Hu unter Hollywoodstars
Für chinesische Zeitungen ist der Staatsbesuch von Präsident Hu Jintao in Washington der Aufbruch in ein neues Zeitalter. Das glamouröse Staatsbankett wird als Würdigung der Bedeutung des Landes gewertet.
Die staatliche Tageszeitung «China Daily» rief ein neues Kapitel der Beziehungen zwischen den beiden Ländern aus und begrüsste die abgeschlossenen wirtschaftlichen Verträge in Höhe von 45 Milliarden Dollar. «Die Führer preisen die symbiotischen Beziehungen», lautete die Schlagzeile der Zeitung «Global Times». Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua nannte den Staatsbesuch ein «historisches Meisterstück der chinesisch-amerikanischen Diplomatie mit globaler Bedeutung».
Auch auf den Strassen Pekings wurde das Treffen zwischen Hu und Obama positiv bewertet. «China und die USA sind keine Feinde. Es sind Länder, die zusammenarbeiten müssen. China braucht die USA für seine Entwicklung und umgekehrt», sagte der Büroangestellte Sun Bin. «Viele Leute müssen sich erst daran gewöhnen, dass China gross und mächtig wird. Deshalb ist dieser Besuch wichtig», sagte ein weiterer Passant.
Reife Beziehung
Dass Obama und Hu auch über kontroverse Themen gesprochen haben, zeige, wie weit sich die Beziehung zwischen beiden Staaten bereits entwickelt habe, sagte Zhu Feng von der Universität Peking. «Sie beschäftigen sich mit umstrittenen Fragen und suchen nach Wegen für eine bilaterale Kooperation», sagte Zhu.
Zu dem Bankett zu Ehren des chinesischen Staatsgasts kamen neben Hollywoodgrössen wie Barbra Streisand und ihrem Mann, dem Schauspieler James Brolin, auch Wirtschaftsbosse wie Microsoft-Chef Steve Ballmer. Mit der Chefredakteurin der US-Vogue, Anna Wintour, war zudem die Modewelt vertreten. Auch die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter erschienen zu dem Bankett. Zum Nachtisch gab es – typisch amerikanisch – Apfelkuchen mit Vanilleeis, zur Unterhaltung Jazzmusik.
«Viele Freunde hier»
Streisand, die erstmals seit den Jahren, als Clinton noch Präsident war, an einem Staatsbankett teilnahm, erklärte, sie habe «viele Freunde hier». Auf die Frage, warum sie wohl eingeladen worden sei, antwortete sie scherzhaft, sie habe mal in einem chinesischen Restaurant gearbeitet. Wintour kündigte an, mit Hu über Mode sprechen zu wollen.
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz des US-Präsidenten und seines chinesischen Kollegen am Mittwoch im Weissen Haus hatte es einige Verwirrung gegeben: Die Simultanübersetzung fiel aus, die sonst bei solchen Anlässen üblich ist. Der chinesische Dolmetscher musste Obamas Antworten auf die Fragen der Journalisten also zunächst an Hu übermitteln, bevor dieser antworten konnte. Das führte zu erheblichen Verzögerungen zwischen den Antworten.
Hu räumt Reformbedarf bei Menschenrechten ein
Zu einer Frage nach den Menschenrechten schwieg Hu zunächst, äusserte sich aber später bei Wiederholung der Frage ausführlich zu dem Thema. Der chinesische Präsident erklärte, sein Land habe bereits Fortschritte erzielt. Er sagte jedoch auch, dass «bei den Menschenrechten in China noch viel getan werden» müsse.
Er habe die Frage wegen der technischen Probleme zunächst nicht vernommen, sagte Hu. Das Weisse Haus hingegen erklärte, auch die erste Frage sei übersetzt worden. Die Chinesen hätten eine Konsekutiv- statt einer Simultanübersetzung gefordert, hiess es.
Für einige Lacher sorgte dann schliesslich noch ein chinesischer Reporter, der den Dolmetscher aufforderte, seine beiden Fragen korrekt und genau zu übertragen. Nicht so witzig dürften die US-Fernsehanstalten, die die Pressekonferenz live übertragen hatten, das Übersetzungsproblem gefunden haben: Über lange Strecken hörten die Zuschauer nur Mandarin.
dapd/pbe
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