«Ich musste 120 Leute küssen»
Sein Siegersujet sieht aus wie die heilige Maria mit dem toten Jesus. Gestern sprach der World-Press-Photo-Gewinner in Zürich, wo er als junger Mann schon einmal war – jedoch für unheilige Angelegenheiten.
In vielen Kirchen hängt eine Pietà, ein Gemälde von der Muttergottes mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoss. Das Foto des Spaniers Samuel Aranda zeigt eine völlig verschleierte Muslimin, die einen jungen Mann mit entblösstem Oberkörper in den Armen hält. Sie trägt Gummihandschuhe, er eine Tätowierung auf dem Unterarm. Sie befinden sich nicht in einer Kirche, sondern in einer Moschee im Jemen, die in ein Lazarett umgewandelt worden ist. Sie ist die Mutter, er der 18-jährige Sohn; bei Protesten gegen den Präsidenten Saleh in Sanaa ist er verwundet worden.