«Ich bedaure, dass meine Taten die USA verletzt haben»
Bradley Manning gibt sich reumütig: Es tue ihm leid, dass er mit seinem Tun den USA Schaden zugefügt habe, erklärte er vor Gericht. Beobachter vermuten, dass er mit der Entschuldigung ein geringeres Strafmass erwirken will.
Der verurteilte Wikileaks-Informant Bradley Manning hat sich vor Gericht für seine Enthüllungen entschuldigt. Es tue ihm leid, dass er Menschen und seinem Land geschadet habe, sagte er bei der Anhörung zu seinem Strafmass. Er wolle studieren und ein produktiver Bürger werden, sagte er der Militärrichterin Denise Lind.
Dem 25-jährigen US-Soldaten drohen bis zu 90 Jahre Haft, weil er rund 700'000 vertrauliche Dokumente an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben hatte – darunter ein Video von einem tödlichen US-Hubschrauberangriff auf Zivilisten im Irak. Das Militärgericht in Maryland hatte ihn vor knapp zwei Wochen unter anderem der Spionage und des Diebstahls schuldig befunden, ihn allerdings vom Hauptvorwurf der «Unterstützung des Feindes» freigesprochen. Das Gericht muss jetzt noch über das Strafmass entscheiden.
Collegeabschluss angestrebt
Ihm sei klar, was er getan habe, sagte Manning vor Gericht. Aber bei der Weitergabe vertraulicher Depeschen sei er nicht davon ausgegangen, dass er den USA damit schaden würde. Inzwischen wisse er aber, dass er aggressiver nach legalen Wegen hätte suchen müssen, um seine Bedenken über die Art der US-Kriegsführung kundzutun. Er strebe nun einen Collegeabschluss an und bitte um eine Chance, ein nützlicheres Mitglied der Gesellschaft zu werden.
Mit seiner Entschuldigung setzte sich Manning deutlich von einer Erklärung ab, die er im Februar vor Gericht abgab. Die Aktionen von US-Soldaten bei Auslandseinsätzen hatte er als «blutrünstig» bezeichnet.
«Ihm droht eine lange Haft»
Mannings jüngste Erklärung dauerte nur wenige Minuten. Er äusserte sich nach einer Reihe von Zeugenaussagen seiner Schwestern und einer Tante, bei denen seine schwierige Kindheit in Oklahoma zur Sprache kam. Sein Psychiater Hauptmann Michael Worsley berichtete zudem von Mannings Transsexualität, unter der er gelitten habe. In einer E-Mail unter dem Titel «Mein Problem» erzählte der junge Obergefreite seinem Therapeuten von seinem Identitätskonflikt. Zugleich bestätigte Worsley, dass in der «hyper-maskulinen Umgebung» des Militärs ein enormer Druck auf Manning gelastet habe.
Mannings Anwälte haben vor Gericht argumentiert, ihr Mandant hätten wegen seiner geschädigten psychischen Verfassung nicht in ein Kriegsgebiet geschickt und dort mit vertraulichen Informationen betraut werden dürfen.
Aus Sicht des Militärexperten Eugene Fidell könnte Mannings Entschuldigung den Militärrichter milde stimmen. «Ihm droht eine ausserordentlich lange Haft und wenn er subjektiv als reumütig rüberkommt, könnte ihm das mit Blick auf das Urteil helfen.» Wann das Strafmass im Fall Manning verkündet wird, ist noch unklar.
AP/bru
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