Hundert Pinguine auf dem Zumiker Dorfplatz
Die Kaiserpinguine aus Holz hauchen dem in den letzten Jahren als langweilig gescholtenen Dorfplatz Leben ein. Die Behörden sind zufrieden.
Von Christian Dietz-Saluz Zumikon – Geburtshelfer war die Motorsäge. Etwas mehr als einen halben Tag benötigte André Becchio, um aus einem Baumstamm einen Pinguin herauszufräsen. Ein Anstrich mit Acrylfarbe verleiht den Skulpturen ihren endgültigen Look. Die wichtigsten Werkzeuge des 42-jährigen Zumiker Künstlers waren aber Fantasie, Verspieltheit und Witz. Am Freitagabend hat André Becchio sein grösstes Werk aufgestellt. Die über 100 Kaiserpinguine aus Esche, Rosskastanie, Ahorn, Lärche, Nussbaum und Arve überwintern in Zumikon am zentralsten Ort der Gemeinde – auf dem Dorfplatz. Diesem tut die hölzerne Kolonie gut: Seit Jahren wird kritisiert, dass der Dorfplatz Zumikon, abgesehen von den Markttagen, öde, leer und leblos erscheine. Die Wasservögel aus Holz hauchen dem Dorfplatz wieder Leben ein.«Der Klimawandel macht auch vor dem südlichen Polarkreis nicht Halt. Das Packeis der Antarktis schmilzt langsam, und damit auch der Lebensraum der Kaiserpinguine», schrieb die Gemeinde Zumikon auf die Einladung zur Vernissage. «Man hat tatsächlich das Gefühl, als wären diese liebenswerten Vögel direkt aus der Antarktis eingeflogen», sagte Gemeindepräsident Hermann Zangger (SVP) an der Eröffnung am Freitag. Pinguin mit Smartphone Kein Holzvogel gleicht dem anderen, jeder besitzt einen eigenen Charakter. Dort ist das Küken, das zu seinem Vater oder seiner Mutter hoch blickt, oder der kleine Pinguin, der als Spielzeug ein Walross auf Rädern nachschleppt. Oder ein anderes Exemplar, das, ganz dem Zeitgeist entsprechend, schon via Smartphone kommuniziert. Der Nichtschwimmer ist ebenso witzig wie der Pinguin mit Nasenklemme fürs Tauchen. Der Künstler rät, seine Werke aus der Nähe anzuschauen: «Es gibt so viele Details zu entdecken.» Darum liess André Becchio Raum zwischen den Pinguinen, damit der Betrachter ganz nahe heran kann. «Seine Fantasie ist sozusagen mit ihm durchgegangen», freute sich Gemeindepräsident Zangger am Werk des Zumiker Künstlers. Selbst der wildeste Schneesturm scheint die Pinguine nicht aus der Fassung zu bringen. Am Freitag erhielten die Figuren schon einmal eine Vorahnung: Die Ausläufer des Orkans Joachim deckten die Pinguine mit Sturm, Regen und Kälte ein – es herrschten ganz ähnliche Bedingungen wie in ihrer ursprünglichen Heimat. Genau das hatte André Becchio im Sinn: Die Kolonie soll sich hier wohl fühlen und durch ihre Anwesenheit die Bewohner von Zumikon wieder vermehrt zum Verweilen auf dem Dorfplatz animieren. Der Künstler hat diese Gelegenheit auf seine ureigene Art und Weise wahrgenommen. Seine Holzpinguine werden hier bis zum 26. Februar stehen bleiben und danach in die Hände einzelner Kunstliebhaber wechseln. Der Zumiker Künstler André Becchio inmitten seiner hölzernen Pinguine. Foto: Reto Schneider
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