Höhere Renten für Männer!
Männer sterben früher als Frauen. Das muss ausgeglichen werden.

Kein Witz: Frauen sollen bei gleicher Lohnkarriere höhere AHV-Renten bekommen als Männer. Diesen Vorschlag hat die CVP gemacht. Sie wird dabei von einigen einflussreichen FDP-Frauen wie Ständerätin Karin Keller-Sutter und Parteipräsidentin Petra Gössi unterstützt. Mit der gezielten Rentenerhöhung soll die angebliche Lohndiskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt kompensiert werden: Frauen verdienen im Schnitt fast 20 Prozent weniger als Männer. Ein Teil dieser Differenz ist zwar erklärbar durch unterschiedliche Ausbildung und Erfahrung. Rund 7,5 Prozent der Lohndifferenz gelten aber als objektiv nicht begründbar.
Für linke und auch viele bürgerliche Politikerinnen und Politiker ist der Fall klar: Der nicht erklärte Lohnunterschied ist auf Diskriminierung zurückzuführen. Aus ihrer Sicht haben wir es in der Gesellschaft sowohl mit direkter Diskriminierung als auch mit struktureller Benachteiligung von Frauen zu tun: Die Arbeitswelt soll angeblich immer noch ganz auf das Verhalten von Männern ausgerichtet sein – was es diesen einfacher mache, höhere Löhne durchzusetzen. Die nicht erklärten Lohnunterschiede widersprechen gemäss dieser Sichtweise der Verfassung, weil dort die Gleichstellung der Geschlechter vorgeschrieben ist. Also sind höhere AHV-Renten nur für Frauen gerechtfertigt.
Männer leben riskanter
Man kann mit dieser Logik den Spiess einfach umdrehen und zum Schluss kommen, dass es eine gezielte AHV-Erhöhung für Männer braucht. Denn auch diese scheinen diskriminiert zu sein – was sich bei der Lebenserwartung zeigt: Männer werden deutlich weniger alt als Frauen. Zwar hat sich die Differenz in den letzten Jahrzehnten verringert: 1981 war die Lebenserwartung von Männern bei Geburt noch über sieben Jahre geringer als die von Frauen. Heute beträgt die Differenz gemäss dem Bundesamt für Statistik aber immer noch 3,8 Jahre: 2016 hatten Frauen bei Geburt 85,3 Lebensjahre vor sich, Männer aber nur 81,5 Jahre.
Laut Wissenschaftlern ist die höhere Lebenserwartung von Frauen ein weltweites Phänomen. Die Differenz ist teilweise mit einer riskanteren Lebensweise von Männern erklärbar: Sie rauchen und trinken mehr, ernähren sich schlechter, fahren schneller Auto und beteiligen sich häufiger an kriminellen Taten. All das geht mit einem höheren Sterberisiko einher. Zudem scheinen Männer von der Biologie her benachteiligt zu sein: Sie haben unter anderem ein höheres Risiko, an Herzkreislauferkrankungen zu sterben – auch wenn sie genauso risikoarm wie Frauen leben.
Sind Männer also weitgehend selber schuld, dass sie früher als Frauen sterben? Man kann es so sehen – aber auch ganz anders: Männer werden diskriminiert, denn sie sind bezüglich Gesundheitsvorsorge benachteiligt. Sie müssen häufig überdurchschnittlich gefährliche Berufe ausüben. Sie bekommen schlechteres Essen. Sie erhalten bei gesundheitlichen Problemen weniger rasch Hilfe. Sie werden wegen Geschlechter-Klischees zu einer riskanteren Lebensweise gedrängt.
Kurzum: Männer sind Opfer gesellschaftlicher Realitäten – mit tödlichen Folgen.
Die gesundheitliche Benachteiligung von Männern müsste über eine gezielte Erhöhung der AHV-Rente kompensiert werden. Schliesslich sind Männer deutlich weniger lang im Pensionsalter als Frauen. Unter der Annahme, dass die Hälfte der tieferen Lebenserwartung von Männern selbst verschuldet ist, beträgt die nicht erklärte Differenz immer noch rund zwei Jahre. Frauen beziehen also ungerechtfertigt zwei Jahre länger Rente, was bei gleichem Pensionsalter von 65 Jahren zehn Prozent höhere Bezüge bedeutet. Solange das Pensionsalter von Frauen bei 64 Jahren wie heute liegt, beziehen Frauen insgesamt sogar über 15 Prozent mehr AHV-Leistungen. Folglich müsste die AHV-Rente von Männern selbst bei gleichem Pensionsalter um zehn Prozent erhöht werden – als Kompensation für die tiefere Lebenserwartung.
Absurd? Vielleicht. Aber nicht absurder, als wegen angeblicher Lohndiskriminierung höhere AHV-Renten für Frauen zu fordern.
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