Chris de Burgh in Basel«Ich bin kein besonders religiöser Mensch»
Am Sonntag tritt der irische Singer-Songwriter Chris de Burgh zusammen mit den Swiss Gospel Singers im Stadtcasino auf. Mit der BaZ sprach er über seine Beziehung zum Gospel, seine Erinnerungen an das alte St.-Jakob-Stadion und die Musikindustrie unter Corona.

Obwohl ich als Solomusiker erfolgreich bin, liebe ich es, mit grossen Chören aufzutreten. Das hat wohl etwas mit meiner Zeit im Internat zu tun, wo wir Schüler sehr viel an Kirchenfeiern gesungen haben. Später habe ich die Gospelmusik für mich entdeckt, wie sie im Süden der USA und im westafrikanischen Nigeria gesungen wird.
Es sind nicht die religiösen Inhalte, die mich am Gospel anziehen. Ich bin selber kein religiöser Mensch: Mir ist die Geschichte der organisierten Religion schlicht zu blutig, als dass ich selber Mitglied einer grossen Glaubensgemeinschaft werden könnte. Trotz der ernsthaften Inhalte ist Gospel für mich eine Musik, bei der man viel Freude spürt, ein grosses Gemeinschaftsgefühl erlebt und auch viele tolle Stimmen zu hören kriegt.
«Mich verbinden viele gute Erinnerungen mit der Schweiz und insbesondere auch mit Basel.»
Unter den bekannten Gospelsongs habe ich keine Favoriten. Wobei «Amazing Grace», das ich am nächsten Sonntag mit den Swiss Gospel Singers aufführen werde, auch ohne den Text natürlich ein herausragendes Stück Musik ist. Mit den Swiss Gospel Singers unter Christer Løvold werde ich im Stadtcasino einige Gospellieder vortragen. Im Repertoire haben wir auch einige Überraschungen für das Publikum parat.
Mich verbinden viele gute Erinnerungen mit der Schweiz und insbesondere auch mit Basel. Schliesslich bin ich viel im alten St.-Jakob-Stadion aufgetreten, einmal sogar mit einer damals wenig bekannten irischen Band namens U2 im Vorprogramm. An ein Konzert in Basel kann ich mich besonders gut erinnern. Es war bereits dunkel, und ich hatte zusammen mit meiner Band gerade den Song «Spanish Train» angestimmt. Darin geht es um ein Kartenspiel, bei dem Gott und der Teufel um die Seelen der Menschen pokern. Während des Songs fuhr ein Zug oben am Stadion vorbei. Mir kam es so vor, als sei der Zug im Songtitel tatsächlich gekommen, um die Seelen des Publikums einzusammeln. Das war schon ziemlich spooky.
Es kommt eher selten vor, dass ich Nebenprojekten nachgehe. Dafür fehlt mir schlicht die Zeit. Vor Corona war ich sehr viel unterwegs: Meine letzte Tournee umfasste 68 Konzerte in zwölf Ländern. Dazu kommt, dass ich in Irland in einem grossen Haus wohne, das grosser Pflege bedarf – und dass ich mich seit wenigen Jahren auch um meine Enkelkinder kümmern darf. All das nimmt schon sehr viel Zeit in Anspruch.
Mein neues Album «The Legend of Robin Hood» hätte eigentlich schon 2020 erscheinen sollen. Wegen Corona wurde die Veröffentlichung aber auf September 2021 verschoben. Während der Pandemie sass ich wie viele andere Menschen auch zu Hause fest. Mir war es ja verboten, meinen Beruf so auszuüben, wie ich es mir gewohnt bin. Zwischen meinem letzten Konzert vor dem Lockdown in Antwerpen und meinem ersten Konzert danach in Köln lagen ganze 590 Tage. Das ist für einen Berufsmusiker eine unerträglich lange Zeit.
Ob die irischen Kulturschaffenden während der Pandemie vom Staat ausreichend unterstützt worden sind, kann ich nicht sagen. Selber hatte ich mit dem Hilfsprogramm der Dubliner Regierung nicht zu tun. Ich zweifle aber, ob sie genug für die Kultur getan hat.
Die Menschen im Musikgeschäft, um die ich am meisten Angst habe, sind die Roadies. Ich weiss von meiner deutschen Crew, mit der ich schon seit vielen Jahren auf Tournee gehe, dass sie sehr hart kämpfen musste, um finanziell über die Runden zu kommen.
Konzert: Stadtcasino Basel, Konzertgasse 1, Sonntag, 28. November 2021, 17 Uhr. Infos unter: www.swiss-gospel-singers.ch.
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