Mamablog: Burn-outs bei Eltern«Ich kann einfach nicht mehr»
Zahlreiche Mütter und Väter sind zwar am Limit, erlauben sich aber keine Pause. Das müssen wir dringend ändern, findet unsere Autorin.

«Ich kann einfach nicht mehr…» – dies sagte kürzlich eine gute Freundin zu mir. Ihr Sohn war seit zwei Wochen krank, davon eine Woche im Spital. Hin- und herfahren zwischen Spital und Zuhause, unzählige Tests, schlaflose Nächte, daneben ein anspruchsvoller 60-Prozent-Job, ein weiteres Kind zu Hause, der Mann hilft, wo er kann. Meine Freundin spürte physisch und psychisch, dass sie am Limit war. Obwohl ihr Körper mit aller Macht schrie «Ich kann so nicht mehr!», legte sie keine Pause ein. Sie machte weiter, bis sie fast zusammenbrach.
Die starke Mutter
Diese Geschichte ist leider kein Einzelfall. Viele Eltern, vor allem Mütter, erleben immer wieder dasselbe. Man ist am Limit, aber es wird ignoriert. Ich muss gestehen, dass es auch mir regelmässig passiert. Gedanken wie «Ich kann jetzt nicht einfach Pause machen» oder «Was denken da die anderen von mir?» schwirren dann in meinem Kopf umher. Woran liegt das? Mitunter ein Grund ist sicher die Vorstellung der perfekten Mutter, die alles unter einen Hut kriegt. Ein Bild, das auch von den sozialen Medien zelebriert wird und uns vorgaukelt, dass wir alles schaffen – ohne einzubüssen. Doch leider sieht die Realität anders aus.
Das bedeutet für Frauen wöchentlich zusätzlich 50 Stunden Mehrarbeit (über ihr reguläres Arbeitspensum hinaus!).
Dass es auch mal streng und schwierig ist, getrauen sich viele nicht zu sagen. Zahlen aus den USA zeigen jedoch, dass rund 10 Prozent von einem Eltern-Burn-out betroffen sind. Ein Grund dafür ist die Überlastung der heutigen Eltern, insbesondere der Mütter. Es ist der berühmte Spagat zwischen Familie und Beruf. Die Arbeitsbelastung hat zugenommen: Frauen arbeiten rund 20 Prozent mehr als noch vor 30 Jahren und müssen grösstenteils die Haus- und Familienarbeit stemmen, da die Erwerbsquote bei Männern unverändert hoch geblieben ist. Das bedeutet für Frauen wöchentlich zusätzlich 50 Stunden Mehrarbeit (über ihr reguläres Arbeitspensum hinaus!).
Eine gross angelegte Studie eines belgischen Teams rund um die Psychologie-Professorin Moïra Mikolajczak zeigt, dass Eltern aus westlichen Ländern deutlich häufiger von Burn-outs betroffen sind. Oft sind diese Eltern allein auf sich gestellt und haben ein schwaches soziales Netzwerk. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren, stellt sich mir eine Frage: Wie soll man da gesund bleiben?
Selbstfürsorge und Hilfe annehmen
Zurück zum Anfang. In dieser schwierigen Zeit versuchte ich, meiner Freundin so gut es geht zu helfen. Ich zeigte ihr auf, wie man sich mit kleinem Aufwand kurze Pausen schaffen kann: Beispielsweise mal länger auf der Toilette sitzen bleiben und seine Lieblingsmusik hören oder beim Duschen hinsetzen und unter dem sanften Wasserstrahl die Augen schliessen. Selbstfürsorge ist eine der wichtigsten Burn-out-Präventionen. Bereits kleine «Oasen im Alltag» können dazu beitragen, das Stresslevel zu reduzieren. Als Mütter und Väter müssen wir auf unseren Körper hören und ihm Sorge tragen. Denn brennen wir aus, sind wir auch nicht mehr in der Lage zu geben.
Wenn Hilfe angeboten wird, sollten wir unbedingt Ja sagen.
Neben der Selbstfürsorge ist es wichtig, nach Unterstützung zu suchen, wo immer möglich. In unserem Freundeskreis haben wir beispielsweise einen wöchentlichen Essensplan erstellt, bei dem jeden Abend jemand anderes der Familie ein Essen vorbeibringt. Das nimmt viel Stress weg und man stellt sicher, dass die Familie das dringend benötigte «Kraftfutter» bekommt. Wenn Hilfe angeboten wird, sollten wir unbedingt Ja sagen, und uns nicht schämen, sie anzunehmen.
Auch ich habe mir vorgenommen, mehr auf meine innere Stimme zu hören und mir Auszeiten zu gönnen, bevor ich überlastet bin. Das tue ich für meine eigene Gesundheit und meinen Kindern zuliebe.
Geht es Ihnen ähnlich, liebe Leserschaft? Diskutieren Sie mit.
Fehler gefunden?Jetzt melden.