
Es gibt diese schönen, lockeren Bilder von Matteo Renzi und Manuel Valls in Jeans und weissen, offenen Hemden mit hochgerollten Ärmeln. Aufgenommen im September, an der Festa dell'Unità in Bologna. Wahrscheinlich hatte Renzi den Dresscode vorgegeben. Da standen also zwei linke Regierungschefs aus Ländern in der Krise, lachten und herzten einander, als hätten sie den Dreh raus, wie sich ihre Nationen reformieren und aufrichten lassen. Wie Italien und Frankreich endlich von ihren Übeln genesen werden. Wie sie die Verkrustungen aufbrechen, die Schuldenberge abbauen und die Defizite kürzen können. Wie sie die Vorwürfe aus Brüssel und Berlin kontern wollen. Alles sollte signalisieren: «Habt doch Zuversicht, Bürger! In uns steckt die pralle Zukunft, die Moderne ohne ideologische Tabus, die pragmatische Überwindung der knöchernen, nostalgischen Linken. Wir sind jung und entschlossen, nichts hält uns auf.» Renzi ist 39, der bubenhafte Valls 52. Welches Volk wünscht sich ihre Regierenden schon nicht so frisch?
Holzfäller im weissen Hemd
Matteo Renzi und Manuel Valls: Die linken Premiers aus Italien und Frankreich sägen in der Krise an ideologischen Tabus und suchen so ganz bewusst den Bruch.