Erlebnisse Barfi-Telefonkabinen«Ich habe es immer bereut, damals nicht ans Telefon gegangen zu sein»
2019 wurden die Kabinen abgebaut, nun stehen sie wieder auf dem Barfüsserplatz. Leserinnen und Leser teilen ihre prägendsten Erinnerungen an den Kult-Treffpunkt.

Viele von Ihnen können sich noch gut an die Zeiten der Barfi-Telefonkabinen erinnern. Kein Wunder, so lange ist deren Abbau auch nicht her. Jetzt werden die Kabinen auf dem Barfüsserplatz wieder aufgebaut. Einige Leserinnen und Leser verbindet eine ganz bestimmte Erinnerung mit dem Kult-Treffpunkt.
Die vielleicht älteste Erinnerung an die Kabinen hat Kurt Kamber, welcher diese vor fast 50 Jahren aktivierte: «Ich arbeitete bei der Telefondirektion Basel (PTT) im Aussendienst und bekam den Auftrag, diese fünf Telefone (Kassierstationen) in Betrieb zu nehmen», schreibt Kamber. Auch bei der Abschiedsfeier für die Telefon-Kabinen im August 2019 sei er dabei gewesen.
Dazwischen wurden die Swisscom-Telefonkabinen zu «DEM Treffpunkt schlechthin» – wie es eine Leserin formuliert. «Im Notfall konnte man dann von der Telefonkabine aufs Festnetz der jeweiligen Person anrufen.
Jaja, das waren noch Zeiten.»
Die Telefonkabinen als Single-Börse
Eine besonders positive Erinnerung teilt uns der Leser R. P. mit. Er hatte sich als 20-Jähriger mit Freunden bei den berühmten Telefonkabinen verabredet: «Wenn man da wartete, dann selten allein. Und so fiel mir rasch ein attraktives asiatisches Mädchen auf, das ebenfalls hier auf jemanden zu warten schien. Noch bevor ich notorischer Feigling mich dazu durchgerungen hatte, sie anzusprechen, läutete das Telefon. Sie öffnete überrascht die Kabine und hob den Hörer ab, hörte einen Augenblick zu, sah sich um und winkte mir dann zu.
Völlig perplex trat ich zu ihr in die Kabine und übernahm den Hörer. Es waren meine Freunde, die mir ausrichten wollten, dass wir uns jetzt doch bei einem von ihnen zu Hause treffen wollten. Ich wusste nicht, wo der Betreffende wohnte, also musste man mir das am Telefon erst umständlich erklären.
Da ich in meiner Aufregung derart dämlich vor der Tür stand, dass meine hübsche Anruf-Vermittlerin die Kabine gar nicht verlassen konnte, stand sie die ganze Zeit über mit mir in der Kabine und folgte lächelnd dem Gespräch.
Als ich fertig war, schien sie realisiert zu haben, dass ich immer noch nicht wirklich wusste, wo ich nun hinsollte. ‹Ich glaube, ich weiss, wo dein Freund wohnt. Meine Freundin und ich müssen in die gleiche Richtung. Komm doch einfach mit uns mit, wir bringen dich hin.›
Eine Woche später verabredete ich mich wieder am Barfi bei der Telefonkabine – aber diesmal mit meiner vietnamesischen Freundin.»
Meisterfeier auf dem Kabinendach
Ganz viele Erinnerungen teilt der Leser N. W. mit uns. Die Barfi-Telefonkabinen wurden immer wieder zum Mittelpunkt eines kleinen Abenteuers. Beispielsweise während eines Sturms, «als es so gehagelt hat, dass ich darin Unterschlupf gesucht habe, weil das ganze Tramhäuschen voller Hagelkörner war. Das Geräusch habe ich heute noch im Kopf.»
Oder als er den FCB während der Meisterfeier auf dem Dach der Kabinen feierte, nachdem sein Bruder ihn hochgehoben hatte. Auch erinnert sich N. W. an «die gefühlt 10’000 Male, wenn man mit jemandem dort abgemacht hat und gewartet und gewartet hat, bis man dann endlich mal um die ganze Telefonkabine rumgelaufen ist. Nur um zu merken, dass die Person, auf die man wartete, auf der anderen Seite stand.»
Ein Erlebnis verfolge ihn bis heute. Er habe wie üblich bei den Kabinen auf jemanden gewartet, da klingelte eines der Telefone. Er habe sich nicht getraut, den Hörer abzuheben, weil ihn die Szene an einen Horrorfilm erinnerte, bei dem der Mörder seine Opfer auf dieselbe Weise kontaktiert. «Ich habe es immer bereut, nicht rangegangen zu sein, weil ich so neugierig bin. Heute würde ich es sofort machen.»
Vor den Kabinen war die Wurst
Leserin Mara erlebte zwar keine Abenteuer direkt bei den Telefonkabinen, dafür starteten diese oft dort: «Ich war als Kind in einer Jungschargruppe. Unsere Highlights waren immer die Stadtspiele, in denen wir lustige und peinliche Aufgaben in der Stadt machen mussten. Wir trafen uns jeweils bei den Barfi-Telefonkabinen, und wir wussten immer, dass jetzt ein unvergesslicher Tag auf uns wartet!»
Und ein Leser erinnert sich an noch ältere Zeiten: «Lange bevor es die Telefonkabinen gab, hatte der Barfi während vieler Jahre einen legendären Treffpunkt: Die Wurst! Gegenüber den Telefonkabinen beim Kiosk hing an der Decke eine grosse Reklamewurst der Firma Bell AG. Nachts war sie beleuchtet. Also der ideale Treffpunkt. ‹Wir treffen uns unter der Wurst›, sagte man damals einfach, und jeder wusste sofort Bescheid. Und man musste erst nicht im Regen stehen. Erinnern werden sich jedoch nur noch ältere Jahrgänge. Aber die schönen Erinnerungen sind geblieben!»
Erinnern Sie sich noch an die Wurst? Oder gehören Sie zur Generation Telefonkabinen? Schreiben Sie es uns in die Kommentare.
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