Huawei erhält unerwartete Unterstützung
Die USA und ihre Verbündeten schliessen den chinesischen Ausrüster vom Aufbau neuer Telecomnetze aus. Nun bröckelt der Widerstand.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China verlagert sich auf ein ungewöhnliches Schlachtfeld: Indien. Die grösste Demokratie der Welt verweigert US-Präsident Donald Trump beim Boykott gegen Huawei die Gefolgschaft. Wie CNBC berichtet, hat Indien im Dezember 2018 den chinesischen Telecomausrüster zusammen mit europäischen Konkurrenten wie Nokia und Ericsson eingeladen, Feldversuche mit der superschnellen Mobilfunktechnologie 5G durchzuführen.
Der Zeitpunkt ist deshalb brisant, weil damals US-Verbündete wie Kanada, Japan, Australien und Neuseeland Huawei vom Aufbau der nationalen 5G-Netze ausgeschlossen haben.
Spionagevorwürfe gegen Huawei
Die USA werfen dem Unternehmen vor, quasi durch die Hintertür von Smartphones und Netzwerkkomponenten Spionage für China zu betreiben. Huawei ist inzwischen der zweitgrösste Hersteller von Mobiltelefonen – nach Samsung, aber vor US-Rivale Apple.
Allerdings formiert sich im westlichen Lager Widerstand gegen den Druck aus Washington. Deutschland will es Huawei unter strengen Sicherheitsvorschriften erlauben, sich am Aufbau von 5G beteiligen zu dürfen.
Laut Nick Read, Chef des britischen Mobilfunkbetreibers Vodafone, könnte ein Verzicht auf Netzwerktechnik von Huawei die Einführung des schnellen 5G-Datenfunks in Europa um zwei Jahre verzögern.
«Die amerikanische Seite ist beunruhigt.»
Und auch Indien zeigt sich unbeeindruckt. Das «Wall Street Journal» zitiert aus einem Memo des indischen Innenministeriums, wonach die USA den Kontakt gesucht hätten. «Die amerikanische Seite ist beunruhigt», heisst es darin. Ein hochrangiger indischer Beamter, der mit der Sache vertraut ist, sagte der Wirtschaftszeitung: Indien sei daran interessiert, 5G zu nutzen, und deshalb bereit, über Amerikas Warnungen zu Huawei hinwegzusehen.
«Huawei steht heute an der Grenze zu 5G und kann daher nicht ignoriert werden», sagte die Person, die nicht namentlich genannt werden wollte. «Alle Technologien geben Anlass zu Sicherheitsbedenken und haben Schwachstellen, sodass es nicht richtig ist, Huawei als einzige Firma hervorzuheben.»
Der Beamte fügte hinzu, dass das Land seine Anbieter zu seinen eigenen Bedingungen auswählen werde. Die gleiche Quelle sagte, dass US-Beamte Lobbyarbeit für Indien betrieben hätten, um mit amerikanischen Rivalen von Huawei wie Qualcomm zusammenzuarbeiten.
Aufstrebender Mobilfunkmarkt
Sollte Huawei tatsächlich in dem Schwellenland Fuss fassen, wäre dies ein milliardenschwerer Prestigeerfolg für die Chinesen. Die Nation mit ihren 1,3 Milliarden Einwohnern sei ein aufstrebender Mobilfunkmarkt, sagte Huawei-Manager James Wu am Mobile World Congress in Barcelona, dem weltweit wichtigsten Branchentreffen. Huawei rechne damit, dass Indien in zehn Jahren bei 5G die Nummer zwei hinter China sein werde.
China würde zudem seinen Einfluss im asiatisch-pazifischen Raum vergrössern. Indien ist dort ein wichtiger Verbündeter der Vereinigten Staaten, die inzwischen von der «indo-pazifischen Region» sprechen. US-Aussenminister Mike Pompeo hat deutlich gemacht, dass die USA sich «gegen jedes Land stellen» würden, das versuche, das Gebiet zu beherrschen.
Swisscom und Sunrise halten an Huawei fest
Die Schweiz ist bisher vom Telecomkonflikt verschont geblieben. Soweit bekannt, gibt es lediglich innenpolitischen Druck. Es gibt Vorstösse in Bern, die Zusammenarbeit von einheimischen Telecomanbietern mit Huawei unter die Lupe zu nehmen.
Swisscom, Sunrise und Salt nutzen für ihre Netze Komponenten aus dem Reich der Mitte. Swisscom und Sunrise haben klargemacht, dass sie an ihrem chinesischen Partner festhalten.
Unterdessen gibt es Anzeichen für ein Tauwetter zwischen Washington und Peking. US-Präsident Trump hatte vergangene Woche in einem Tweet angedeutet, dass die Vereinigten Staaten beim Mobilfunk durch Wettbewerb statt durch Boykotte weiterkommen sollten – ohne jedoch explizit Huawei zu nennen.
Diese Aussage sei «deutlich und korrekt», sagte Guo Ping am Wochenende in Barcelona. Er ist Vorsitzender der Geschäftsleitung von Huawei.
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