«Ich machte mir Sorgen, ob ich die Motivation aufrechterhalten kann»
Kunstturnerin Giulia Steingruber will im August ihr Comeback geben. Obwohl ihr Knie hält, sagt sie: «Es sind doch noch kleine Zweifel da.»

Nächste Woche wird Giulia Steingrubers TV-Konsum etwas grösser sein als üblich – gezwungenermassen. Denn wenn sich die besten Kunstturnerinnen des Kontinents an der EM im polnischen Stettin messen, wird mit ihr eine der Besten fehlen. «Wieder zuschauen zu müssen, tut weh», sagt die Doppel-Europameisterin von 2016.
Doch sie wolle unbedingt sehen, wie sich die Teamkolleginnen schlagen. Kurzzeitig überlegte Steingruber, mit ihnen mitzureisen. Weil sie aber die Fernmatur im Sommer abschliessen möchte, entsprechend viel lernen muss, verwarf sie diesen Plan wieder.
Fast genau neun Monate sind vergangen, seit bei Steingruber während eines Länderwettkampfs in St-Etienne (FRA) bei einer missglückten Landung das Kreuzband im linken Knie riss und sie sich einen Anriss am Meniskus zuzog. Als sie im letzten September erstmals seit ihrem Unfall vor die Medien trat, sprach sie davon, im Idealfall schon im April 2019 voll mittrainieren zu wollen. Diese Planung sollte sich schon bald als Utopie erweisen.
Erst Romont, dann Stuttgart
Zwar trainiert Steingruber zweimal täglich mit ihren Teamkolleginnen in Magglingen. Und doch ist die 25-Jährige noch ein gutes Stück davon entfernt, ihr gesamtes Rendement turnen zu können. Entsprechend verpasst sie nun den dritten Grossanlass in Folge. «Es ist für mich nicht einfach. Nach der Operation machte ich mir Sorgen, ob ich die Motivation so lange würde aufrechterhalten können», sagt sie. Steingruber musste lernen, sich an den kleinen Fortschritten festzuhalten.
Und einen solchen Schritt kann die Athletin kommende Woche mit der Abschlusskontrolle beim Arzt tun. Im August will Steingruber wieder wettkampfmässig turnen, als erstes Ziel auf dem Weg zurück dient ihr die Schweizer Meisterschaft Anfang September in Romont.
Diese wird die Hauptprobe für die WM sein, an der sich Steingruber erstmals wieder auf der grossen Bühne zeigen und gleich gefordert sein wird. In Stuttgart werden die Tickets für den Teamwettbewerb an den Olympischen Spielen 2020 vergeben und die Schweiz möchte in Tokio mit einer Frauenequipe an den Start gehen.
Sie muss sich wieder an die Belastung gewöhnen
Derweil die Ostschweizerin am Stufenbarren praktisch ohne und am Schwebebalken mit gewissen Einschränkungen turnen kann, sieht es an ihren Paradegeräten anders aus. Wegen der starken Schläge ist an ein gewöhnliches Boden- oder Sprungtraining noch nicht zu denken. Denn zuerst muss sich die Muskulatur im Knie wieder an die immense Belastung und die entsprechenden Bewegungen gewöhnen.
Und dann wäre da noch die Sache mit dem Kopf. Eine Verletzung kann zu einer mentalen Blockade führen, das Vertrauen in den eigenen Körper wegen ihr schwinden. Steingruber wird nun wieder intensiver mit ihrem Mentalcoach zusammenarbeiten. Sie weiss zwar, dass das Knie hält.
«Aber es sind doch noch kleine Zweifel da», sagt sie. Weil das Knie den Belastungstest ja noch nicht unter Wettkampfbedingungen bestanden habe. Doch sie ist überzeugt: «Wenn ich erstmals das Element turne, bei dem ich mich verletzt habe, sind diese Zweifel sicher weg.»
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