«Ich wollte Grenzen einreissen»
Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann sprach über ihr Verhältnis zu Landesgrenzen und Freiheit.

Etwas steif und sich fest auf ihre Notizen konzentrierend begann Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann (Grüne) um 19.45 Uhr im Festzelt im Riehener Sarasinpark ihre erste 1.-August-Rede ihrer Amtszeit. Und dazu noch in jener Gemeinde, die fest in bürgerlicher Hand ist und die ihr nur wenig Unterstützung für die Wahl gegeben hat. In besonderem Fokus stand auch ihre Rhetorik. Denn Ackermann gilt bislang nicht als begnadete Rednerin. Ihr Redefluss kam zweimal deutlich ins Stocken, da sie sich offensichtlich von jenen Zuhörern stören liess, die es mehr mit dem Bier hatten als mit ihrer Rede.
Ackermann sprach von Grenzen und gab dabei Einblick in die eigene Biografie: «In meiner Jugend war es mein Ziel, dass alle Grenzen eingerissen würden», sagte sie. Heute würde sie das anders sehen und müsse anerkennen, dass Grenzen durchaus auch Vorteile haben. Die Lage und Bedeutung von Grenzen habe sie am diesjährigen Banntag in Bettingen wieder erlebt, sagte sie. Es gehe dabei nicht nur um Gemeinde- oder Kantonsgrenzen, sondern auch um Landesgrenzen. Und es handle sich um willkürliche Grenzen, also von Menschen aufgrund bestimmter Überlegungen, Beschlüsse und auch Konflikte gezogene Grenzen, nicht aber um natürliche Grenzen wie Flüsse oder Bäche. Das von Ackermann angeführte Beispiel einer natürlichen und ihr sympathischeren Grenze jedoch, der Bodensee, taugte dann doch nicht als Exempel: Denn die Schweiz, Deutschland und Österreich sind sich seit Jahrhunderten uneinig, wie die Grenze gezogen werden müsste.
Kurz nach Redebeginn kam Ackermann ins politische Fahrwasser ihrer Partei. Sie sprach davon, dass die Grenze im Zweiten Weltkrieg nur einen vermeintlichen Schutz vor der Bedrohung aus dem Norden abgegeben habe und dass vor der Zeit der Nationalstaaten die Menschen in Europa mehr oder weniger frei gewesen seien, wo sie wohnen und arbeiten respektive wohin sie reisen wollten.
Stolz auf Werte wie Freiheit
Grenzen nicht als Hürden zu verstehen – dies forderte Ackermann auch bei der Flüchtlingspolitik. Wenn Menschen in die Schweiz kommen wollen, um hier «ein menschenwürdiges Leben zu suchen», wie sie sagte, seien Grenzen hinderlich. Dennoch ganz gegen Grenzen ist Ackermann offenbar doch nicht. Für die Regierungspräsidentin bilden sie heute einen Teil der Vielfalt. «So können wir heute über Grenzen fahren», sagte Ackermann.
Die Regierungspräsidentin stellte die heute gültigen Grenzen als eine Art Einladung dar, um die bestehenden Probleme gemeinsam zu lösen und, wie sie sagte, «Brücken zu bauen». Dabei erwähnte sie die Verkehrsströme, die nur über die Kantonsgrenzen hinweg und in der Region Basel auch über die Landesgrenzen hinweg gelöst werden könnten.
So richtig loben und stolz sein auf die Schweiz, wie das andere Festredner am 1. August tun, wollte Ackermann allerdings nicht. «Ich bin stolz auf Werte wie Freiheit und Gleichheit und Solidarität mit den Schwachen.» Den Nationalfeiertag verbinde sie vor allem mit Dankbarkeit, sagte sie.
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