Ihr seid Helden
15 Medaillen bringt die Schweiz aus Südkorea heim. Jede von ihnen hat eine Geschichte.

Dario Cologna (31)
Am Ende, nachdem er allen Zweifeln davongelaufen war, konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten: Dario Cologna. Gold über 15 Kilometer hatte der Langläufer soeben gewonnen, nach dem 6. Rang zuvor im Skiathlon war er von vielen abgeschrieben worden. Der nun viermalige Olympiasieger bewies aber, dass er eines immer noch besser kann als alle anderen: auf den Punkt bereit sein – egal wie widrig die Umstände auch sein mögen.
Michelle Gisin (24)
Es war vielleicht der Moment, der Michelle Gisin wachgerüttelt hat, ihr klarmachte: Ja, ich kann gewinnen. In der Spezialabfahrt war sie gestürzt, hatte einen Brummschädel – doch der schien am Folgetag alle Kräfte freizusetzen. In der alpinen Kombination fuhr sie entfesselt, gerade im Slalom, und tat damit dasselbe, was Schwester Dominique vier Jahre zuvor bereits gelungen war: dann Olympiasiegerin zu werden, als niemand damit rechnete.
Alpines Ski-Team
Wir sind wieder wer in der renommiertesten Sportart an Olympia. Das Können ist auf viele Schultern verteilt. Das zeigte sich im Teamwettkampf, der seine Premiere feierte. Dank viel Selbstvertrauen hielten die Schweizer allen Widrigkeiten stand: Ramon Zenhäusern und Wendy Holdener gewannen alle ihre vier Läufe, oft unter grösstem Druck, da Denise Feierabend und Daniel Yule ihre meist verloren. Da ist eine coole Generation am Werk.
Sarah Höfflin (27)
Sarah wer? Slopestyle was? Die 27-Jährige ist im Siegerquintett wohl die grösste Unbekannte. Auch, weil sie erst nach dem Studium in Cardiff zu dieser Sportart kam – und darum erst seit gut zwei Jahren zum Schweizer Kader gehört. Doch wer so talentiert ist, den hält etwas Verspätung nicht auf – und wer so unerschrocken auftritt, sowieso nicht. «Ich wusste, dass ich beim letzten Sprung etwas zeigen musste.» Gesagt, getan.
Nevin Galmarini (31)
Der Engadiner wollte nach Silber in Sotschi in Pyeongchang nur eines: Gold. Er hielt Wort – und alles sah dabei ganz einfach aus. Der Snowboarder spulte im Parallel-Riesenslalom alle Läufe souverän ab. Sechs unangetastete Schritte zur Krönung. Galmarini war danach auf seinem persönlichen Olymp angekommen und sagte trotz aller Coolness: «Es fühlte sich schon fast unheimlich an, ich hatte sogar noch ein wenig Reserve.»
Jenny Perret (26)/Martin Rios (36)
Was sich neckt, das liebt sich. Die zwei Curler zeigen aber, dass sich auch streiten kann, was nicht mehr romantische Gefühle füreinander hegt. Also stritt sich das Ex-Pärchen im Mixed zu Silber, unwirsch, genervt, schonungslos. Und als zum Schluss der Frust überwog, war es fast wieder süss: Rios nahm alle Schuld auf sich und Perret aus der Schusslinie.
Beat Feuz (31)
24 Stunden nach der Abfahrt war die Gefühlswelt von Beat Feuz eine ganz andere. Silber im Super-G kam auch für ihn überraschend. Dass ihm nur 13 Hundertstel zu Gold fehlten, war ihm völlig egal. Der werdende Vater freute sich für seinen Freund, Matthias Mayer, der Gold holte, er freute sich über seine Leistung und wohl vor allem über seine Welt, in der derzeit alles gut scheint.
Wendy Holdener (24)
Erst musste der Frust raus, im Ziel wurde geschluchzt statt gejubelt. Endlich hatte sie sich im Slalom vor Mikaela Shiffrin geschoben, endlich hatte im ersten Lauf alles gepasst. Doch dann kam eine, die sonst eigentlich nie gewinnt, eine typische «ewige Zweite»: Frida Hansdotter. Fünf Hundertstel fehlten da zum grossen Glück – das später ja doch noch kommen sollte.
Mathilde Gremaud (18)
Mathilde wer? Slopestyle was? Die 18-Jährige ist von den sechs Silbermedaillengewinnern wohl die grösste Unbekannte. Auch, weil sie erst vor einem Jahr einen Kreuzbandriss erlitt – und auch, weil sie im Training wieder schwer stürzte: «Ich hatte einen Blackout, das war ein Schock.» Das brachte die Kämpferin über Nacht ins Spital und, als gerade noch grünes Licht gegeben wurde, aufs Podest.
Marc Bischofberger (27)
Als reihenweise Skicrosser, denen man die Medaillen am ehesten zugetraut hatte, scheiterten, stand er bereit: Marc Bischofberger, «cooler Hund» genannt. Immer Teamplayer, immer Spassvogel geblieben, ist er einer, der sich keine Gedanken um Druck macht. Als sich dann die Chance bot, zeigte er, dass er auch ein grosser Einzelkämpfer ist. Silber ist dafür ein verdienter Lohn.
Ramon Zenhäusern (25)
Ja klar, das engste Umfeld mag es ihm zugetraut haben, aber sonst? Von Ramon Zenhäusern haben sie im Skizirkus nun wirklich nicht gesprochen, als es um die Favoritenrollen für Pyeongchang ging. Doch der Zwei-Meter-Mann zeigte, dass er nicht nur physisch der Grösste sein kann. Silber im Slalom – dank eines für seine Figur unfassbar geschmeidigen, gefühlvollen Fahrstils.
Beat Feuz (31)
Er war bereit. Und musste warten. Er blieb bereit. Und musste wieder warten. Obschon von allen mit dem Status des Favoriten versehen, blieb Feuz locker. Als die Abfahrt dann aber stattfand, da schlichen sich ungewohnte Fehler ein. Dass dies noch für Bronze reichte, spricht für ihn. Dass es nicht Gold wurde, war jedoch eine herbe Enttäuschung – aller Lockerheit zum Trotz.
Wendy Holdener (24)
Ein Jahr nach der WM in St. Moritz räumten die Freundinnen Michelle Gisin und Wendy Holdener in der Kombination erneut ab – diesmal allerdings in geänderter Reihenfolge. Gisin, die WM-Zweite, gewann Gold, Holdener, die Weltmeisterin, Bronze. Das mochte die eine der anderen und die andere der einen von Herzen gönnen. Frust über einen verpassten Sieg gab es also nicht.
Fanny Smith (25)
Diese Medaille war eine der Versöhnung. Mit Olympia – hat es nach der Enttäuschung in Sotschi, als sie als Favoritin neben das Podest fuhr, hat es also sportlich endlich geklappt mit Edelmetall. Und mit der Schweiz – stand Smith doch vor zwei Jahren kurz davor, künftig für Grossbritannien zu starten. Man raufte sich auch auf dieser Stufe zusammen. Es hat sich gelohnt.
Das Curling-Team der Männer
Das Schweizer Curling-Quartett vom CC Genève – Valentin Tanner, Peter De Cruz, Claudio Pätz und Benoît Schwarz – holt immer eine Medaille. An sechs Titelkämpfen angetreten, sechsmal mit Edelmetall heimgereist. Nachdem es zuerst harzte, brachte ein Wunderstein (Fünferhaus) die Wende zum Guten. Weitere Rückschläge wurden fortan locker-leicht weggesteckt.
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