Wawrinkas Frust nach Start-Out«Ich glaube daran, dass sich der ganze Einsatz auszahlen wird»
Stan Wawrinka muss am French Open unten durch und scheidet sogleich aus. Der 37-Jährige stellt sich auf eine lange Leidenszeit ein.

In Roland Garros hat Stan Wawrinka in den vergangenen zehn Jahren riesige Erfolge gefeiert. Der ehemalige Juniorensieger schlug 2015 im Final Novak Djokovic, zwei Jahre später stand er erneut im Endspiel (gegen Rafael Nadal), im Jahr dazwischen im Halbfinal und zudem zweimal im Viertelfinal. Tempi passati: Im Jahr seines Comebacks nach zwei Knieoperationen setzte es für den 37-Jährigen eine schmerzende Startniederlage ab, erst seine vierte im 17. Anlauf in Paris.
Das Start-Out war umso ärgerlicher, weil es wenig zwingend zustande kam und den Lausanner ein Zweitrundenduell mit Rafael Nadal kostete. Wawrinka gewann gegen den 23-jährigen französischen Wildcard-Spieler Corentin Moutet (ATP 139) nach einer zweistündigen Regenverzögerung zwar den Startsatz. Doch dann spielte er zu fehlerhaft und servierte schlecht, es fehlt ihm auch sichtlich das Selbstvertrauen. Nach 2:50 Stunden musste er den Court Suzanne Lenglen 6:2, 3:6, 6:7, 3:6 geschlagen verlassen.
Wawrinka, einst die Weltnummer 3, ist momentan zwar nur auf Rang 264 klassiert, er durfte aber nach seiner Verletzungspause dank einem geschützten Ranking direkt im Hauptfeld starten, genau wie später auch in Wimbledon. Nachdem er in Rom mit Reilly Opelka (ATP 17) und Laslo Djere (59) zwei Topspieler besiegt hatte, kam die Niederlage gegen Moutet unerwartet.
«Ich spielte zwar einen guten ersten Satz, aber da war er noch nicht voll da», sagte Wawrinka. «Und wenn man auf der Suche nach seinem Spiel und Selbstvertrauen ist, kann eine Partie schnell kippen.» Er sei enttäuscht, ja frustriert. «Aber das ist die Realität, da muss ich durch. Trotzdem spürte ich, dass ich die Mittel gehabt hätte, ihn zu schlagen.»
«Ich brauche viel Zeit und Demut, um mein Puzzle wieder zusammenzusetzen.»
Der dreifache Grand-Slam-Sieger hatte sich von Anfang an darauf eingestellt, dass das Comeback nach einer über einjährigen Pause und zwei Knieoperationen schwierig werden würde. «Es geht zwar vorwärts, Schritt für Schritt», bilanzierte er. «Aber ich brauche noch immer sehr viel Arbeit, um mich gut zu fühlen und alle Aspekte zu optimieren. Ich brauche viel Zeit und Demut, um mein Puzzle wieder zusammenzusetzen. Vielleicht geht es noch Wochen oder Monate. Aber ich habe genügend Anzeichen und glaube fest daran, dass sich der ganze Einsatz lohnen wird.»
Die Gegenwart allerdings sieht düster aus, auch für das Schweizer Männertennis, das durch eine Durststrecke geht und nur hoffen kann, dass bald einer der neuen Generation um Dominic Stricker den Sprung in die Top 100 schafft. Während 15 Jahren, von Wimbledon 2003 bis zum Australian Open 2018, hatte an jedem Grand-Slam-Turnier mindestens ein Schweizer die zweite Runde erreicht, 23 dieser Turniere wurden von Federer und Wawrinka gewonnen. Sollte auch Henri Laaksonen in Paris sein Startspiel verlieren, wären die Schweizer Männer nach den ersten zwei Grand-Slam-Turnieren des Jahres noch sieglos. Und auch für Wimbledon sind die Aussichten nicht gerade rosig.

Wie es nach dem unerwartet frühen Aus für Wawrinka weitergeht, ist noch unklar. «Normalerweise werde ich die Rasenturniere in Queens und Wimbledon bestreiten. Aber weil ich jetzt mehr Zeit zur Verfügung habe, müssen wir schauen, ob wir im Plan gewisse Anpassungen machen.» Möglicherweise wird er mit Pierre Paganini, den er sich mit Roger Federer als Konditionstrainer teilt, einen weiteren Trainingsblock einschieben.
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