FCB-Captain Valentin Stocker«Ich schleppe mich am Sonntag auf den Platz, keine Angst»
Valentin Stocker spricht über seinen vorzeitigen Rücktritt, seine Ausbildung zum Sportchef und fühlt sich geschmeichelt, dass er dem Schweizer Fussball fehlen wird.

Wenige Stunden nach der offiziellen Mitteilung hat Valentin Stocker sich zu seinem vorzeitigen Rücktritt geäussert. Neben zahlreichen Medienschaffenden hatte sich im hinteren Teil des Raumes auch die 1. Mannschaft versammelt, um den Worten ihres Noch-Captains zu lauschen. Fast eine Stunde sprach der 33-Jährige an der Seite von Mitbesitzer David Degen über…
… die Rücktritts-Entscheidung
«Die Entscheidung ist länger in mir gereift. Schon im Winter hatte ich Kontakt mit der Clubführung und auch mit Patrick Rahmen. Konkret gereift ist der Entschluss in den letzten zwei, drei Wochen. Ich hatte aber zu keinem Moment das Gefühl, vom Club zu etwas gedrängt zu werden. Ich habe vielmehr zwei Möglichkeiten aufgezeigt bekommen und bin sehr dankbar für die Chance. David hat mich am Freitag angerufen und mir gesagt, dass es meine Entscheidung sei, dass ich frei entscheiden könne. Und was gibt es Schöneres, als mich mit 101 Toren, über 400 Spielen und 19 Skorerpunkten in dieser Saison als Captain zu verabschieden?»
… die Rückmeldungen auf seinen Rücktritt
«Ich habe am Dienstag viele Nachrichten erhalten, auch aus Berlin, habe dann aber am Abend den Flugmodus eingeschaltet. Ich bin gespannt, was mich dann erwartet, wenn ich es anschalte. Die vergangenen Stunden waren sehr emotional für mich und es ist nicht ganz einfach, die Emotionen immer unter der Oberfläche zu halten.»
… seine künftige Ausbildung als Sportchef
«Mir ist wichtig, dass ich erstmal etwas Zeit zum Abschalten habe. Danach will ich die Rolle des Schülers einnehmen, ohne Arroganz und Überheblichkeit. Und dann werde ich meinen Rucksack füllen. Sei das an der Universität in St. Gallen, der Uefa, der Fifa. Da werde ich mir Sachen suchen, die zu mir passen. Ich muss schauen, wo meine Kernkompetenzen liegen. Es gibt sicher Sachen, die ich gerne mache. Und Sachen, die ich wenige gerne mache. Aber eines ist mir wichtig: Ich habe es als Captain immer als meine Aufgabe angesehen, das Team besser zu machen, ohne mich dabei in den Vordergrund zu stellen. Es ist mir darum ein Anliegen, dass Entscheidungen auch künftig auf mehreren Schultern verteilt werden.»
… den Austausch mit ehemaligen Mitspielern
«Es ist ja bekannt, dass ich zu Marco Streller eine besondere Beziehung habe. Er und auch Alex Frei werden Gold wert sein, wenn es darum geht, sich in dieser Hinsicht auszutauschen. Da gibts aber noch zwei, drei andere Namen, die ich gerne sehen und treffen würde. Zum Beispiel Georg Heitz in Chicago, Peter Knäbel, Christoph Spycher, oder auch Personen aus meiner alten Heimat Berlin. Das sind Namen, die mir spontan durch den Kopf gehen. Es geht mir darum, einen möglichst breiten Einblick zu erhalten.»
… das geplante Abschiedsspiel
«Ich fand die Idee immer schön, mich an der Seite von ehemaligen Wegbegleitern und alten Mitspielern zu verabschieden. Natürlich mit dem Gedanken, dass man bei so einem Anlass Geld für einen guten Zweck sammeln kann. Darum war es mir auch ein Anliegen, dieses Abschiedsspiel zu haben. Aber ich werde mich am Sonntag beim Heimspiel gegen Lugano auf den Platz schleppen, keine Angst.»
… besondere Erinnerungen

«Besonders der Meistertitel 2014 wird mir in Erinnerung bleiben, als die Fans gesungen haben, dass ich in Basel bleiben solle. Und auch vor knapp einem Jahr, als die Fans auf die Strasse gingen, als ich ungerechterweise beurlaubt worden bin. Aber sobald ich länger darüber nachdenke, fallen mir so viele Spiele und Erinnerungen ein: Das Tor gegen Bayern München in der Champions League zum Beispiel. Die Spiele gegen Manchester United oder die Partie gegen Tottenham, als David Gareth Bale auf die Achillessehne getreten ist. Es gibt so viele Erinnerungen, die mich mit einer grossen Dankbarkeit erfüllen. Ich muss das alles mal in Ruhe verarbeiten.»
… die Art, wie er als Spieler in Erinnerung bleiben wird
«Mir war immer wichtig, dass ich authentisch bin. Wenn es um Themen wie zum Beispiel Ernährung geht, dann sind das Dinge, die für mich normal sind. Nicht unkonventionell. Und es ist wahrscheinlich schon so, dass ich in den letzten Jahren den Schweizer Fussball mitgeprägt habe. Wenn du vier, fünfmal gegen einen Gegner spielst, dann hast du am Ende 30, 40 Mal gegen diesen Club gespielt. Es ist schön, dass ich dem Schweizer Fussball ein bisschen fehlen werde.»
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