«Ich habe noch die ‹Mission 20›»
Simon Ammann konnte sich ohne Wenn und Aber über seine neunte Medaille an (Skiflug-)Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen freuen.

Simon Ammann, wie haben Sie diesen Tag erlebt? Ich wollte am Holmenkollen, mit dem mich so viele gute Erinnerungen verbinden (Ammann gewann in Oslo 2002 und im Vorjahr je ein Weltcup-Springen – Red.), unbedingt eine WM-Medaille gewinnen und sie Andreas Küttel widmen. Das mache ich nun. Ich fühlte mich körperlich viel entspannter als noch auf der kleinen Schanze, auf der es für mich enttäuschend lief. Ich bin enorm zufrieden, nach sieben 4. Plätzen in diesem Winter heute auf dem Podest zu stehen.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als feststand, dass es reicht? Zuerst einmal habe ich überhaupt nichts gespürt, weil es ausgerechnet Anders Jacobsen erwischte, zu dem ich schon lange ein extrem herzliches Verhältnis habe. Wie soll man sich da fühlen? Als nach seinem Sprung klar war, dass es eine Medaille gibt, dachte ich: Tolle Sache, nicht nur für mich, sondern auch für all die Leute, die zuerst in Garmisch und jetzt in Oslo mit uns Schweizern mitgefiebert haben. Tolle Sache aber auch, dem Druck standgehalten zu haben.
Was haben Sie zwischen den beiden Durchgängen gemacht, um noch einmal einen solchen Effort leisten zu können? Nicht viel. Ich bereitete mich noch einmal sauber vor. Oben war ich dann eine Spur energischer. Der Wettkampf stand wegen des Abschieds von Andreas ohnehin unter einem besonderen Stern. Ich hatte ein ähnliches Gefühl wie am Tag, als Andreas' Sohn zur Welt kam. Auch damals konnte ich etwas Besonderes leisten (Ammann gewann in Lillehammer – Red.). Ich war noch motivierter als sonst. Das ist für mich und die Mannschaft eine wunderbare Geschichte.
Mit dem Rücktritt von Andreas Küttel geht eine gemeinsame Ära zu Ende. Das stimmt auch mich wehmütig. Ich bin froh, ihm so danken zu können für eine grossartige Zeit. Wir werden das schön ausklingen lassen, als Mannschaft, im engsten Kreis.
Stimmt es Sie auch wehmütig, dass es so knapp nicht zu Gold gereicht hat? Seid doch froh, dass ich nicht wieder Vierter geworden bin (lacht). Ich hatte auf der kleinen Schanze meine körperlichen Problemchen. Seither habe ich mich entweder erholt oder ich bin gesprungen. Das ist für mich nicht normal. Die Medaille ist ein Sinnbild für die Saison, in der ich oft vorne, aber nur zweimal ganz vorne war.
Wo stufen Sie ihre sechste nordische Ski-WM ein? Die Bronzemedaille von Liberec ist irgendwo zwischen all den SM-Silbermedaillen gelandet. Das wird mit dieser Bronzemedaille sicher nicht passieren. Sie hat für mich einen enormen Wert und bedeutet eine grosse Genugtuung.
Was erwarten Sie vom Rest des Winters? Ich habe den winning spirit erhalten können, das gab wohl auch den Ausschlag, dass ich mich noch vom 8. Platz aufs Podest verbessern konnte. Ich habe noch die «Mission 20», die Jagd nach meinem 20. Weltcupsieg, auf dem Programm. Wenn mir das bis Ende Saison gelingt, wars für mich wieder ein sehr guter Winter. Und dann kommt im Frühling das Brainstorming, die Frage, wie es mit mir weitergehen soll.
si/Philipp Bärtsch
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch