«Ich habe wirklich nicht gut gespielt»
Das 23. Duell zwischen Roger Federer und Raphael Nadal geriet zu einer einseitigen Angelegenheit: Der Schweizer hatte gegen den Spanier im Halbfinal von Key Biscayne nicht den Hauch einer Chance.
Der vermeintliche Halbfinal-Knüller in Key Biscayne wurde zu einer einseitigen Angelegenheit. Roger Federer blieb gegen Rafael Nadal deutlich unter seinen Möglichkeiten und verlor 3:6, 2:6.
Bei 0:3, 40:40 im zweiten Satz aus Sicht Federers brandete Applaus durch den voll gepackten Center Court im Crandon Park wie sonst nur bei einem Fussballspiel. Der Baselbieter wurde enorm frenetisch angefeuert, obwohl eigentlich sein Widersacher im hispanophilen Südflorida ein klassisches Heimspiel genoss. «Es war ein schönes Gefühl, diesen Applaus zu spüren, gerade gegen Rafa», so Federer, «es ist aber auch klar, dass dies mit dem Resultat zu tun hatte. Ich weiss gar nicht, ob ich den Applaus wollte oder nicht, weil er bedeutete, dass ich im Rückstand lag.»
Tatsächlich war der Spanier zu diesem Zeitpunkt schon länger auf die Siegesstrasse eingebogen. Er schaffte früh das erste Break (zum 2:1), blieb bei eigenem Aufschlag den ganzen Durchgang absolut ungefährdet (Federer gewann nur zwei Punkte) und beendete den Durchgang mit einem zweiten Break, wobei Federer mit drei Vorhand-Fehlern Vorschub leistete.
Auch der Paradeschlag gelang nicht
Sein Paradeschlag liess ihn auch im zweiten Durchgang im Stich, Federer hatte immer wieder eine erschreckend grosse Streuung. Die wenigen Chancen, die er selber hatte, konnte er nicht nutzen - so den einzigen Breakball und ein 0:30 bei Aufschlag Nadal - und selber beging er zu viele Fehler. Symptomatisch, dass ihm auch im letzten Game noch einmal drei Vorhand-Fehler unterliefen, der letzte und insgesamt 31. sogenannt unerzwungene Fehler beim Matchball.
In der Matchanalyse war er schonungslos offen: «Ich habe in der Offensive viel zu schwach gespielt. Rafa war solid, aber längst nicht unglaublich, das musste er auch nicht. Es ist schon enttäuschend, wenn man zwei Wochen hier verbracht hat und dann das Timing in diesem Spiel so nicht findet.»
Keine optimale Vorbereitung
Ganz unvorbereitet trafen ihn diese Probleme aber nicht. Die ersten Runden waren alles andere als eine ideale Vorbereitung auf ein Duell mit seinem ewigen Rivalen gewesen. Am Vortag hatte Gilles Simon nach wenigen Minuten aufgegeben, davor hatte Federer mitten in der Nacht gegen einen Gegner gespielt, der ihm kaum je Probleme bereitet (Olivier Rochus) und davor bei völlig anderen klimatischen Bedingungen gegen Juan Monaco. «Ich hatte im Hinterkopf schon etwas Angst wegen dieser Konstellation, zudem ist ja Rafa Linkshänder und es dauert immer eine Weile, bis man sich darauf eingestellt hat.»
Federer hatte sich zwar eigens mit Doppelspezialist Bob Bryan aufgewärmt, um die Spielweise des Linkshänders zu simulieren, aber ohne Erfolg. Nadal kam ohne sein allerbestes Tennis spielen zu müssen zu seinem 15. Erfolg im 23. Duell mit Federer, dem zweitklarsten nach dem French-Open-Final 2008. Zudem glich der längst zum Allrounder gewordene Mallorquiner auch die Bilanz auf Hartplatz aus (4:4) und kann nun in seinem dritten Final in Südflorida den ersten Titel anstreben, was gegen Djokovic sehr schwer werden dürfte.
Federer verlässt damit Nordamerika mit zwei Halbfinal-Niederlagen und fünf Siegen mehr als im Vorjahr, hinter den Finalisten der beiden Turniere ist er die Nummer 3. Dementsprechend zieht er auch eine positivere Bilanz als 2010: «Ich bin zufriedener als im letzten Jahr, habe besser gespielt und bin auch mental besser drauf. Ich habe insgesamt gut gespielt, es war sicher nicht unglaublich, aber jetzt freue ich mich auf die Sandsaison.»
Im Gegensatz zu einigen früheren Jahren eröffnet er den Abschnitt auf der langsamsten Unterlage auch schon in zehn Tagen in Monte Carlo. Seine Ziele für die «terre battue» sind vorerst kurzfristig formuliert: «Wichtig ist jetzt, mich gut zu erholen, dann gut zu trainieren und einen guten Aufbau zu machen. In Monte Carlo will ich so viele Matches wie möglich gewinnen, sage aber nun nicht, dass ich in den Halbfinal oder den Final will, oder das Turnier gewinnen.» Wie immer bei Roger Federer wäre dies natürlich das Ziel, er sieht die Ausgangslage aber differenziert: «Nach acht Monaten auf Hartplatz dauert es immer wieder eine Weile, bis man sich angepasst hat, sei es von der Beinarbeit oder vom Mentalen her, wie man an die Punkte herangeht. Mir tut es nun aber sicher gut, wieder einmal längere Ballwechsel einzugehen und viel zu variieren.»
si/mrs
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