Altmeister Andy Murray schimpft«Ich habe jeglichen Respekt vor Tsitsipas verloren»
Der Schotte mit seiner Metallhüfte spielte am US Open grossartig auf und verlor gegen die Weltnummer 3 trotzdem in fünf Sätzen. Danach warf er seinem Gegner Scharmützel vor.

Ihre unterschiedlichen Standpunkte bezüglich Covid-Impfung wurden vor dem Start des US Open gut dokumentiert: Andy Murray: klar dafür. Stefanos Tsitsipas: skeptisch bis ablehnend. Am Montag duellierten sich die beiden nun erstmals auf dem Court – und später auch noch verbal. Dies gipfelte in der Aussage Murrays: «Ich habe jeglichen Respekt vor ihm verloren.»
Doch was war passiert? Der 34-jährige Schotte, seit zweieinhalb Jahren mit einer Metallhüfte unterwegs, drehte die Zeit zurück und spielte gross auf. Er gewann den ersten und den dritten Satz, doch Tsitsipas kämpfte erbittert und glich auf 2:2-Sätze aus. Dann ging der Grieche vom Platz, um sich umzuziehen. Fast zehn Minuten war er weg, Murray schäumte vor Wut und kassierte zu Beginn des fünften Satzes gleich das entscheidende Break.

Nach 4 Stunden und 49 Minuten setzte sich die Weltnummer 3 also doch noch 2:6, 7:6, 3:6, 6:3, 6:4 durch. Beim Handshake gab sich Murray sehr abweisend. Und auch an der Pressekonferenz versteckte er seinen Ärger nicht. Er habe solche Scharmützel von Tsitsipas erwartet, sagte er. «Aber das Problem ist: Du kannst nicht verhindern, dass es dich körperlich beeinträchtigt. Wenn du einen solch brutalen Match spielst wie diesen und dann sieben oder acht Minuten warten musst, kühlst du einfach ab.»
Eigentlich sollte er nun darüber reden, wie gut Tsitsipas sei, wie grossartig seine eigene Leistung gewesen sei nach all dem, was er in den letzten vier Jahren durchgemacht und eingesteckt habe, sagte Murray kopfschüttelnd. «Stattdessen sitze ich hier und rede über WC-Pausen, medizinische Time-outs und Verzögerungen des Spiels. Das das ist doch Quatsch. Das sollte einfach nicht sein.» Toilettenpausen müssten unbedingt zeitlich limitiert werden, forderte er.
Später legte Murray noch auf Twitter nach und schrieb: «Fakt des Tages. Stefanos Tsitipas braucht doppelt so lange, um auf die Toilette zu gehen, wie Jeff Bezos braucht, um ins All zu fliegen. Interessant.» Der Schotte scheint sich auch Stunden nach der Partie noch nicht beruhigt zu haben.
Tsitsipas zeigte wenig Verständnis für Murrays Vorwürfe. «Wenn er mir etwas sagen will, sollte er es mir unter vier Augen mitteilen», sagte er. «Ich glaube nicht, dass ich irgendwelche Regeln gebrochen habe. Ich weiss doch nicht, wie sich mein Gegner fühlt während des Spiels. Und das ist ehrlich gesagt auch nicht meine Priorität.»
Tsitsipas hatte schon vorletzte Woche in Cincinnati für Aufruhr gesorgt, als er während seines verlorenen Halbfinals gegen Alexander Zverev länger mit dem Handy auf die Toilette verschwunden war und sein Vater und Coach Apostolos während dieser Zeit auf der Tribüne SMS schrieb. Den Vorwurf, das seien Tipps an ihn gewesen, wies Paris-Finalist Tsitsipas entrüstet von sich: «Ich weiss nicht, was für eine Fantasie man haben muss, um so etwas zu vermuten. Das ist nur lächerlich.»
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