh. Wir hatten einen Traum, wollten mehr.»
Marco Oppliger ist seit 2013 als Sportredaktor für Tamedia tätig. Seine Kernthemen sind Eishockey und Ski Alpin, ebenso berichtet er über Schwingen und Leichtathletik.