Hollande führt einen riskanten Krieg
Zögerlichkeit und wenig Führungsstärke wurde Frankreichs Präsident François Hollande seit Amtsantritt vorgeworfen. Nun geht er ein hohes Risiko ein – die ersten Drohungen gegen Frankreich sind ausgesprochen.
Die Tragweite des französischen Militäreinsatzes in Mali hat sich schon wenige Stunden nach den ersten Kämpfen mit Islamisten in dem westafrikanischen Land angedeutet: Nicht nur die französischen Soldaten und die acht französischen Geiseln in der Region sind in Lebensgefahr, ganz Frankreich ist seither im Alarmzustand, denn die Angst vor Terroranschlägen durch Islamisten ist zurückgekehrt.
Anders als beim französischen Militäreinsatz an der Seite Grossbritanniens und der USA in Libyen im Jahr 2011, bei dem Frankreich bei siebenmonatigen Luftangriffen kein einziges französisches Todesopfer zu beklagen hatte, starb in Mali schon am ersten Tag ein französischer Hubschrauberpilot. Und auch wenn die Franzosen bisher für die malische Armee vor allem Unterstützung aus der Luft leisteten, so ist offenbar auch der Einsatz von eigenen Bodentruppen vorgesehen.
«Chaotische Wochen stehen bevor»
«Das wird böse werden und es stehen chaotische Wochen bevor», warnte ein hochrangiger UNO-Sicherheitsratsvertreter am Wochenende in New York. Länder wie Grossbritannien oder die USA sind zwar zu einer logistischen Unterstützung der Franzosen bereit, eigene Truppen wollen sie bisher aber nicht entsenden. Auch Deutschland lehnt den Einsatz eigener Kampftruppen strikt ab.
Unklar sind Dauer und Umfang des französischen Einsatzes. Präsident Hollande betonte, das Vorgehen gegen die «terroristischen Elemente» in Mali, die zuvor überraschend rasch in Richtung Hauptstadt Bamako vorgerückt waren, werde «so lange wie nötig» dauern. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian schloss nicht aus, dass auch der von den Islamisten kontrollierte Norden zurückerobert werden solle. Dort führten die Islamisten bereits ein brutales Scharia-Regime ein; westliche Länder fürchten, dass die Region zu einer neuen Hochburg für den weltweiten Terrorismus werden könnte.
Rice stellt Motivation der Malier in Frage
Anders als in Libyen kann sich Frankreich in Mali aber nicht auf einheimische, motivierte Kämpfer stützen. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, sprach am Donnerstag offen über Auflösungserscheinungen bei den malischen Regierungstruppen: Es stelle sich die Frage, inwieweit «die Malier bereit und in der Lage sind, ihr eigenes Land zu verteidigen», sagte sie.
In Frankreich bekam Hollande für den Militäreinsatz zwar breite Zustimmung. Allerdings warnte der konservative Ex-Premierminister Dominique de Villepin in einem Zeitungsbeitrag, dass in Mali «keine der Bedingungen für einen Erfolg gegeben» sei. «Wir werden allein kämpfen, weil ein zuverlässiger malischer Partner fehlt», warnte er. Zudem fehle ein klares Ziel: Die Islamisten zu stoppen, den Norden zurückzuerobern oder die Stützpunkte von al-Qaida in Nordafrika (Aqmi) zu zerstören, seien jeweils unterschiedliche Kriege.
Drohungen gegen Frankreich
Gleichzeitig richteten die Islamisten von Ansar Dine in Nordmali sowie das Terrornetzwerk Aqmi prompt Drohungen gegen Frankreich. Im Internet riefen Islamisten zu Anschlägen auch in Frankreich auf, weshalb Hollande am Samstagabend verschärfte Anti-Terror-Vorkehrungen anordnete. Militär, Polizei und Sicherheitsbedienstete von Bahn und Flughäfen patrouillieren nun verstärkt, Touristenziele wie der Eiffel-Turm werden verschärft überwacht.
Experten sehen vor allem die Geiseln und französische Einrichtungen in Afrika bedroht. «Vorrangig muss man sich natürlich um das Schicksal der französischen Geiseln in der Sahel-Zone sorgen», fürchtet Islamismus-Experte Dominique Thomas von der Hochschule für Sozialwissenschaften EHESS. Verteidigungsminister Le Drian versicherte am Sonntag jedoch, ohne den Militäreinsatz wäre das Leben der Geiseln «noch mehr» gefährdet – dann nämlich, wenn die Islamisten ganz Mali unter ihre Kontrolle brächten. «Dann wäre das ganze Land in Geiselhaft gewesen, zusätzlich zu unseren acht Geiseln.»
AFP/mw
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